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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm eine Hand auf den Arm. »Laß ihn mal. John Sinclair weiß zumeist, wo es langgeht. Der hat mehr Erfahrung als wir.«
    »Nun ja, sicher…«
    Ich ließ mir von Petra die Lampe geben. Ihre Hand zitterte, als sie mir das Licht übergab.
    Ich lächelte ihr knapp zu und drehte mich um. Die Öffnung paßte so gerade noch. Mit einiger Mühe konnte ich mich hindurchschieben und betrat einen Raum, in dem sich vor langer Zeit ein furchtbares Drama abgespielt hatte, wenn man der Geschichte glauben konnte.
    Unbewaffnet war ich nicht, ich hatte mein Kreuz eingesteckt. Und ich spürte plötzlich, daß sich zwischen diesen Wänden das Grauen eingenistet hatte.
    Es lag wie ein Druck über dem Zimmer. Das Bett sah ich, einen blinden Spiegel, eine Kommode, völlig verdreckte Fenster und selbst die alten Bettlaken waren noch vorhanden. Als ich mit der Hand drüberstrich, zerfiel der Stoff zu Staub. Auch das Holz war weich geworden, und von der Decke sowie den Wänden hingen dünne Spinnweben, die ein graues Muster bildeten.
    Es machte keinen Spaß, den Raum zu durchsuchen. Von dieser Stelle war der Schrecken ausgegangen. Jemand hatte die Wand aufgebrochen und damit einen Fluch befreit.
    Wo steckte Gertrude Ricardis?
    Ich sah sie nicht, aber die größte Überraschung stand mir noch bevor. Als ich das Fußende des Bettes passiert hatte, wäre ich fast auf einen bleichen Knochen getreten, der mir im Weg lag. Und das war nicht alles. Der Knochen und zahlreiche andere dazu sowie ein Schädel vereinigten sich zu einem Skelett.
    Ich schluckte. Fetzen hingen noch an den Gebeinen, denn die Kleidung war nicht völlig vermodert. Da ich die tragische Geschichte kannte, konnte ich mir aussuchen, wessen Gebeine ich vor mir liegen sah. Rudolphs oder Gretchens.
    Das zweite Skelett fand ich unter dem Bett. Ich wurde darauf aufmerksam, weil eine ausgestreckte Knochenhand hervorschaute. Als ich mich bückte und einen Blick unter das Bett riskierte, erkannte ich auch den Schädel und das übrige Gebein.
    Die Zurückgebliebenen waren natürlich neugierig. Ich hörte Wills fragende Stimme. »Was hast du gesehen, John?«
    »Zwei Skelette!«
    Nach dieser Antwort hörte ich den leisen Ruf der Überraschung.
    Petra Schwamborn hatte ihn ausgestoßen. »Dann stimmt es doch, was man sich erzählt hat?«
    »Ja, es sieht so aus.«
    »Kann ich kommen?«
    Ich hatte nichts dagegen. Bei ihrer Größe würde sie es spielend schaffen, sich durch die Öffnung zu zwängen.
    Die beiden Männer blieben vorerst noch draußen.
    Sie betrat vorsichtig das Zimmer. Angespannt war ihre Haltung.
    Als sie sich umschaute und auch das Bett passierte, warnte ich sie.
    »Da ist es!«
    Sie schaute vor ihre Fußspitzen und sah die Knochen. Hart preßte sie die kleine Hand gegen die Lippen. Jetzt waren von ihrem Gesicht nur die großen, braunen Augen zu sehen.
    »Sie haben recht gehabt, Petra.«
    »Scheint so. Aber wo steckt die Frau?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Außerdem müßten noch die beiden Pferde da sein.«
    Wieder hob ich die Schultern.
    »John, wenn du nichts mehr findest, komm zurück!« rief mir Will Mallmann zu.
    »Wollen Sie sich noch umschauen?« fragte ich Petra Schwamborn.
    »Nein, danke, lassen Sie mal. Das ist nichts für mich. Ich bin zwar bei der Polizei, aber mit Skeletten möchte ich auch nicht unbedingt etwas zu tun haben.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Da werden Sagen und Legenden zu Tatsachen«, hauchte sie.
    »Das hätte ich nie gedacht.«
    Sie hatte wohl den Schock überwunden und wollte sich noch länger umschauen, aber ich drängte sie, das Turmzimmer zu verlassen. »Kommen Sie, hier finden wir nichts.«
    »Meinen Sie…«
    »Ja.«
    Ohne Mühe kletterte sie durch das Loch, ich hatte es da schwieriger. Als wir wieder neben den beiden Kommissaren standen, gab Petra bereits einen Bericht.
    Ich hielt mich zurück, bis Herkner eine Bemerkung machte. »Es muß einen Mörder geben. Oder glauben Sie, daß sich Erich selbst erhängt hat?«
    »Nein«, sagte Will. Er schielte mich an, als würde ich ihm den Namen des Mörders verraten.
    »Ich kenne ihn nicht, Will.«
    »Es war eine Frau«, stellte mein Freund fest. »Für mich kommt nur Gertrude in Frage.«
    Keiner widersprach. »Gehen wir mal davon aus«, sagte ich.
    »Dann würde ich gern wissen, wo ich sie und ihre beiden Pferde finden kann. Weiß das jemand der Herren oder vielleicht auch die Dame?«
    Will Mallmann und Armin Herkner mußten passen.
    Petra hatte die Idee, und ich fand sie toll. »Gertrude Ricardis

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