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0396 - Leonardos Zauberbuch

0396 - Leonardos Zauberbuch

Titel: 0396 - Leonardos Zauberbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es einsetze. Die schwarze Druidin Sara Moon hatte es kurzzeitig in den Klauen und hat da etwas eingepflanzt, was ich erst umständlich entfernen muß. Das kann dauern. Ich habe bis jetzt nicht einmal einen Ansatzpunkt finden können. Und das Amulett selbst verrät nichts.«
    Munro schmunzelte. »Zamorra, wie soll ein Stück Metall etwas verraten? Oder sprechen Sie etwa mit diesem verflixten Ding, wie andere mit ihrem Hofhund oder ihrem Papagei?«
    »So ähnlich«, sagte Zamorra. Er hatte seine Schinkenplatte fast niedergemacht und stibitzte jetzt mal eben nebenan bei Nicole, die sofort protestierte.
    »Ich brauche das«, grinste Zamorra. »Ich muß nämlich noch groß und stark werden.«
    »Wein macht auch groß und stark«, behauptete Nicole. »Halte dich daran und laß mir meine Schinkenscheiben. Warum orderst du nicht eine neue Platte für dich allein?«
    Zamorra seufzte. »Das wird dann doch etwas zu viel des Guten… Signor Rudolfo, Sie werden mich für verrückt halten, wenn ich Ihnen erkläre: Ihre Vermutung stimmt! Immer häufiger kommt es mir so vor, als würde Merlins Stern hin und wieder versuchen, zu mir zu sprechen. Mit diesem Amulett geht etwas vor, das ich nicht ganz begreife. Gerade so, als würde es ein eigenes Bewußtsein entwickeln. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zu fantastisch, wie?«
    Der Silberhaarige Schriftsteller schüttelte den Kopf. »Wenn Sie wüßten, welche Fantasien ich früher in meine Romane gepackt habe… da kommt selbst Ihr Amulett noch nicht mit.«
    »Hm«, machte Nicole. Sie schlug Zamorra dezent auf die Finger, als er schon wieder eine Schinkenscheibe umgruppieren wollte. »Zamorra, statt zum Schinkendieb zu werden, solltest du dir tatsächlich mal Gedanken machen, wie du Merlins Stern zuleibe rückst. Ich möchte nämlich auch langsam mal wissen, was es mit diesen Gedankenbotschaften auf sich hat, die er zuweilen aussendet.«
    »Ich werde mich daran machen, sobald der Letal-Faktor entfernt ist«, versprach Zamorra. »Aber dafür werde ich noch Zeit brauchen.«
    »Haben Sie das Amulett bei sich?« fragte Munro.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das liegt sicher im Hotelzimmer im ›Schwarzen Adler‹. Warum soll ich es mit mir herumschleppen, wenn ich es doch nicht einsetzen kann? Als wir Laurins Festung stürmten, war ich schon in Versuchung, aber danach habe ich es abgenommen und weggelegt.«
    Damit waren sie wieder beim Thema »Laurin« angelangt. Für alle drei war dieser Zwerg ein Phänomen, weil es ihm gelungen war, über die natürliche lange Lebensspanne seines Volkes hinaus lebendig zu bleiben, weil ein Fluch ihn an Sintram bebunden hatte. Und der hatte sein Leben immer wieder dadurch verlängert, daß er die Seelen seiner Opfer verschlang. Solange Sintram lebte, konnte auch Laurin, der Entmachtete, nicht sterben. Jetzt war er froh, daß er es endlich konnte, und würde sein Leben irgendwann ganz normal beenden. Aber niemand konnte sagen, wann Laurin alt wurde.
    Lange nach Mitternacht verließen sie endlich den Nikolauskeller, weil der Wirt auch mal Feierabend machen wollte. Über ihnen funkelten am wolkenlosen Himmel die Sterne. Auch Zamorras Amulett sollte einmal ein solcher Stern gewesen sein, ehe Merlin mit all seiner magischen Kraft eine Wunderwaffe daraus machte. Aber daran dachte in dieser Nacht keiner von ihnen mehr.
    ***
    Das Fabrikgelände lag verlassen da. Schon seit ein paar Jahren wurde nicht mehr produziert. Gras und Unkraut wucherten an den Wegen, die Fensterscheiben waren blind, und überall hingen Spinnennetze. Wächter gab es keine; die Firma existierte nicht mehr. Daß sich unter einer der Lagerhallen weitere Räume befanden, wußten nur die Angehörigen der Sekte.
    Wenn sie kamen und gingen, waren sie vorsichtig und achteten darauf, nicht aufzufallen, obgleich an sich kaum einmal jemand hierher kam. Vielleicht ein Liebespärchen, das aus der Stadt in die Ruhe der umliegenden Landschaft auswich und glaubte, hier ungestört zu sein. Aber man konnte nie wissen, wer zufällig auf der Hauptstraße unterwegs war und sich wunderte, daß ein Wagen zu dem Gelände der stillgelegten Fabrik abbog.
    Andererseits - übervorsichtig waren sie auch nicht. Denn sie wußten, daß der Fürst der Finsternis sie schützte.
    Der Fürst der Finsternis! Giorgio Gambino schüttelte sich, wenn er an diese scheußliche Kreatur dachte, die auf dem Marmor-Altar aufgetaucht war. Selbst wenn jemand alles bis zu diesem Moment noch für Hokuspokus gehalten hatte - jetzt

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