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0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

Titel: 0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich zerschlug die Bande des Satans (3 of 3)
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das kalte, triumphierende Lachen eines Gangsters, der Besonnenheit mit Feigheit verwechselte.
    »Okay. Sie sind vernünftig. Los, wir gehen zurück zu Ihrem Wagen. Wir steigen ein und gehen im Zug vor bis zu dem Spezialwagen, kapiert?«
    Zugführer Richy nickte schweigend. Er machte kehrt und stapfte fröstelnd auf dem Schotter zurück. Seine Augen stehen ungewöhnlich eng beieinander, prägte er sich noch im Gehen ein. Das kann ein wichtiger Anhaltspunkt für die Polizei werden. Wenn du überhaupt noch Gelegenheit hast, der Polizei etwas zu erzählen.
    ***
    Albert Crawler war in seinem rollenden Telegraphenamt tatsächlich eingeschlafen. Er wurde wach, als der Zug anhielt, als das gewohnte rhythmische Rattern plötzlich aufhörte. Neugierig hob er den Kopf, rieb sich gähnend über die Augen und trat ans Fenster.
    Der Zug hielt auf freier Strecke. Vermutlich war ein Vorsignal auf Halt gestellt. Crawler strecke sich eine Zigarette an und beschloß, den Kriminalroman weiterzulesen, den er bei Antritt seines Nachtdienstes begonnen hatte. Plötzlich entdeckte er den Feuerschein droben auf dem flachen Höhenzug.
    Der Zug rollte nach ein paar Minuten weiter. Crawler stand immer noch am Fenster und wunderte sich, daß der Zug nicht schneller wurde. Aber da hielt er schon wieder an. Möchte wissen, was da los ist, dachte Crawler, zog an seiner Zigarette und öffnete schließlich das Fenster.
    Bittere Kälte drang in die warme, verbrauchte Luft des Abteils. Der junge Angestellte fuhr sich zum Hals und schloß den obersten Knopf. Rauch von der Zigarette, die er im Mundwinkel hängen hatte, stieg ihm in die Augen. Er nahm die Zigarette in die linke Hand und rieb sich mit der rechten die Tränen aus den Augen, bevor er den Kopf ein wenig zum Fenster hinausschob.
    Undeutlich sah er den Zugführer in seiner Uniform sehr weit vom auf dem Bahndamm entlanggehen.
    Irgendwas stimmt hier nicht, dachte er. Richy steigt nicht aus, wenn ein Signal auf Halt steht. Jedenfalls nicht gleich. Eine Weile starrte er hinaus in die kalte sternenklare Nacht. Er sah den Zugführer zurückkommen und entdeckte bald den Mann, der Richy folgte.
    Aus der offenstehenden Tür vom Abteil des Zugführers fiel gelbes Licht. Richy kletterte zurück in den Zug. Der Mann, der ihm gefolgt war, schien einen Arm gebrochen zu haben. Jedenfalls sah es aus Crawlers Entfernung so aus, als sei der Arm in einem Gipsverband und geschient. Dann stieg auch dieser Mann die Trittbretter hinan.
    Crawlers Augen weiteten sich.
    »Au verdammt!« entfuhr es ihm.
    Hatte er wirklich eine Maschinenpistole gesehen? Oder hatte er es sich nur eingebildet? Ging seine Phantasie mit ihm durch? Angeregt von dem Kriminalroman, den er gelesen hatte, bevor er eingenickt war?
    Crawler wußte wie jeder vom Stammpersonal, daß sie den üblichen Transportwagen mit dem aussortierten Geld heute im Zug hatten. Und gerade weil er dies wußte, fiel es ihm schwer, etwas, was er nicht genau und nur einen flüchtigen Augenblick lang gesehen hatte, als Phantasiegebilde abzutun. Natürlich wäre es das einfachste gewesen, nach vorn zu gehen und nachzusehen. Aber wenn da wirklich etwas im Gange war, riskierte er womöglich Kopf und Kragen. Weiß man, wie schnell ein Gangster abdrückt, wenn plötzlich jemand auf der Bildfläche erscheint?
    Eine Weile stand er unschlüssig neben dem Fenster und rauchte, ohne daß es ihm bewußt wurde. Als die Zigarettenglut an seinem Daumen spürbar wurde, drückte er den Rest schnell im Aschenbecher aus. Noch einmal zögerte er. Dann näherte er sich vorsichtig dem Fenster und schob langsam den Kopf vor.
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Ein kurzer Blick, nur für einen Sekundenbruchteil, hatte ihm gezeigt, daß vorn aus dem Transportwagen etwas herausgeworfen wurde. Crawler fuhr sich mit der Zunge über die vor Aufregung plötzlich trockenen Lippen. Er schluckte und bewegte nervös die Hände.
    Dann stürzte er an seinen Tisch. Er riß die Liste mit den Telefonnummern der Eisenbahngesellschaft aus seiner Schublade und fuhr mit dem Zeigefinger die Spalten entlang. Endlich hatte er gefunden, was er suchte. Mit fliegenden Fingern wählte er.
    »Pennsylvania Station New York«, sagte eine weibliche Stimme. »Guten Morgen. Welche Abteilung wünschen Sie?«
    »Die Zugaufsicht! Schnell!« stieß Crawler hervor.
    Es schien ihm Ewigkeiten zu dauern, bis endlich eine Männerstimme zu hören war:
    »Zugaufsicht. Wer spricht da?«
    »Crawler«, stieß der junge Mann heiser hervor.

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