0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans
ich. »Sie haben wieder einmal auf Anhieb begriffen, Snyder.«
***
Um vier Uhr zwanzig begann es im Osten zu tagen. Schon lag die Morgendämmerung grau über dem Land, die Sterne verblaßten, und aus dem Tal kroch der Nebel die Hänge empor.
Wir lagen seit einer Viertelstunde im taufrischen Gras, froren und konnten uns doch nicht bewegen. Wir, das waren Snyder, Phil und ich. Irgendwo in der Stille rings um uns mußten die anderen verborgen sein, aber sehen konnten wir sie nicht.
»Der Sheriff muß jeden Augenblick kommen«, murmelte Snyder und hauchte in die gekrümmten Hände.
»Ob es richtig ist, daß wir ihn klingeln lassen?« fragte Phil.
»Doch«, erwiderte ich. »Ich bin überzeugt, daß es richtig ist. Sorrensky weiß genau, daß der Überfall spätestens schon auf dem nächsten Bahnhof gemeldet worden ist. Er weiß, daß es eine Riesenaktion der Polizei auslösen wird. Er müßte sich wundem, wenn hier niemand nachschauen käme.«
»Das ist logisch«, gab Snyder zu. »Nur weiß leider niemand, wie weit ein Gangster logisch denkt. Wenn er nur logisch dächte, könnte er kaum ein Gangster sein«
»Da haben Sie wieder recht«, brummte ich und fing an, meine Hände in schnellem Rhythmus zu Fäusten zu ballen, zu öffnen, zu ballen, zu öffnen. Die Finger waren schon so klamm, daß ich mich fragte, ob ich damit überhaupt die Pistole würde halten können.
Auf dem Zufahrtsweg wurde fernes Motorengeräusch laut. Es kam näher, und dann sahen wir einen Wagen mit den Emblemen des County Sheriffs auf den Türen langsam über den Weg holpern. Er fuhr bis vor die Treppe, die zur mittleren Etage hinaufführte. Der Sheriff stieg aus mit einem seiner Leute. Sie reckten sich beide und sahen sich dabei ein wenig um. Sie wirkten ziemlich ungezwungen, als sie die Treppe hinaufstiegen. Dann hörten wir es im Innern des Hauses leise klingeln.
Es dauerte fast zwei Minuten, bis die Tür oben aufging- Ein Mann in einem weißen Kittel kam und; sagte irgend etwas, was wir selbst in sechs Schritt Entfernung nicht verstehen konnten. Der Sheriff erwiderte etwas, und dann kamen sie zu dritt die Treppe wieder herab. Der Sheriff blieb stehen, Ich nie sich an die Hauswand und brachte eine Zigarre zum Vorschein.
»Haben Sie Feuer, Doc?« hörten wir schwach.
»Sicher, ja, Augenblick.«
Der Mann in dem weißen Kittel brachte Streichhölzer zum Vorschein. Als er eins angerissen hatte, trat der Hilfssheriff von hinten an ihn heran. Ich sah, wie er dem Mann seine Pistole in die Seite drückte.
»Ganz ruhig bleiben«, sagte der junge Beamte gelassen.
»Was soll das heißen?«
»Ruhig bleiben, Mister, ganz ruhig bleiben!« wiederholte der Hilfssheriff.
»Los!« sagte ich und sprang hoch.
Wir liefen geduckt zwischen den Büschen hindurch und erreichten das Haus auf der Giebelseite, wo es keine Fenster gab. Wir bogen um die Ecke und kamen auf die Talseite des Gebäudes, wo der Sheriff mit seinem Assistenten stand- »Na, Gott sei Dank«, schnarrte Hippley. »Ich fing gerade an, nervös zu werden.«.
»Wenn das nicht Bernhard Kunkelmann ist«, meinte Phil und grinste. »Wir sind G-men, Kunkelmann, und das sagt Ihnen hoffentlich genug. Passen Sie schön auf ihn auf, Hippley. Aber vorher geben Sie uns schnell mal Ihren Kittel, Kunkelmann. Wenn Sie einen Arzt spielen können, dürfen wir es vielleicht auch einmal versuchen?«
Es blieb ihm nichts anderes übrig. Bei fünf Gegnern versuchte er gar nicht erst dumme Tricks. Aber Seinem Gesicht konnte man ansehen, wie sehr er uns zum Teufel wünschte. Phil streifte sich rasch den Kittel über. Dann gng er vor Snyder und mir her die Treppe hinauf.
Die Haustür stand ein wenig offen. Als wir auf den letzten Stufen waren, hatte ich den Eindruck, als hörte ich im Flur ein hastiges Scharren, aber gleich darauf war es wieder still. Phil stieß die Tür auf und sagte nach hinten:
»Pst! Sehr leise, bitte! Unsere Patienten schlafen natürlich!«
Er hatte es mir geflüstert, und im Flüstern sind fast alle Stimmen gleich, wenn sie sich nicht durch starke Dialektfärbungen unterscheiden.
Wir kamen in eine Art Diele. Snyder sah sich suchend um, dann deutete er auf eine rechts gelegene Tür. Wir gingen auf Zehenspitzen darauf zu. Phil lauschte einen Augenblick am Schlüsselloch. Ich nahm die Dienstpistole in die Hand. Endlich drückte Phil die Tür vorsichtig aüf.
Snyder hatte sich nicht getäuscht. Vor uns lag die Treppe zum untersten Geschoß. Wir stiegen sie hinab. Phil voran. Als man unten
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