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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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noch einmal ertragen kann«, meinte Joseph.
    »Er hat
jedem von uns zwei Pfund als Entschädigung für unsere Mühe gegeben«, sagte
Rainbird.
    Sämtliche
Mienen hellten sich auf. »Es ist schade, dass Mylord ein so schlechter Mensch ist«,
meinte Lizzie.
    »Ich
glaube, er ist ein guter Mensch«, sagte Rainbird. »Er ist nur zu lange im Krieg
gewesen. Er hat versprochen, dass sich die letzte Nacht nicht wiederholen wird,
und ich glaube es ihm.«
    »Er
sieht ja so gut aus«, sagte Alice traumverloren.
    »Mir
macht er Angst«, meinte, Jenny. »Ich hoffe, dass ich nie mehr so einen
abscheulichen Anblick erleben werde.«
    Mrs.
Middleton glaubte an den guten Einfluss einer liebenden Frau, und sie schwebte
noch immer auf einer Wolke der Euphorie über die wohlverdiente Strafe, die
Felice zuteil geworden war. »Was ihm fehlt«, sagte sie daher, »ist eine brave
Frau, die ihn liebt.«
    »Eine
brave Frau«, höhnte Dave. »Er hat gleich drei auf einmal gehabt.«
    »Lass
deine unanständigen Reden«, wies ihn Jenny zurecht.
    »Ich
meine es ernst«, fuhr Mrs. Middleton fort. »Sie werden immer zu guten Menschen,
wenn sie einer braven Frau begegnen.«
    Rainbird
zuckte die Achseln. »Nur in Büchern«, sagte er.

    Lord Guy und Mr.
Roger kamen um drei Uhr morgens, zu einer vergleichsweise frühen Stunde also,
nach Hause. Sie baten darum, um neun Uhr geweckt zu werden, weil sie sich einem
Ausflug des Vierspänner-Clubs nach Box Hill anschließen wollten. Da sie
erst am übernächsten Tag wieder zurück sein wollten, konnte die Dienerschaft
nach Belieben mit ihrer freien Zeit verfahren.
    Rainbird
nahm sich ein Herz und überreichte Lord Guy beim Frühstück die Rechnung für die
Lohnerhöhung und das Extrageschenk von zwei Pfund pro Kopf.
    Lord
Guy gab ihm ohne Murren das Geld und unterzeichnete einen Wechsel für die
Löhne.
    Es
überraschte ihn, dass er die gesamte Dienerschaft in der Halle aufgereiht
vorfand, um ihm Lebewohl zu sagen. Rainbird bedankte sich als ihr Sprecher im
Namen aller für das Geld.
    Lord
Guy verbeugte sich leicht, und in seinen Augen stand ein feiner Spott. »Hauen
Sie nicht alles gleich wieder auf den Kopf«, sagte er. Beschwingt ging er
hinaus, während Mr. Roger schwerfällig wie ein Bär hinter ihm dreintapste.
    »Er ist
furchtbar nett, wenn er lächelt«, schwärmte Alice gefühlvoll.
    Sie
gingen alle zusammen in ihren Aufenthaltsraum hinunter, um zu überlegen, was sie
mit ihrem freien Tag anfangen könnten. Lizzie, die gern in den Parks spazierenging,
um möglichst viel frische Luft zu schnappen, sagte, sie würde wahrscheinlich in
die Kensington-Gärten gehen. Joseph hüstelte geziert und meinte, er würde
sie begleiten, und Lizzie errötete vor Freude.
    Angus
wollte in Antiquariaten nach billigen Büchern stöbern, und Jenny und Alice
entschieden sich für einen Schaufensterbummel. Mrs. Middleton schaute Rainbird
hoffnungsvoll an, aber der sagte, er wolle zum Berkeley Square hinüber, um
»Lizzies Reformerin« zu besuchen, Danach wolle er zur Bank von Mylord um die
Löhne zu holen. Die Hälfte des Geldes werde er in die Sparbüchse tun, in der
sie die Ersparnisse, mit denen sie ihr Gasthaus kaufen wollten, aufbewahrten.
Dann gab er jedem seine zwei Pfund. Mrs. Middleton erklärte sich bereit, das
Haus zu hüten. Sie wollte jederzeit zur Stelle sein, falls Rainbird sie nach
seinem Gang zur Bank doch noch ausführen wollte.
    Rainbird
erwartete nicht, dass diese Miß Jones zu so früher Stunde schon empfangsbereit
war, aber er hatte vor, eine passende Zeit zu vereinbaren.
    Es war
ein kalter, sonniger Morgen. Als er zum Berkeley Square hinüberschlenderte, musste
Rainbird über Mrs. Middletons Reformpläne für Lord Guy lächeln.
    Miß
Esther Jones' Butler warf einen Blick auf Rainbirds Livree und schaute ihn
traurig an. »Sie sind wohl gekommen, um meinen Posten zu übernehmen?« fragte
er.
    »Nein«,
antwortete Rainbird. »Miß Jones wünscht mich zu sehen, um über die Erziehung
des Personals zu sprechen. Ich habe nicht die Absicht, meine Stellung zu
wechseln, und Miß Jones hat nicht die Absicht, so etwas vorzuschlagen. Es ist
mir klar, dass Miß Jones so früh am Morgen noch nicht wach sein kann, aber ich
hoffte, eine Verabredung für den Nachmittag treffen zu können.«
    »Es ist
nie zu früh für Madam«, sagte der Butler mit düsterer Miene. »Meistens ist sie
um sechs Uhr morgens schon wach. Was schreibt das Protokoll vor, wenn Diener
hohe Herrschaften besuchen? Sie besteht nämlich streng auf

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