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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in den Händen vergraben. »Warum das alles?«
    Esteban Kalmauc zuckte mit den Schultern. »Wir werden es herausfinden«, sagte er leise. »Wie auch immer sie uns hierher geholt haben – wir leben. Das Verschwinden aus dem Camp war nicht der Tod.«
    »Aber der Tod holt uns hier! Zwei sind schon weg«, keuchte Evita Suarez.
    »Sie haben sie umgebracht! Und sie werden auch uns umbringen, einen nach dem anderen.«
    »Wer sich so viel Mühe gibt, uns aus dem Camp verschwinden zu lassen, der bringt uns nicht einfach um«, sagte Kalmauc. Aber er glaubte selbst nicht so recht daran. Er wollte nur verhindern, daß die anderen durchdrehten, allen voran Dr. Suarez. Er wünschte, seine Kollegin würde ihre überlegene Ruhe wiederfinden. Auch die beiden Kahlköpfe wären zur moralischen Unterstützung nicht schlecht, fand er. Jorgensen, der gelassene Pfeifenraucher, hatte sich bislang durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, und auch die ebenfalls kahlköpfige Studentin Moana Ticao hatte die Ruhe weg. Wenn die beiden hier wären anstelle von Dr. Suarez und Guillaume, wäre das besser…
    Cuataxi rüttelte und bog an den Gitterstäben. Immer wieder versuchte er sie aufzubiegen oder aus ihren Verankerungen in Boden und Decke zu lösen. Aber es wollte ihm nicht gelingen.
    An diesem Versuch waren vor ihm schon die anderen gescheitert. Aber Cuataxi ließ sich davon nicht beirren. In regelmäßigen Abständen versuchte er es immer wieder.
    Ebensogut hätte er versuchen können, die Alpen in die Sahara zu verpflanzen.
    »Wenn ich nur wüßte, was das alles bedeutet«, flüsterte Guillaume.
    »Es muß doch einen Grund haben. Nichts geschieht ohne Grund.«
    Diesmal antwortete Kalmauc nicht.
    Seine Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung. Wer verschwand?
    Wer war ausgewählt? Es handelte sich offenbar nur um die Wissenschaftler des Camps und jene Grabräuber, die versucht hatten, die Ruine zu plündern. Andere, unbekannte Menschen von irgendwoher waren hier nicht vertreten. Der Auslöser für das Verschwinden, oder besser für die Versetzung hierher in diese seltsame Stadt mußte also in der Ruinenfestung zu suchen sein.
    Esteban Kalmauc grübelte noch ergebnislos, als die Raubtierköpfe wieder kamen, um ihr nächstes Opfer aus der Zelle zu holen und fortzubringen, einem ungewissen Schicksal entgegen…
    ***
    Tendyke dachte nach. Dieses Verlies war absichtlich nicht als Todesfalle konstruiert. Denn dann hätte man unter die Falltür wenigstens harten Steinboden gebaut, wenn nicht sogar spitze Pfähle aufgerichtet. Statt dessen gab es hier diesen gut fünfzehn Zentimeter dicken Schlamm, der als Polster wirkte, um den Aufprall zu dämpfen. Wer nicht richtig landete, riskierte zwar trotzdem noch Knochenbrüche, aber die Wahrscheinlichkeit des Überlebens war hoch.
    Die Indios mußten sich für diese Schlammschicht eine Menge Mühe machen. Denn hier im Anden-Hochland war die Luft trocken und das Wasser nicht gerade überreichlich vorhanden, trotz der regelmäßigen starken Regenfälle.
    Nun, Feudalherrscher wie die Inka oder auch die Priesterschaft konnten es sich leisten, entsprechende Mühen von ihren Untertanen zu verlangen.
    Aber allein daß man sich diese Mühe machte, deutete darauf hin, daß Tendyke bei weitem nicht der erste war, der über diese Treppe stürmte und in die Falle geriet.
    Die Festung… die unterirdischen Tempelräume mit Fallen und Seitengängen die Tempelkrieger…
    Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, daß sich die Bewohner der Stadt, eher aber die Bewohner der Festung mit irgend jemandem im Kampf befanden. Es wurden Gefangene gemacht, die gefährlich waren.
    Die möglicherweise ständig zu fliehen in der Lage waren. Für sie war diese Falle gedacht, und wahrscheinlich noch ein paar weitere Konstruktionen.
    Man mußte sich eines Gegners erwehren, der sich innerhalb der Festung relativ frei zu bewegen vermochte…
    Aber wer konnte dieser Gegner sein?
    Der Gedanke, sich mit ihm zu verbünden, war recht abwegig. Tendyke sah keine Möglichkeit, mit diesem Gegner in Verbindung zu treten.
    Andererseits rechneten die Herren dieser Festung und des Tempels ihn wohl zum Feind. Eine fatale Sache.
    Aber daß der dämpfende Morast hier war, deutete darauf hin, daß man die Leute, die in die Falle stürzten, trotzdem lebend haben wollte. Fürs Opfer!
    Er schalt sich einen Narren. Da hatte er Zamorra befreien und sogar selbst Gefangene machen wollen – mit dem Resultat, daß er wie ein blutiger Anfänger in die Falle

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