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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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verbinde.«
    »Hallo, Chef«, sagte ich und malte mit dem Zeigefinger unsichtbare Ornamente auf den Tisch. »Was ist denn los?«
    »Es tut mir sehr leid, Jerry, daß ich Ihnen und Phil den freien Abend verderben muß. Aber Ihre Kollegen haben zu tun oder sind nicht zu erreichen. Ist Phil noch bei Ihnen?«
    »Ja, Chef.«
    »Dann setzt euch in den Wagen und kommt zum Distriktgebäude. Im Augenblick sitze ich selber nämlich auch noch im Auto, mit dem ich von zu Hause abgeholt wurde.«
    »Okay, Chef.«
    Ich legte den Hörer auf. Aus der Art, wie der Chef spricht, kann man schnell heraushören, wann man noch einen harmlosen Witz riskieren und wann man zu spurten hat. Diesmal hatte seine Stimme ganz entschieden in Richtung Spurten geklungen.
    »Schnall die Schulterhalfter um, Phil«, sagte ich.
    »Elender Job«, sagte Phil schlicht und treffend. »Und ich war gerade so schön müde.«
    Unterwegs überlegten wir, ob es so eilig sei, daß wir die Sirene und das Rotlicht am Jaguar einschalten sollten. Aber dann unterließen wir es doch, weil wir die Bevölkerung von Manhattan nicht aus ihrer sauer verdienten Nachtruhe aufscheuchen wollten.
    Als wir das Dienstzimmer unseres Distriktchefs betraten, waren bereits drei Leute da: Mr. High, der Einsatzleiter und ein ranghöher Offizier der New York State Police. Wir wurden rasch vorgestellt. Dann kam man zur Sache.
    »Seht euch hier die Karte an«, sagte der Chef und zeigte auf das große Blatt, das auf seinem Schreibtisch lag. »Hier ist der Bear Mountain Harriman State Park. Naturschutzgebiet mit einigen Einschränkungen. Hier läuft die Landstraße 210 quer durch den Park in westöstlicher Richtung. Nördlich der Straße, hier, liegt der Stanahe-See. Etwa drei Meilen östlich des Gewässers und ungefähr dreißig Yard nördlich der Straße wurde von einem Liebespärchen die Leiche eines Mannes gefunden, der offenbar durch einen Kopfschuß getötet wurde.«
    Ich betrachtete die Karte genau.
    »Okay«, sagte ich nach einer Weile. »Wir werden hinfinden. Aber warum ist das ein FBI-Fall?«
    Mr. High sah gedankenverloren auf die Landkarte. Erst nach einer Weile hob er den Kopf. In diesem Augenblick wirkte er müde.
    »Der Leichnam trägt die Uniform eines Polizisten aus dem Staat New Jersey. Er wurde aber auf einem Gebiet gefunden, das zum Bundesstaat New York gehört. Damit rückt der Fall automatisch in die Zuständigkeit des FBI. Und zwar ausschließlich in unsere Zuständigkeit. Ich möchte, daß ihr beiden die Leitung der Ermittlungen übernehmt. Übrigens - in den letzten Jahrzehnten hat niemand ungestraft einen Polizisten umgebracht.«
    ***
    Der Mond schien in die Straße und Hinterhöfe der Bronx. New Yorks nördlichster Stadtteil war allmählich zur Ruhe gekommen, soweit ein städtischer Bezirk von anderthalb Millionen Einwohnern je zur Ruhe kommen kann. Die Kinos hatten ihre letzte Vorstellung vor gut einer Stunde beendet, die meisten Kneipen waren längst geschlossen, und nur noch wenige Bars und Nachtklubs mit Konzession bis in die frühen Morgenstunden hielten die Türen geöffnet.
    Ein Güterzug ratterte die Eisenbahnlinie der New-York-Central-System-Gesellschaft entlang und dröhnte mit widerhallendem Lärm durch die Unterführung unter der Gun Hill Road, die an dieser Stelle den Namen Cortlandt-Park Süd führte. Neun junge Burschen drückten sich gegen die kühle Mauer der Unterführung und warteten, bis die roten Lichter des Zuges auf der Brücke über den Van-Cortlandt-See verschwanden. Beiderseits der Schienen lag die dunkle Fläche des großen Parks im Mondlicht und ließ in ihrer Weitläufigkeit vergessen, daß sie eingebettet war in ein kilometerlanges Meer von Häusern und Straßen.
    Kaum war das rhythmische Rattern des Zuges in der Ferne verklungen, da ertönte die Stimme von Stearne Hatkins erneut in ihrer packenden Schärfe.
    »Moggy, knips die Lampe wieder an. Jesse, du warst noch nicht dran.«
    Jesse Lowing unterdrückte ein Gähnen, legte die beiden Hände gegen die rauhe Mauer der Unterführung und stemmte sich mit den beiden Absätzen gegen die matt schimmernde Eisenbahnschiene. Sein hochaufgeschossener, hagerer Körper bildete dadurch zum waagerechten Schotterboden einen Winkel von fast fünfundvierzig Grad. Es war die Art, wie sich Gangster schräg gegen eine Wand zu stützen hatten, wenn sie von Polizisten nach Waffen durchsucht wurden. Und genau dies tat der Bandenführer, allerdings mit dem gleichen negativen Resultat wie bei allen anderen

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