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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Menge
herunterblickte, und auf einmal erspähte er Esther und wurde hellwach. Er trat
vom Fenster zurück, und Esther wußte, dass er herunterkommen würde, um mit ihr
zu sprechen.
    Sie
drehte sich um und rannte, so schnell sie konnte, die Straße hinunter, und sie
hielt erst an, als sie sicher in ihrem Haus am Berkeley Square war und die Tür
hinter sich versperrt hatte.

Drittes Kapitel

    Am Tag nach der
Abendeinladung krempelten die Diener um die Mittagsstunde die Ärmel hoch und
machten sich zornig an die Arbeit. Man hatte sogar Angus MacGregor aus der
Küche holen, müssen, damit er half, die Schnapsleichen auf die Straße zu
befördern. Halbnackte Männer und Frauen beschimpften ihn wild, aber er
schimpfte auf Gälisch zurück und schwang sein Hackmesser, und bald war das Haus
von Gästen befreit.
    Dann
galt es, das abscheuliche Durcheinander von randvollen Nachttöpfen,
Essensresten und zerbrochenen Gläsern aufzuräumen und die schmutzigen Böden zu
reinigen.
    Manuel
war wieder verschwunden. Er war weder in dein Dachzimmer, das er mit MacGregor
teilte, noch in den Wirtschaftsräumen im Kellergeschoß.
    »Wahrscheinlich
schläft er am Fußende im Bett seines Herrn wie so ein verdammter Köter«,
murmelte Joseph, dem seine vornehme Redeweise über der schweren Arbeit abhanden
gekommen war. Er hob unter dem Esstisch ein schmutziges Strumpfband auf und
warf es ins Feuer. Es war bloß gut, dass Lizzie am Ausguss mit dem Spülen von
Gläsern und Geschirr beschäftigt war, dachte er. Die Hinterlassenschaften der
Gäste reichten, um die Seele eines jungen Mädchens zu verderben. Er dachte
wieder daran, dass er Lizzie ein Geschenk kaufen wollte. Aber die Geschäfte
waren sicher längst geschlossen, wenn sie ihre Arbeit beendet hatten.
    Um vier
Uhr nachmittags rief Jenny Lizzie vom Ausguss weg und bat sie, in den
Schlafzimmern der Herren zu helfen. Es war Zeit, die Kamine zu säubern und
Kannen mit heißem Wasser hinaufzubringen. Sie würden sicherlich bald aufwachen
und sich anziehen, um für einen weiteren ausschweifenden Abend bereit zu sein.
Beladen mit einem großen Kohleneimer, mühte sich Lizzie hinter Jenny die Treppe
hinauf.
    »Wir
beginnen mit dem Zimmer Seiner Lordschaft«, sagte Jenny und öffnete die Tür.
    Sie und
Lizzie blieben wie vorn Donner gerührt auf der Schwelle stehen. Seine
Lordschaft lag mit drei nackten Frauen im Bett, die wie zerknitterte weiße
Bettlaken über ihn hindrapiert waren. Lord Guy erwachte, richtete sich mühsam
auf und starrte die zwei Mädchen an, die mit feuerroten Gesichtern glotzäugig
dastanden. Er blickte auf seine Bettgenossinnen und furchte die Stirn, Hatte er
auch nur eine von ihnen wirklich gehabt? fragte er sich unsicher. Dann schaute
er in Lizzies unschuldiges schockiertes Gesicht und sagte barsch: »Raus! Ich
lasse euch holen, wenn das Zimmer leer ist.«
    Jenny
zog Lizzie zurück und schlug die Tür zu.
    Lord
Guy stieß mit dem Fuß erst einen nackten Körper aus dem Bett und dann die
anderen, Die Halbweltdamen schrien und jammerten. Da versprach er derjenigen,
die sich als erste anzog und ging, die beste Bezahlung. Es gab einen unwürdigen
Wettkampf, aber ihr Abgang wurde dadurch beschleunigt.
    Er
klingelte. Darauf erschien Rainbird in Arbeitskleidung und Schürze. Er
erwartete seinen Auftrag mit gesenkten Blicken, aber sein akrobatischer Körper
war so widerborstig, dass er vor Empörung geradezu zitterte.
    »Bereiten
Sie mir ein Bad«, befahl Lord Guy.
    Rainbird
blickte kurz auf und senkte dann die Augen gleich wieder. »Sehr wohl, Mylord«,
sagte er.
    »Warten
Sie«, sagte Lord Guy. »In Ihren Augen war ein unverschämter Ausdruck, Bursche.
Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich
trage die Verantwortung für die weiblichen Dienstboten in diesem Hause,
einschließlich Mrs. Middleton«, sagte Rainbird. »Ich bin ihr Beschützer,
vielleicht zu sehr. Ich nehme an, das Küchenmädchen und das Stubenmädchen waren
zutiefst schockiert. Mir ist bekannt, dass solches Benehmen in der Gesellschaft
üblich ist, Mylord, aber gewöhnlich beschränkt es ...« Er brach ab.
    »Gewöhnlich
beschränkt es sich auf Bordelle«, sagte Lord Guy. »Nehmen Sie sich Ihren
Herrschaften gegenüber immer soviel heraus, Rainbird?«
    »Nein,
Mylord. Ich entschuldige mich. Ich hatte nicht vor, meine Missbilligung zu
zeigen.«
    »Ich
wünsche, dass das nicht wieder vorkommt. Ihre Stellung bewahrt Sie nicht davor,
ausgepeitscht zu werden. Bringen Sie mir jetzt die Badewanne!«
    Rainbird
verbeugte sich

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