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0398 - Die Töchter von Atlantis

0398 - Die Töchter von Atlantis

Titel: 0398 - Die Töchter von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werfen, und mein Herzschlag verdoppelte sich, als ich endgültig erkannte, was sich auf dem Schiff getan hatte.
    Das Deck war verschwunden.
    Einfach weggerissen, fortgeschleudert in die Tiefe hinein, die es verschlungen hatte. Aber nicht allein das Deck, auchseine Aufbauten, selbst die Masten waren nicht zu sehen, sie mussten irgendwo zwischen dem Wirrwarr versteckt und zersplittert sein.
    Das Geisterschiff bestand nur noch aus dem Schiffsrumpf, und wann der zusammenkrachen würde, war nur eine Frage der Zeit.
    Es war wieder stiller geworden.
    Ich spürte ihn in meinem Gesicht, und er schien aus zahlreichen tastenden Fingern zu bestehen, als er mich als Hindernis erkannt hatte. Nicht allein den Geruch des Meeres wehte er mir entgegen, auch einen engel- oder sirenenhaften Gesang, den die drei Nixen von sich gaben.
    Ich wollte sie sehen und drehte deshalb den Kopf, damit ich zwischen die Felsen schauen konnte.
    Sie hatten den Platz nicht gewechselt. Ein silbriger Schein umgab die drei Wesen, als sie aus dem Wasser schauten und sich mit ihren langen Flossen schwimmend im Kreis bewegten.
    Auch sie mussten mich gesehen haben, denn sie winkten mir zu.
    Man hätte es als Freundlichkeit auslegen können, ich aber empfand es in diesen Momenten als den reinen Hohn.
    Noch mehr hörte ich.
    Dieses neue Geräusch war lauter als das Singen der Nixen. Es war mir auch nicht unbekannt.
    Es war ein leises, gefährliches Klingeln…
    ***
    Im ersten Moment dachte ich, meine Nerven hätten mir einen Streich gespielt. Dies war nicht der Fall, denn das Klingeln blieb, und ich empfand es als einen tödlichen Gruß.
    Irgendwo aus dem Unsichtbaren drang es hervor, eine tödliche Melodie, die mir das Grauen ankündigte.
    Der Kampf mit dem Henker würde mir bevorstehen, daran ging kein Weg vorbei. Wenn es sich schon nicht ändern ließ, so wollte ich wenigstens den Ort bestimmen.
    Und das sollte nicht hier auf dem Schanzkleid stattfinden. Es war mein Glück, dass die äußere Bordwand noch stand.
    Damit existierten auch die an ihr entlanghängenden Taue, an denen ich mich festklammern konnte. Eines befand sich nicht weit von mir entfernt, und das bekam ich zwischen die Finger.
    Es war rau und feucht. An einigen Stellen auch aufgerissen. Das alles störte mich nicht. Ich hoffte nur, dass es so lange hielt, bis ich unten war.
    Noch zitterten meine Arme von der Anstrengung. Durch die Rundungen der Schultern zuckten die Muskelstiche. Es breitete sich in meinem gesamten Körper aus, sodass ich Mühe hatte, das Tau festzuhalten.
    Ich umklammerte es nicht allein mit den Händen. Es verschwand auch zwischen meinen Beinen, sodass ich es mit den Oberschenkeln halten konnte und ich so noch ein wenig Unterstützung bekam.
    An der Bordwand entlang rutschte ich nach unten, begleitet von dem hässlichen Klingen der Sensen, das mit jeder Sekunde, die verrann, immer lauter wurde.
    Schon stellte sich die Frage, wer schneller war, der für mich noch unsichtbare Henker oder ich.
    Ich beeilte mich. Das Tau rutschte mir an den Händen entlang, schabte hart über die Haut, riss sie auf, sodass die Innenflächen anfingen zu bluten.
    Ich jagte weiter nach unten, schlug gegen die Bordwand und hatte bei jedem Aufprall das Gefühl, als würde sie von meinen Schuhen eingedrückt. Aber noch hielt sie, und sie hielt auch, als ich den Wasserspiegel dicht neben dem Schiff erreichte.
    Auf den Felsen konnte ich mich nicht mehr schwingen. Ich ließ mich in das schaumig gurgelnde Wasser fallen, tauchte auch unter, kam hoch und schwamm mit müde wirkenden Bewegungen auf den Felsen zu, der mir beim Klettern auf das Deck als Startplatz gedient hatte.
    Dort legte ich eine kurze Pause ein und warf lange Blicke in die Runde. Der Himmel schimmerte in seinem dunklen Blau und war von den prächtigen Bildern der Gestirne übersät. Ein freier, weiter Blick wurde mir gestattet, aber ich sah leidernicht den, auf den es mir ankam. Der Henker und seine Sense hielten sich zurück.
    Nur das Klingeln war vorhanden. Ich konzentrierte mich auf die Laute und stellte fest, dass sie nicht weit von mir entfernt sein mussten, denn über mir hörte ich sie sehr deutlich.
    Wenn der andere es wollte und mit seiner Sense zuschlug, konnte er mir den Schädel abhacken.
    Ich spürte das flaue Gefühl im Magen. So etwas wie Angst drang hoch, der Herzschlag verstärkte sich, und es gab nur eines für mich.
    Ich musste von hier verschwinden auf die Insel.
    Ich bekam keine Schwierigkeiten, den Strand zu erreichen.

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