Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
geblieben? Wieso war hier plötzlich eine breite Prunkstraße mit metallisch schimmerndem Boden? Wieso konnte sie plötzlich die Baumwipfel der Dschungelriesen nicht mehr als schwarze Schatten vorm nachtblauen Himmel erkennen?
    Und das Licht, das jetzt aufflammte, und das sie blendete… das aus Schatten Menschen werden ließ, die vor ihr aufragten… Menschen, wie sie sie noch niemals zuvor gesehen hatte!
    Sie wollte schreien.
    Aber sie wußte, daß es nichts nützen würde. Die Unheimlichen, die sich ihr immer mehr näherten, würden sich davon nicht beeindrucken lassen, und jene, denen ihr Hilfeschrei galt, konnte sie nicht mehr hören.
    Dr. Evita Suarez hatte die Welt verlassen.
    ***
    In der Wellblechbaracke gab es kein elektrisches Licht. Tendyke entzündete eine Petroleumlampe, die an der Decke hing. Sofort sammelte sich ein Schwarm von Moskitos, die die Lampe umtanzten. Der immer dichter werdende Schwarm, der durch das Fenstergitter und die Tür dringenden Insekten war lästig, aber nicht weiter weltbewegend. Die Menschen schützten sich, indem sie die freien Hautstellen mit einer Substanz einrieben, die die Insekten abstieß. Zusätzlich arbeitete in der Nähe des Lagerfeuers ein kleiner Ultraschallsender, dessen Schwingungen die Insekten fernhielten. So ließ sich der Aufenthalt ertragen, ohne daß man innerhalb weniger Minuten restlos zerstochen wurde.
    Tendyke griff in eines der Regale und holte einen Gegenstand hervor.
    Er war nur locker in eine Folie eingewickelt, nicht aber verschweißt. Tendyke löste die Folie und legte die Scheibe dann auf den Tisch unter die Lampe. Er nahm sie zusätzlich vom Deckenhaken und stellte sie neben die Scheibe, damit sie besser beleuchtet wurde.
    »Das ist das Amulett, von dem ich sprach«, sagte er.
    Zamorra war im ersten Moment enttäuscht. Er hatte schon fast damit gerechnet, einen der Sterne von Myrrian-ey-Llyrana zu sehen. Merlin hatte seinerzeit insgesamt sieben Amulette geschaffen – das siebte, perfekteste, trug Zamorra. Es hieß, die sechs anderen seien gemeinsam so stark wie das siebte; andere Gerüchte behaupteten, die sechs könnte es sogar überwinden. Niemand hatte es bislang erproben können, weil die sieben Amulette nicht aufeinandergetroffen waren. Zamorra wußte, daß Sid Amos eines besaß, das war aber auch schon alles.
    Aber das hier war keines dieser handtellergroßen Amulette, die sich äußerlich nicht voneinander unterschieden, sondern nur in ihrer inneren, magischen Qualität voneinander abwichen; jedes war besser und stärker geworden als das vorherige, hatte aber nie Merlins Zufriedenheit bewirken können. Nur Merlins Stern, das Haupt des Siebengestirns, hatte die nötige Perfektion erreicht.
    Das hier – war etwa so groß wie ein Suppenteller. Mehr als ein Amulett, fast schon ein Brustschild. Trotzdem war es nicht zu vergleichen mit jenem, den Pater Aurelian trug.
    Diese große Scheibe war flach. Sie besaß an den kunstvoll verzierten Rändern Ösen, an denen eine Kette zum Umhängen befestigt war. Die einzelnen Kettenglieder waren filigran modelliert und stellten winzige Götzenfiguren dar, die sich mit Armen und Beinen miteinander verhakten, um die Kette zu bilden. Sie bestand aus purem Gold.
    Aus Gold war auch die Scheibe an sich. Zumindest glaubte Zamorra das im ersten Augenblick. Als er dann aber seinen Körper leicht verlagerte, um die Scheibe aus einer anderen Perspektive zu sehen, glaubte er unversehens zu träumen.
    Gold wurde zu Blau!
    Reines, kräftiges Blau schimmerte ihm entgegen, und im gleichen Moment hatte die Oberfläche der Scheibe ihren Charakter verändert und zeigte keine indianischen Ornamente mehr, sondern das Modell einer Stadt!
    Eine ganze Stadt mit Häusern und Straßenzügen, auf eine kreisrunde Platte vom Durchmesser eines Tellers gebannt! Über mehrere Stockwerke ragten die Häuser auf, die teilweise ineinander verschachtelt waren.
    Deutlich waren Außentreppen zu sehen, Fensteröffnungen, tragende Säulen unter vorspringenden Dächern, und ein sternförmiges Straßensystem, von schmaleren Querwegen untereinander verbunden. In der Mitte ein großer, runder Platz, und darauf das Modell eines Tempels mit siebeneckigem Grundriß!
    Es mußte ein Tempel sein. Für einen Palast war dieses Gebäude im Verhältnis zu den anderen Häusern zu klein, aber ein palastähnliches Bauwerk grenzte an einer Seite an den runden großen Platz und überspannte in Form einer Brücke gleich drei der einmündenden Straßen, die darunter

Weitere Kostenlose Bücher