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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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vorhabt, heute mit Adnár das Morgenmahl einzunehmen, steht Euch ein langer Fußmarsch bevor, am Ufer entlang bis zu der Landzunge, auf der seine Festung steht. An unserem Kai ist jedoch ein kleines Boot festgemacht, das Ihr benutzen könnt, wenn Ihr wollt. Es dauert nur zehn Minuten, von dort über die Bucht zu rudern.«
    Fidelma wollte ihr gerade danken, da war die Äbtissin schon verschwunden.
     
    Äbtissin Draigen hatte recht: es war eine kurze, angenehme Überfahrt, vorbei an der Mündung des kleinen Flusses, der sich in die Meerenge ergoß – genau zwischen der Landzunge, auf der die Abtei errichtet worden war, und dem kahlen Felsvorsprung, auf dem die runde, aus Stein erbaute Festung Adnárs stand. Wie hatte Ross sie genannt? Die Festung der Kuh-Göttin – Dún Boí . Fidelma konnte nicht umhin, die Weitsicht ihrer Erbauer zu bewundern, denn der Vorsprung, auf dem sie errichtet war, beherrschte nicht nur die offene Durchfahrt zum Meer, sondern die gesamte Meerenge mit ihrer Breite von mehreren Meilen. Die Wälder auf dem Felsvorsprung waren gerodet worden, so daß man einen ungehinderten Blick über die Bucht hatte, und nach den Holzgebäuden zu urteilen, die hinter den grauen Granitmauern sichtbar wurden, waren die gefällten Bäume beim Bau der Festung sinnvoll genutzt worden.
    Als Fidelma über die seichte Bucht ruderte, hörte sie Rufe. Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah eine dunkle Gestalt auf der Festungsmauer und eine zweite Gestalt, die davonrannte. Ihre Ankunft war offensichtlich bemerkt worden und wurde Adnár nun unverzüglich gemeldet.
    Tatsächlich, als Fidelma mit ihrem kleinen Boot längsseits des hölzernen Piers unterhalb der Festung anlegte, stand dort Adnár höchstpersönlich mit einigen seiner Krieger, um sie willkommen zu heißen. Er verbeugte sich lächelnd und war die Höflichkeit selbst, während er ihr aus dem Boot half.
    »Willkommen, Schwester. War die Überfahrt nicht anstrengend?«
    Fidelma erwiderte sein Lächeln.
    »Überhaupt nicht. Es ist nur eine kurze Entfernung«, fügte sie, auf das Offensichtliche verweisend, hinzu.
    »Ich dachte, ich hätte heute morgen eine Totenglocke läuten hören?« Die Bemerkung war eher als Frage formuliert.
    »In der Tat, das habt Ihr«, bestätigte Fidelma. »Es war die Totenmesse für den Leichnam, der gefunden wurde.«
    Adnár wirkte verblüfft.
    »Soll das heißen, daß Ihr die Identität der Toten festgestellt habt?«
    Fidelma schüttelte den Kopf. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob im Tonfall des Häuptlings nicht eine Spur Besorgnis mitgeschwungen hatte.
    »Die Äbtissin kam zu dem Schluß, daß die Tote ohne Namen beerdigt werden sollte. Hätte sie noch länger gezögert, wäre daraus eine Gefahr für die Gesundheit der Gemeinschaft entstanden.«
    »Eine Gefahr?« Adnár schien eine Weile mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, doch dann begriff er, was sie meinte. »Ah, ich verstehe. Also seid Ihr in der Angelegenheit bisher noch zu keinen Schlußfolgerungen gelangt?«
    »Nein.«
    Adnár drehte sich um und wies mit der Hand den kurzen Pfad hinauf, der vom Pier zu einem kleinen Holztor in der grauen Festungsmauer führte.
    »Laßt mich vorausgehen, Schwester. Ich freue mich, daß Ihr gekommen seid – ich war mir gar nicht so sicher.«
    Fidelma runzelte die Stirn.
    »Ich sagte Euch doch, daß ich heute das Morgenmahl mit Euch einnehmen würde. Und was ich verspreche, das halte ich auch.«
    Der großgewachsene, schwarzhaarige Häuptling breitete entschuldigend die Arme aus, als er beiseite trat, um sie als erste durch das Tor gehen zu lassen.
    »Ich wollte Euch nicht beleidigen, Schwester. Es ist nur so, daß Äbtissin Draigen mich nicht gerade liebt.«
    »Das kann ich seit gestern höchstpersönlich bezeugen«, erwiderte Fidelma.
    Adnár schritt eine kurze Steintreppe hinauf zu einem großen Holzgebäude aus mächtigen Eichenbalken. Die Flügeltüren waren mit Schnitzereien reich verziert. Die beiden Krieger, die sie unauffällig begleitet hatten, bezogen jetzt am Fuß der Treppe Posten, während Adnár die Tür aufstieß.
    Der Anblick, der sich Fidelma zur Begrüßung bot, verschlug ihr fast den Atem. Adnárs Festsaal war gut geheizt, in einer großen Feuerstelle prasselte ein riesiges Feuer. Der ganze Raum war reich geschmückt und weitaus prunkvoller, als sie das bei einem einfachen bó-aire , einem Kuh-Häuptling ohne Landbesitz, erwartet hätte. Das Gebäude bestand überwiegend aus Eiche, doch die

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