04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
beiden scheint es Spaß zu machen, wenn sie jemandem Angst einjagen können, dachte Lennet bei sich, wenn es weiter nichts ist...
»Und wenn Sie mich umbringen, ich werde Ihnen nichts weiter sagen, weil ich Ihnen schon alles gesagt habe. Glauben Sie mir doch! Sie brauchen mich gar nicht mitzunehmen zu Ihrem BIDI! Am besten, Sie lassen mich gleich hier aussteigen, dann schaffe ich es auch noch ins Kino. Und Samstag erhalten Sie den wöchentlichen Bericht!«
»Halt die Klappe, Lissou", schnauzte ihn Onkelchen Olivier wütend an. »Los, Huc, verbinde ihm die Augen.«
Eine stählerne Hand drückte Lennet so fest in seinen Sitz, daß ihm die Luft wegblieb. Im nächsten Moment hatte er ein schwarzes Tuch vor den Augen.
Im Hauptquartier des BIDI
Schweigend fuhren sie noch ungefähr eine Stunde. Allerdings wußte Lennet nicht, ob sie irgendwelche Umwege gemacht hatten oder direkt zum Sitz des BIDI gefahren waren.
Er hatte es vorgezogen, nicht zu fragen. Onkelchen Olivier hatte ihm mitgeteilt, daß er der Direktion des BIDI vorgestellt werden würde, wo man ihm ein interessantes Angebot unterbreiten wollte.
Olivier bremste scharf.
»Darf ich das Tuch jetzt abnehmen?«
»Immer schön mit der Ruhe.«
Huc führte Lennet durch eine oder zwei Türen eine Treppe hinunter. Ein paar Worte wurden in einer Lennet unbekannten Sprache gewechselt. Wieder gruben sich Hucs Finger in seinen Arm.
Endlich befahl Hucs hohe Fistelstimme: »Nimm das Tuch ab.«
Lennet riß dich die Binde von den Augen.
Er stand in einem kleinen, viereckigen Raum. Ein vergittertes Fenster ließ einen engen, von hohen Mauern umgebenen Hof erkennen. In dem Zimmer befanden sich ein Tisch, Stühle, ein Sofa und ein Waschbecken. Wahrscheinlich eine Art Gefängnis, aber nicht so schlecht! Huc öffnete die Tür und murmelte etwas vor sich hin, was sich anhörte wie: »Ich gehe der Direktion Bescheid sagen...«
Das Abenteuer schien endgültig begonnen zu haben.
Eine halbe Stunde verging, ohne daß sich etwas ereignete.
Jetzt half Lennet seine angeborene Ruhe. Der junge Agent war nicht im mindesten aufgeregt. Er verspürte sogar etwas wie Vorfreude auf die nahende Gefahr. Seine Sinne waren wacher denn je.
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Onkelchen Oliviers Kopf erschien.
»Tritt näher, mein Kleiner. Die Direktion verlangt nach dir. Ich habe dich ihr in den buntesten Farben geschildert. Es gibt nichts Besseres als eine warme Empfehlung von Onkelchen Olivier.«
War das nun Spaß oder Ernst? Onkelchen Olivier hatte ihm seine fette Hand auf die Schulter gelegt und schob ihn vor sich her. Sie gingen über einen Gang, stießen eine Tür auf und standen an einer Betontreppe, die ins Tiefparterre führte.
»Weiter, weiter, mein Alter!« Zögernd kletterte Lennet hinunter. Wieder ein Gang mit mehreren gepanzerten Türen auf der rechten Seite.
»Weiter, ganz nach hinten, mein Kleiner!« Am Ende des Ganges befand sich eine gepanzerte Tür, die nur durch ein elektronisch funktionierendes Schloß zu öffnen war. Olivier drückte nacheinander auf drei Knöpfe. Langsam drehte sich der Türflügel und schwang auf. Entschlossen trat Lennet hindurch.
Im nächsten Moment stand er in einem großen, fensterlosen Saal. In jeder der vier Ecken befand sich ein äußerst stabil aussehender Safe. Die grelle Neonbeleuchtung erhellte alle Winkel und Ecken. Da waren Schreibtische, Ordner und das Schaltpult eines Elektronengehirns. Das trockene Rattern von Fernschreibern klang an Lennets Ohr. Die Kontrollampen einer Telefonzentrale leuchteten auf und verloschen. Auf schmalen Schienen kurvten kleine Wägelchen durch den Raum, rissen die Papierstreifen von den Fernschreibern und blieben vor großen Metallkassetten stehen, die sich automatisch öffneten und dicht beschriebene Zettel ausspuckten...
Lennet glaubte zunächst, das einzig menschliche Wesen in dieser vollautomatischen Geisterwelt zu sein.
Eine kleine, alte, runzelige Dame thronte hinter dem Schreibtisch
Doch dann fiel sein Blick auf einen wunderschönen Schreibtisch im Stil Louis XV., dessen elegant geschwungene Beine und Perlmutteinlegearbeit so ganz und gar nicht in diese nüchterne Umgebung passen wollten. Der Schreibtisch stand genau in der Mitte des Saales. Dahinter thronte eine kleine, alte, runzelige Dame, dick gepudert und geschminkt, in einem urgroßmütterlich anmutenden Spitzenkleid und mit einem in Silber gefaßten Zwicker auf der Nase.
»Das ist der junge Mann, Madame Schasch!«
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