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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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graue Schein herkommt, liegt auch das Zimmer«, flüsterte sie.
    »Danke.« Ich brachte das Wort nur krächzend hervor, weil Staub in meiner Kehle kitzelte.
    »Geh doch weiter, John!« Will Mallmann drängte. Er war jetzt auch hinter mir.
    Petra schaltete die Lampe ein. Der armdicke Lichtstrahl hüpfte lautlos die Stufen hoch, traf mal die Wand, schwenkte wieder weiter und wies mir den Weg.
    Wir hatten den Schacht hochgeschaut, und ich stellte mal wieder einen Irrtum fest. Die Distanz zwischen uns und dem Lichtschein war doch größer, als ich angenommen hatte. Ich wies Petra an, die Lampe auszuschalten, das tat sie, und wir konnten die Umgebung jetzt besser erkennen. Es fiel einiges an Tageslicht, durch schmale Öffnungen und fensterartige Luken, so daß auch Streifen auf den Boden gemalt wurden. Die Luft war mies geworden, nicht nur stickig, auch schmeckte sie nach Staub, als wäre dieser erst kurz zuvor in die Höhe gestiegen. So frisch…
    Auch Armin Herkner war dies aufgefallen. Er sprach mich darauf an. »Kommt es Ihnen auch so vor, als hätte hier jemand eine Mauer aufgeschlagen?«
    »So ähnlich.«
    Plötzlich hatten wir es eilig. Petra Schwamborn blieb zurück.
    Außerdem brauchten wir ihren Lichtschein nicht mehr, denn durch die verschmutzten Fenster fiel ein matter Schein, der uns den Weg wies.
    Ich sah ihn zuerst.
    Das heißt, eigentlich waren es zwei Dinge auf einmal. Die aufgebrochene Mauer und die Beine.
    Sie hingen vor meinen Augen und gehörten zu einem Mann, den jemand an einem vorstehenden Haken aufgehängt hatte…
    ***
    Urplötzlich war die Stimmung zwischen uns umgeschlagen. Hatten wir vielleicht – und da schloß ich mich nicht aus –, den Fall irgendwie nicht so recht ernst genommen, wurden wir nun eines besseren belehrt, denn der Mann über uns war tot.
    Ein jeder verspürte das kalte Gefühl der Beklemmung, vor allen Dingen Petra Schwamborn, die hinter uns stand. Ihr Chef drehte sich um, er stützte sie ab, denn ihr Gesicht hatte einen fahlen Schein bekommen.
    Will Mallmann war neben mich getreten. Er flüsterte: »Wir scheinen doch richtig zu liegen.«
    »Sieht mir auch so aus.« Bevor ich die kleine Lampe hervorholte, schaute ich nach links, wo sich ein Loch in der Mauer befand. Spitzhacke und Schaufel lagen neben den Trümmern und Gesteinsbrocken. Deshalb auch der Geruch nach relativ frischem Staub. Das Loch hatte noch nicht lange geschlagen sein können. Demnach hing auch der Tote noch keinen Tag in der Würgeschlinge.
    Ich leuchtete ihn langsam an. Tastend wanderte der schmale helle Finger an seiner Kleidung hoch. Er glitt über eine staubige Jeans, erfaßte ein schmutziges Hemd und wenig später auch das Gesicht, auf dessen genaue Beschreibung ich verzichten möchte.
    Jedenfalls hatte der Mann gelitten, ohne seinen Mörder oder seine Mörderin beeindrucken zu können.
    Die Schlinge selbst hing an einem simplen aber dicken Haken. Sie war nicht einmal fachmännisch geknüpft worden. Ich wollte auch nicht mehr länger hinschauen, aber Oberkommissar Herkner hielt meine Hand fest. »Einen Moment noch. Leuchten Sie mal in das Gesicht des Toten. Ich will es mir anschauen.«
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Möglich.«
    Ich tat ihm den Gefallen. Es dauerte nicht lange, und wir alle sahen Herkners Nicken. »Ja, das ist er. Das ist ein stadtbekannter Dieb und Hehler. Er heißt Erich. Man sieht ihn oft auf Flohmärkten. Da verkauft er seine Ware. Kollegen von mir haben ihn schon viermal eingelocht, ihn aber nicht bekehren können.«
    »Jetzt hat es ihn erwischt«, murmelte Will. »Fragt sich nur, was er hier gesucht haben könnte?«
    »Beute!«
    »Wo denn, Armin?«
    »Vergiß nicht, daß die Wand eingeschlagen worden ist.«
    »Dann müßten sich in dem Raum möglicherweise noch Dinge befinden, die ihren Wert haben«, faßte ich zusammen. »Kann das sein, Fräulein Schwamborn?«
    Ich hatte die Kleine zwar angesprochen, aber keine Antwort bekommen.
    Sie stand noch unter einem Schock. »Ja, ja, vielleicht. Man hat das Zimmer zugemauert…«
    Die Erklärung reichte mir. »Gut«, sagte ich, »dann werde ich mich dort umschauen.«
    Die beiden deutschen Kommissare blickten mich erstaunt an. »Sie wollen wirklich…«
    »Das Loch ist groß genug.«
    »Und an die Gefahr denken Sie nicht?«
    »Das bin ich gewohnt. Sollte ich Hilfe brauchen, melde ich mich. Außerdem trage ich einige Waffen bei mir, die auch den anderen gefährlich werden können.«
    Herkner wollte noch widersprechen, aber Will Mallmann legte

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