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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hatte.
    »Was ist das da oben für ein Stück Stoff, dort in der Takelage, ungefähr sieben Meter über uns?« fragte sie.
    Odar warf Ross einen raschen Blick zu, bevor er antwortete.
    »Ich weiß es nicht, Schwester. Wünscht Ihr, daß ich es hole?«
    Es war Ross, der ihn an ihrer Stelle anwies, nach oben zu steigen.
    Mit geübter Leichtfüßigkeit kletterte Odar die Takelage hinauf und war einen Augenblick später bereits wieder unten, ein zerrissenes Stück Stoff in der Hand.
    »Es ist an einem Nagel im Mast hängengeblieben, Schwester«, erklärte er.
    Fidelma sah, daß es sich um ein Stück einfaches Leinen handelte, einen Stoffetzen, der von einem Hemd stammen könnte. Sie interessierte vor allem die Tatsache, daß er stellenweise voller Blut war und daß es sich um relativ frische Blutflecken handelte, noch nicht völlig braun und eingetrocknet, sondern von deutlich erkennbarem Rot.
    Fidelma blickte einen Augenblick gedankenvoll nach oben, trat unter die Takelage und spähte zu dem eingerollten Topsegel hinauf. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf die Reling – auf einen verschmierten Abdruck getrockneten Blutes, der deutlich eine Handfläche erkennen ließ. Nachdenklich starrte sie darauf. Wer auch immer diesen Abdruck hinterlassen hatte, mußte die Reling von der Seeseite her umklammert haben. Sie seufzte leise und steckte das abgerissene Stück Leinen in ihr marsupium , den großen Beutel, den sie stets an ihrem Gürtel trug.
    »Bringt mich in die Kapitänskajüte«, bat Fidelma, als ihr klar wurde, daß es auf Deck nichts Neues mehr herauszufinden gab.
    Ross wandte sich zum Heck des Schiffes, zur Hauptkajüte unterhalb des erhöhten Achterdecks. Eigentlich gab es dort zwei Kajüten. Beide wirkten ordentlich aufgeräumt, die Kojen waren gemacht, und in einer der Kajüten war der Tisch gedeckt. Teller und Tassen waren allerdings ein wenig durcheinandergeraten, und Ross, der Fidelmas fragenden Blick bemerkte, erklärte, die Ursache hierfür sei wahrscheinlich das unberechenbare Schwanken des Schiffes, als es ohne Steuermann vor dem Wind schwoite.
    »Es ist ein Wunder, daß es bisher noch nicht an den Felsen zerschellt ist«, fügte er hinzu. »Gott weiß, wie lange es schon ohne steuernde Hand über die Meere treibt. Und es fährt unter vollen Segeln, so daß ein heftiger Windstoß genügt, wenn niemand da ist, die Segel zu bergen oder zu reffen.«
    Nachdenklich preßte Fidelma die Lippen aufeinander.
    »Man hat fast den Eindruck, als sei die Besatzung einfach verschwunden«, fuhr Ross fort. »Als hätte man sie weggezaubert …«
    Fidelma hob zynisch eine Augenbraue.
    »Solche Dinge passieren nicht in der wirklichen Welt, Ross. Es gibt für alles eine logische Erklärung. Zeigt mir den Rest des Schiffes.«
    Ross führte sie hinaus.
    Unter Deck wich der frische, scharfe Salzgeruch des Meeres dem drückenden Gestank, der sich entwickelt, wenn Männer jahrelang auf engstem Raum zusammenleben. Der Abstand zwischen den Decks war so gering, daß Fidelma sich bücken mußte, um sich den Kopf nicht an den Balken zu stoßen. Kein noch so intensives Schrubben mit Salzwasser konnte den schalen Schweißgeruch und den bittersüßen Uringestank beseitigen, der sich in den Aufenthaltsräumen der Besatzung festgesetzt hatte. Das einzig Positive war, daß es dort unten wärmer war als oben auf dem kalten, zugigen Deck.
    Dennoch wirkten die Mannschaftsquartiere recht reinlich, wenn auch nicht ganz so gepflegt wie die Kajüten, die vermutlich den Offizieren vorbehalten waren. Es gab jedoch auch hier keinerlei Anzeichen von Unordnung oder hastigem Aufbruch. Die Ausrüstung war fein säuberlich verstaut.
    Anschließend führte Ross sie in den großen Laderaum des Schiffes. Dort stach Fidelma ein anderer Geruch in die Nase – nach dem muffigen, beißenden Gestank in den Mannschaftsquartieren ein neuer Sinnesreiz. Fidelma hielt inne, runzelte die Stirn und versuchte, den Duft, der in ihre Nasenlöcher drang, einzuordnen: eine Mischung aus verschiedenen Gewürzen, vor allem aber der Geruch von abgestandenem Wein. Suchend schaute sie sich im Dämmerlicht des Laderaums um. Er schien leer zu sein.
    Ross hantierte mit Feuerstein und Zunder und zündete eine Öllampe an, damit sie den Innenraum besser sehen konnten. Er seufzte leise.
    »Wie ich bereits sagte, das Schiff ragte hoch aus dem Wasser heraus, wodurch es bei einem Unwetter doppelt anfällig ist. Ich dachte mir schon, daß der Laderaum leer sein muß.«
    »Warum hatten

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