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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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leuchteten. »Darf ich
Ihnen eine Tasse Tee anbieten, Rainbird?«
    Rainbird
nahm das Angebot an. Als Esther darüber sprach, mit welchen Schwierigkeiten sie
bei der Erziehung ihrer Dienerschaft kämpfte, schaute er sie sich heimlich
genau an. Ohne Zweifel war das Mrs. Middletons brave Frau. Sie wirkte auf ihre
Art sehr streng, und doch hatte sie eine bezaubernde Leichtigkeit des Umgangs
und trug die Nase kein bisschen hoch. Es gab wenige Angehörige der feinen
Kreise am Berkeley Square, sinnierte Rainbird, die auch nur im Traum daran
denken würden, einen Butler zum Tee einzuladen.
    Als
sich das Gespräch um alltäglichere Dinge zu drehen begann, wurde es Rainbird
klar, dass Miß Jones offensichtlich nie ausging, Sie musste dazu ermutigt
werden. Mrs. Middletons Meinung, die zunächst so lächerlich geklungen hatte,
erschien ihm jetzt ganz vernünftig. Es war wichtig, Lord Guy und Miß Jones
zusammenzubringen, und zu diesem Zweck musste man Miß Jones Mut machen, in die
Oper oder zu ein paar Abendgesellschaften zu gehen.
    »Sie
sind doch sicherlich bestrebt, Ihre kleine Schwester später einmal in die
Gesellschaft einzuführen«, begann er seinen Vorstoß, als die Unterhaltung einen
Augenblick stockte.
    Esther
lachte. »Bis zu ihrem Debüt ist es noch lange hin.«
    »Aber
Sie hoffen natürlich, dass sie eine gute Partie macht«, fuhr Rainbird fort,
»und Sie befinden sich in einer ausgezeichneten Position, um Freundschaften mit
Mitgliedern der ersten Kreise zu schließen, was für beide Kinder nützlich sein
wird, wenn sie aufwachsen.«
    Esther
runzelte die Stirn. Sie hatte niemals daran gedacht, dass die Zwillinge
erwachsen werden und heiraten würden. Aber dieser seltsame Butler hatte nicht
unrecht.
    »Außerdem«,
sagte Rainbird, »bin ich davon überzeugt, dass sie gern Spielkameraden hätten,
Es ist sehr wichtig für Kinder, Freunde zu haben.«
    »Sie
haben doch einander«, sagte Esther zu ihrer Verteidigung.
    Rainbird,
der das Gefühl hatte, dass er beinahe zu weit gegangen wäre, brachte das
Gespräch wieder auf die Erziehung der Dienerschaft, und der Besuch endete in
angenehmer Atmosphäre.
    Als er
gegangen war, saß Esther lange Zeit in Gedanken versunken da. In ihren Augen
war Erziehung bis jetzt keineswegs mit Spaß verbunden gewesen. Kinder müssen
aber ihren Spaß haben, dachte sie mit heftigen Gewissensbissen. In London gab
es so viele Theater, Zirkusveranstaltungen und Menagerien.
    Schließlich
raffte sie sich auf. Sie würde Hatchards Buchladen am Piccadilly aufsuchen und
ein paar unterhaltsame Bücher für die Kinder und die Dienerschaft kaufen.
    Durch
den strahlenden Sonnenschein vor den Fenstern verleitet, machte sie sich in
leichter Kleidung auf den Weg. Als sie vom Piccadilly zurückging, blies aber
bereits ein eisiger Wind, und ein Graupelschauer zerrte an ihrer Kleidung.
    Am
nächsten Morgen hatte sie eine schlimme Erkältung. Sie fühlte sich müde und
zerschlagen und rief deshalb die Zwillinge, um ihnen zu sagen, sie müssten
sich, so gut es ging, allein beschäftigen, bis sie sich wieder wohler fühlte.
    »Was
sollen wir tun, Peter?« fragte Amy, als sie zurück im Kinderzimmer waren.
    Peters
Augen glänzten. »Warum schleichen wir uns nicht ganz allein hinaus und gehen in
die Kensington-Gärten?«
    »Das
macht doch keinen Spaß. Warum denn dahin?«
    »Um
nach dem französischen Spion zu suchen. Wir könnten ihm folgen und ihn
entlarven und dafür einen Orden vom König kriegen!«
    »Oooh«,
machte Amy. »Lass uns gehen.«
    An
diesem Nachmittag war es trocken, aber der Himmel war stahlgrau, und es wehte
ein eisiger Wind. Die Zwillinge sagten ihrem Kindermädchen, dass sie still für
sich spielen wollten, und als sie sie allein gelassen hatte, zogen sie ihre
Mäntel an und schlüpften heimlich aus dem Haus.
    Hand in
Hand trabten sie schnell durch den Hyde Park und in die Kensington-Gärten.
    Sie
suchten und suchten eine Stunde lang, bis sie erschöpft waren.
    »Wir
gehen lieber nach Hause«, sagte Peter enttäuscht.
    Er nahm
Amys Hand, und sie machten sich auf den Heimweg. Aber als sie die Kensington-Gärten
verließen und den Hyde Park betraten, wurde Peter plötzlich ganz aufmerksam,
und er umklammerte Amys Hand fest.
    Die
Bloomsbury-Freiwilligen übten auf einem offenen Geländestreifen. Und da
war auch Manuel, der sie beobachtete und in ein kleines schwarzes Buch Notizen
machte.
    »Was
machen wir jetzt?« fragte Amy mit einer Stimme, die ganz schrill vor Aufregung
war.
    »Wir
schleichen

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