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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß jemand uns hier auf dem Innengelände einsperren wollte, oder wir könnten andere hier einsperren, indem wir das Tor schließen.«
    Tendyke grinste still vor sich hin.
    Sie befanden sich jetzt in einem großen Innenhof, dessen Niveau etwas einen Meter über dem Dschungelboden lag. Kalmauc breitete die Arme aus. »Diese Mauer führt rund um die Anlage«, dozierte er. »Ihre Basis ist unbeschädigt, die ersten Zerstörungen setzen in etwa drei Metern Höhe ein. Die Mauer muß früher der grundlegende Teil eines umfassenden Wehr-Systems gewesen sein. Es gibt überall Treppen, die zur einstigen Mauerkrone hinaufführen, die hier und da noch unbeschädigt ist. Es gab da oben Laufgänge, es gab eine Art Schießscharten, es gab kleine Depots, in denen möglicherweise Waffen und Werkzeug gelagert wurden. Es ähnelt also gewissermaßen einer Burg, nur die Türme fehlten. Es gab kleine Wohnbauten, die samt und sonders unterkellert waren, nur konnten wir bisher in die ehemaligen Kellerräume noch nicht eindringen, weil sie alle verschüttet sind. Etwas hat die Steinhäuser vehement zerstört und alles Material in die Keller stürzen lassen. Auf einer künstlichen Erhöhung steht der Tempel, den wir Sonnentempel genannt haben, weil er den entsprechenden Inka-Bauwerken verblüffend ähnelt. Und nur ein paar Meter südlich befindet sich die Grabstätte des ehemaligen Burgherren.«
    »Verbürgt« fragte Nicole schnell.
    »Wir nehmen es an«, schränkte Kalmauc ein. »Ich wüßte nicht, wer sonst mit solchem Prunk hier bestattet worden sein sollte.«
    Zamorra schnipste mit den Fingern. »Es gibt hier ein paar Ungereimtheiten«, sagte er. »Einmal liegt diese Ex-Festung mitten in der Wildnis, recht unerreichbar. Haben Sie Reste von Straßen finden können, die hierher führten? Auch wenn die Straßen des Inka-Reiches erst viel später gebaut wurden, muß man doch irgendwie hierher gekommen sein. Man muß die Steine herangeschleppt haben, die zum Bau dieser Festung nötig waren, denn die gibt’s hier im Amazonas-Becken nicht. Man wird sie aus den Bergen herunter transportiert haben. Aber warum baute man diese Anlage hier in den Dschungel? Und wieso ist sie dermaßen verwüstet? Dieses Mauerwerk ist erdbebensicher, nicht wahr? Trotzdem sind die Wohnbauten zusammengebrochen und in die Kellerräume gestürzt. Da paßt doch nichts zusammen. Hinzu kommt, daß die Festung allenfalls fünf Hundertschaften von Kriegern mit ihrem Troß Raum bot, eher weniger. Das ist verhältnismäßig wenig. Warum wird dann hier jemand bestattet mit allem Prunk, den man aufbringen kann? Warum setzt man ihn nicht da bei, wo sein Lebensmittelpunkt war? Und das war bestimmt nicht dieser Außenposten, wie ich ihn mal salopp nennen möchte.«
    »Professor, diese Fragen haben wir uns schon selbst gestellt«, fuhr Kalmauc beleidigt auf.
    »Und?«
    Tendyke mischte sich ein. »Der Wissenschaftler rätselt noch und bittet um Geduld«, zitierte er einen Liedtext. »Die Herren Archäologen haben noch keine Antwort gefunden. Das geht auch nicht so schnell. Es gibt hier keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, die Festung ist absolut unbekannt. Wir können nur die Erkenntnisse verwerten, die wir hier vor Ort gewinnen, können nicht auf andere Informationen zurückgreifen. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, sind wir alle noch nicht lange genug hier. Möglicherweise haben die Huaqueros auch längst wertvolle Stücke verschleppt, die uns hätten Aufschlüsse bringen können. Vielleicht fehlen uns gerade die Teile, die geklaut wurden.«
    Kalmauc nickte.
    Zamorra und Nicole begannen ihren Rundgang durch die Festungsanlage.
    Überall wucherten Pflanzen, ragten Bäume zwischen den Ruinen hervor. Schlingpflanzen rankten sich um Mauerwerk, Moos kroch an den Steinen empor.
    »Aufpassen«, warnte Tendyke. »Wir haben hier zwar ein Großreinemachen veranstaltet, aber es gibt noch allerlei herzliebes Getier. Alles, was kriecht oder schlängelt und krabbelt, ist um so giftiger, je kleiner es ist.«
    Nicole nickte. »Ich werde also wohl Stiefel brauchen, die vor Schlangenbissen schützen.«
    »Hast du doch im Marschgepäck. Vorm Anziehen hineinschauen. Vielleicht wohnt ein Skorpion drin, oder eine Vogelspinne.«
    Nicole sah Tendyke böse an. »Für wie dumm hältst du mich?«
    »Ich warne lieber einmal zu oft, als daß ich einmal zu oft den Begräbnisanzug aus dem Schrank holen muß«, sagte er.
    Zamorra stieg die Steinstufen zum Tempel hinauf und sah sich um. Er sah Zeichen

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