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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Autolärm blieb doch hinter uns zurück, denn durch diese Straßen konnte man nur in eine Richtung fahren.
    Zwei große Kaufhäuser ragten mit ihren Dächern über die anderen hinaus. Diese Konsumpaläste lagen aber so weit abseits, daß wir von dem Betrieb nichts mitbekamen und uns auf unser eigentliches Ziel konzentrieren konnten.
    Es war der Turm!
    Auch eine Art von Wahrzeichen, vor allen Dingen wegen seiner sechseckigen Form. Wir blieben vor ihm stehen und schauten hoch.
    Petra Schwamborn stieß mich an. »Nun, was sagen Sie als Engländer dazu?«
    »Fragen Sie mich mal was Leichteres.«
    »Wie ist Ihr Eindruck?«
    »Völlig normal. Ich finde an diesem Turm nichts Schlimmes. Er ist sechseckig, das fällt schon auf.« Ich legte die Hand gegen die Stirn, um mich vor den Sonnenstrahlen zu schützen. »Und das sechseckige Gitter auf der Spitze ist später angebracht worden?«
    »Ja.«
    »Wo befindet sich das Zimmer?«
    »Unter dem Gitter.«
    »Zugemauert?« vergewisserte ich mich noch einmal.
    »Soviel ich weiß.«
    »Dann lassen Sie uns nachsehen.«
    Die anderen hatten natürlich nichts dagegen, und so schritten wir auf den Turm zu. Wir befanden uns bei hellstem Sonnenschein mitten in der Kölner City, umgeben von Häusern, großen Läden, Kaufhäusern und völlig normalen Menschen. Da war es schon schwer, an das Unheimliche zu glauben, das in der Nähe lauern sollte.
    Der Oberkommissar hatte an alles gedacht. Auch an einen Schlüssel für die Haustür.
    »Woher hast du den denn?« fragte Will.
    »Betriebsgeheimnis.«
    »Wie du meinst.«
    Armin Herkner öffnete. Er schaute sich dabei das Schloß genau an und hob die Schultern. »Keinerlei Beschädigungen. Hier ist niemand ein- oder ausgebrochen.«
    »Geister brauchen das auch nicht«, sagte Will.
    Petra hüstelte, und Armin Herkner warf dem guten Will einen Blick zu, als würde er an dessen Verstand zweifeln.
    Der Oberkommissar schob die Tür auf. Wir betraten eine völlig andere Welt. Der normale Straßenlärm blieb hinter uns zurück. Die dicken Mauern dämpften ihn fast bis zur Lautlosigkeit, und als Mallmann die Eingangstür zudrückte, fiel auch kaum ein Streifen Licht in den Turm.
    Wir sahen uns nicht, aber wir rochen Petra Schwamborn. Ihr Parfüm…
    »Gibt es hier denn keine Fenster?« Unwillkürlich hatte ich meine Stimme gesenkt.
    »Doch«, wurde mir von Petra Schwamborn erklärt. »Aber man hat sie zugemauert.«
    »Alle?«
    »Nein, einige sind frei.«
    Wir brauchten uns nicht mehr länger im Dunkeln zu unterhalten, denn Herkners Assistentin hatte an vieles gedacht, auch an eine Taschenlampe.
    Der Strahl huschte durch die nähere Umgebung, riß einen hellen Tunnel, traf Wände – und, als er gedreht wurde, auch eine Wendeltreppe.
    »Hält sie?« erkundigte sich Will Mallmann.
    »Ich hoffe es.«
    »Probieren geht über studieren.« Ich nickte der Kleinen zu und machte mich auf den Weg.
    Auch wenn der Turm hermetisch abgeriegelt und verbarrikadiert worden war, Staub bildete sich trotzdem. Er fand immer Lücken, ebenso wie Insekten und Kriechtiere, die in Rissen, Spalten und kleinen Ritzen ihre Plätze gefunden hatten.
    Als Licht über diese Lücken strich, wurden sie aufgeschreckt, verließen ihre Verstecke und huschten schnell wieder zurück, um sich zu verkriechen.
    Unter unseren Füßen knirschten kleine Steinstücke. Staub wehte mir ins Gesicht. Seine Berührung empfand ich wie etwas Vergessenes, das aus den Tiefen der Vergangenheit wieder hervorgezaubert worden war und um seine Daseinsberechtigung kämpfte.
    Ich hatte nicht gefragt, aus wie vielen Stufen sich die Treppe zusammensetzte, nur hoch wollte ich zu diesem verdammten Turmzimmer, in dem sich vor langen Jahren das Schreckliche ereignet hatte.
    War dieser Turm normal, oder lauerte dort das Böse? Ich wollte es herausfinden.
    Allmählich geriet ich ins Schwitzen. Die Luft war sehr schlecht.
    Ein verbrauchtes Gasgemisch, kaum zu atmen. Manchmal strichen mir hauchdünne Spinnweben über das Gesicht.
    Als ich nach meinem Gefühl die Hälfte der Strecke überwunden hatte, blieb ich stehen.
    »Es geht noch weiter!« meldete sich Will Mallmann.
    »Ich weiß, aber löschen Sie mal die Lampe, Petra.«
    »Gern.« Es wurde dunkel, aber nicht stockfinster, denn über uns lag ein grauer Schein. Er mußte von dem Licht stammen, das durch die Fenster fiel, die nicht vernagelt oder zugemauert waren.
    Petra Schwamborn kam zwei Schritte näher und blieb auf meiner Stufe stehen. Breit genug war sie. »Wo der

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