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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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getappt war.
    Und nun mußte er einen Weg finden, wieder hinaus zu gelangen.
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß die Krieger ihre Gefangenen durch die Treppen-Falltür nach oben holten. Ein Seil herabzulassen, war zwar möglich, aber sie hatten da oben keinen sicheren Stand. Und wenn der Gefangene verletzt war, mußte jemand nach unten klettern, um ihn zu holen. Das paßte aber nicht zu der Mentalität der Indios dieses Landstrichs und dieser Epoche. Einen Verletzten würden sie eher hier unten umkommen lassen.
    Aber es gab keine Reste…
    Also gab es irgendwo in akzeptabler Höhe einen Ausgang.
    Tendyke begann, systematisch die Wände abzutasten. Die glatten Steine fühlten sich kühl und feucht an. Seine Hände glitten über das Material, versuchten Unebenheiten aufzuspüren.
    Die Indios hatten hier ebenso gebaut wie draußen an der Festungsmauer und in der Stadt. Die Steine waren sorgfältig bearbeitet, glatt, und die Fugen zwischen ihnen waren kaum zu ertasten.
    Als Tendyke das Gefühl hatte, einmal rundum gewesen zu sein, hatte er immer noch nichts feststellen können. Er mußte es anders versuchen.
    Nicht nur tasten – sondern drücken.
    Und als er seinen zweiten ›Rundgang‹ zur Hälfte beendet hatte, gab ein Stein in Hüfthöhe unter seiner drückenden Hand nach. Er glitt um etwa einen halben Zentimeter ins Mauerwerk zurück.
    Tendyke schmunzelte in der Dunkelheit. Da war es, was er suchte.
    Dieser Stein mußte mit einem Mechanismus verbunden sein.
    Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß die Indios es zuließen, daß der Gefangene sich selbst befreite. Ganz so einfach durfte es also nicht sein, den Mechanismus zu betätigen. Immerhin hatte sich nach der leichten Verschiebung des Steins absolut nichts getan.
    Er drückte weiter. Aber jetzt gab der Stein nicht mehr nach. Er blieb unverrückbar fest dort, wo er war.
    Tendyke fühlte die Ränder des Mauerwerks ab. Und da grinste er.
    Da war eine Mulde…
    Hier griffen Verzahnungen ineinander. Warum das so war, interessierte ihn im Moment nicht. Wichtig war nur, daß er drauf und dran war, den Trick herauszufinden, mit dem eine geheime Tür geöffnet werden konnte.
    Er klemmte seine Finger in die Mulde und begann zu ziehen.
    Jetzt bewegten sich zwei Steine!
    Der, an dem er zog, kam millimeterweise aus der Wand heraus. Und der andere drehte sich nun ganz, ganz langsam schräg.
    Tendyke zog weiter. Er wartete darauf, daß noch mehr geschah.
    Als er den neuen Stein mit der Mulde rund zehn Zentimeter weit gezogen hatte, kam der erste mit doppelter Geschwindigkeit zurück. Er schob sich jetzt ebenfalls heraus. Tendyke mußte die Finger aus der Mulde lösen. Der erste Stein glitt hinein und füllte sie fast völlig aus. Jetzt sah der Abenteurer, daß auf der anderen Seite des ›Zugsteines‹ derselbe Vorgang noch einmal ablief. Er hatte den Mechanismus in Gang setzen können.
    Wie die einzelnen Steine ineinander griffen, und was diese gegenläufigen seltsamen Bewegungen im Mauerwerk auslösten, konnte er nicht feststellen. Aber plötzlich hörte er weiteres Gestein knirschen. Er ließ wieder die Feuerzeugflamme aufspringen, in deren Schein er immer wieder zwischendurch beobachtete, was an seinem ›Arbeitsplatz‹ geschah, und sah zwei Meter neben sich eine Öffnung in der Wand. Da war eine Steinplatte zurückgeglitten und hatte einen Durchgang freigegeben.
    Tendyke grinste.
    Er trat an den Durchgang und leuchtete hinein.
    Sein Grinsen wurde zur Grimasse. In dem Gang, dessen vorderen Bereich er ausleuchtete, wimmelte es von kleinen, aber giftigen Schlangen…
    Und die ersten dieser gefährlichen Biester verließen bereits den Gang und glitten über den Morast auf Tendyke zu…
    ***
    Laub raschelte. Kratzende, schleichende Geräusche erklangen. Moskitos sirrten. Hin und wieder schrie ein Nachtvogel. Irgendwo, vielleicht fern, vielleicht ganz nah, bewegten sich Raubtiere durch das Dickicht. Schlangen, giftige Insekten, möglicherweise ein Jaguar auf Beutesuche…
    Und mitten auf einem mit Macheten freigehauenen Weg durch den Dschungel lagen zwei gefesselte Menschen.
    Die beiden Archäologen Trevor und Ticao.
    Trevor stöhnte leise. »Ich werde noch verrückt hier«, murmelte er.
    »Klappt das denn überhaupt nicht?«
    »Spiel bloß nicht den wilden Mann«, erwiderte Moana Ticao kühl. Die Studentin, die aus einer Laune heraus mit kahlgeschorenem Kopf herumlief, bewegte sich, versuchte ihre Position etwas zu verändern. Immer wieder probierte sie, ob sie nicht

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