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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der jahrhundertelang tot und in einer Lederhülle eingenäht hier gelegen hatte, konnte sich nicht bewegen. Er durfte es nicht.
    Die Erlebnisse mit der Medusenschwester in Tunesien hatte er verdrängt.
    Daran erinnerte er sich nicht mehr. Dabei war damals doch auch das Unwahrscheinliche zur Wirklichkeit geworden!
    Der Untote streckte beide Hände aus und versuchte nach Nicole zu greifen. Sie wich aus und schlug seine Hände zur Seite. Sie waren nicht mumifiziert! Wie lebend frisch sahen sie aus, so, als habe dieses Wesen nur geschlafen, anstatt als Toter bestattet worden zu sein.
    Aber im nächsten Moment löste der Untote sich vor den Augen der beiden Menschen auf.
    Er verschwand einfach! Aber sein Verschwinden unterschied sich von dem der Menschen, die den goldenen Brustschild berührt hatten, dadurch, daß kein Schrumpfprozeß zu bemerken war und auch kein Durchsichtigwerden.
    Der Maskenträger war plötzlich fort, wie ein Schatten verschwindet, wenn das Licht eingeschaltet wird.
    Nur noch die leere Lederhülle lag da.
    Nicole faßte ins Leere.
    Nur Jorgensen hatte gesehen, wie das goldene Amulett einmal kurz aufleuchtete und dabei grelles Blaulicht abgestrahlt hatte.
    Er wollte etwas sagen.
    Er kam nicht dazu.
    Vor seinen Augen begann Nicole Duval zu verschwinden! Innerhalb von einer, zwei Sekunden schrumpfte sie auf halbe Größe zusammen, wurde dabei durchsichtig und war im nächsten Moment so verschwunden wie die anderen auch!
    »Oh, verdammt«, stieß Jorgensen entsetzt hervor. »Was nun? Himmel, was nun?«
    Seine Lampe strahlte die leere Hülle an, in der der Priester gelegen hatte, und dann den goldenen Brustschild. Hatte der wirklich für den Bruchteil einer Sekunde grelles blaues Licht abgegeben, oder war Jorgensen einer optischen Täuschung unterlegen?
    Daß Nicole fort war, war keine optische Täuschung gewesen.
    Jetzt hatte es schließlich auch sie erwischt, die letzte, die die goldene Scheibe berührt hatte.
    Jorgensen faßte das vertrackte Ding nicht an. Er ließ es liegen, wo es war. Er konnte jetzt nur hoffen, daß die verwegene Theorie der Französin stimmte und daß sie an einer anderen Stelle derWelt in der Lage war, die unheimlichen Vorgänge rückgängig zu machen und die Verschwundenen wieder herbeizuzaubern.
    Aber große Hoffnungen hatte Jorgensen nicht.
    Müde verließ er die Grube. Mit langsamen, schleppenden Schritten trat er durch das Tor, benutzte den Pfad und erreichte das Camp, auf dem das Lagerfeuer inzwischen merklich kleiner geworden war, weil niemand es für nötig erachtet hatte, zwischendurch mal wieder Holz nachzulegen.
    Aber der Feuerschein reichte noch aus, das Unwirkliche zu erkennen.
    O’Sullivan lag immer noch besinnungslos am Boden. Chang kauerte neben dem Lagerfeuer. Und da standen vier Männer in verschmutzter, abgerissener Kleidung, die Schußwaffen in den Händen hielten.
    Und diese Schußwaffen waren auf Chang gerichtet – und auch auf Jorgensen.
    Die Huaqueros waren gekommen, um zu ernten, wo sie nicht gesät hatten…
    ***
    In der Frau, die über großes magisches Wissen verfügte, sah der Mann mit dem dichten weißen Bart eine riesige Gefahr. Sie war ein Risiko, das er nicht eingehen konnte.
    Das blaue, goldverzierte Gewand wogte, als er sich bewegte. Der Zauberer breitete Arme aus. In seinen kalten schwarzen Augen blitzte es auf, als er die Formel sprach, die im letzten Moment alles anders werden ließ.
    Die Frau, die das Geheimnis des Inka-Zauberpriesters erkannt zu haben schien und die wußte, daß sie nur das Amulett mit der aufmodellierten Blauen Stadt mit in die Vergangenheit zu nehmen brauchte, um dort die Rückkehr einzuleiten, wurde nicht mit den anderen zusammengebracht.
    Sie kam weder in die Inkastadt wie die beiden anderen, die sich durch ihre Para-Fähigkeiten von dem Rest der Gefangenen unterschieden, noch wurde sie in die Blaue Stadt gebracht.
    Diese Frau mit ihrem magischen Wissen bekam keine Chance mehr, das goldene Amulett mit sich zu nehmen. Und sie wurde zur persönlichen Gefangenen des Zauberers, der über die Blaue Stadt und ihre Kreaturen herrschte. Er wollte sehen, wie sie vor seinen Augen starb.
    Dadurch würde sie zwar keinen Zweck erfüllen können, aber das war ihm in diesem Moment egal. Sie würde nicht die letzte sein, die er holt.
    Sie landete dort, wo niemand sie suchen würde, und wo sie ihr Ende finden mußte…
    Der spitze Hut mit den Tuchschleiern wippte leicht auf dem Kopf des Zauberers mit dem dichten weißen Vollbart, als

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