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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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und ging.
    Lord
Guy rollte sich auf die andere Seite. Er spürte etwas Hartes und zog eine leere
Rumflasche heraus.
    Er
setzte sich auf und griff sich an, den Kopf. Dann schaute er sich im Zimmer um.
Was für ein grauenhaftes Durcheinander! Kein Wunder, dass der Butler empört
war. Er klingelte noch einmal und verlangte Manuel. Rainbird wollte gerade
sagen, dass er nicht wisse, wo Manuel sei, als der Spanier so plötzlich hinter
ihm auftauchte, dass er erschrocken zusammenfuhr.
    »Mach
dich an das Chaos, Manuel.«
    Der
Diener sah Rainbird mit kalten Blicken an. »Wo sind die Dienstmägde?« fragte
er.
    Lord
Guys Stimme war weich wie Seide. »Ich habe dich beauftragt, aufzuräumen«, sagte
er. »Aber ganz schnell!«
    Er
schwang sich mit seinen langen Beinen aus dem Bett und warf sich den
Morgenmantel um den nackten Körper. »Sie« sagte er zu Rainbird, »kommen mit
mir.«
    Er ging
ihm in das Speisezimmer voraus, wo Alice und Jenny gerade den, Teppich mit
Rosenwasser besprengten. Sie fuhren zusammen und erröteten, als sie ihn sahen,
und blieben dan mit gesenkten Blicken stehen.
    Man
kommt sich ja wie ein Ungeheuer vor, dachte Lord Guy gereizt.
    »Raus«,
sagte er laut und wies mit dem Kopf zur Tür.
    Als sie
gegangen waren, drehte er sich um und musterte Rainbird. »Nun, Sie alter
Methodist«, sagte er, »heraus damit. Ha es noch mehr Anlass gegeben, die Frauen
zu schockieren, als meine Bettgenossinnen?«
    »Ja,
Mylord«, sagte Rainbird beherzt, obwohl er seine Schultern schon unter der
Pferdepeitsche schmerzen fühlte. Mit abgewandten Augen beschrieb er den Zustand
des Hauses und der letzten Gäste bis ins kleinste Detail.
    Lord
Guys Stimmung sank auf den absoluten Nullpunkt. Wo blieb all die unbeschwerte
Junggesellenfreiheit, die er sich ausgemalt hatte?
    Man
hatte ihm schon als Kind beigebracht, Dienstboten gu zu behandeln. Die Männer
in seinem Regiment hatten niemals Veranlassung gehabt, sich über ihre
Behandlung zu beklagen Diese Diener unterstanden seinem Befehl genauso wie sein
Soldaten, und er hatte sie im Stich gelassen.
    »Wir
werden Ihnen in Zukunft nicht mehr das Leben saue machen«, sagte er förmlich.
»Mr. Roger und ich werden un anderswo amüsieren. Sie können dem Personal je
zwei Pfund extra für die Mühe und Arbeit zahlen.«
    »Danke,
Lord Guy«, sagte Rainbird tief beeindruckt.
    »Hartes
Los, in Stellung zu sein, was?« fuhr Lord Guy fort und schaute den Butler
neugierig an.
    »Manchmal
ja, Mylord, aber es gibt auch Trostpflaster.«
    »Wie
zum Beispiel ein Trinkgeld außer der Reihe von Herr schaften, die ein
schlechtes Gewissen haben?«
    »Das
meine ich gar nicht, Mylord«, sagte Rainbird und wagt
    ein
Lächeln. »Wir, die Diener hier, haben einander sehr lieb gewonnen. Es kommt
nicht oft vor, dass ein Mann mit so einer guten Familie gesegnet ist.«
    Lord
Guy runzelte die Stirn, und Rainbird fragte sich, ob er etwas Falsches gesagt
hatte. Aber Lord Guy war nur an seine eigene Familie in Yorkshire erinnert
worden. Er sollte wirklich seine Mutter und seinen Vater besuchen, bevor er in
den Krieg zurückkehrte.
    Hatten
sich die für London geplanten Freuden schon verbraucht? Wenn er ein ruhigeres
Leben führte, würde sich ihm die Erinnerung an die Kriegshölle wieder
aufdrängen; er würde wieder das Donnern der Kanonen hören und die Schreie der
Verwundeten; und er würde wieder das verwesende Fleisch der Toten und
Sterbenden riechen. Er wurde auf einmal ganz bleich und schwankte leicht.
    »Mylord?«
Rainbird machte einen Schritt auf ihn zu, um seinen Herrn aufzufangen, falls er
in Ohnmacht fiel.
    »Ich
bin gleich wieder in Ordnung«, sagte Lord Guy. »Bringen Sie mir eine Flasche
Wein von den Kanarischen Inseln und sagen Sie Jolly Roger, dass er sich fertig
machen soll.«
    Er
lächelte den Butler an - es war ein bezauberndes, umwerfendes Lächeln.
    »Jawohl«,
sagte Rainbird und schüttelte den Kopf, als er die Treppe hinunterging.
    Vorläufig
sagte er noch nichts zu den anderen. Er trug mit Joseph und den Mädchen den
Zuber und die Kannen mit heißem Wasser nach oben. Immerhin stellte es sich
heraus, dass sich in Mr. Rogers Bett keine Gäste befanden. Seine
Wiederbelebungsmaßnahmen bestanden darin, dass er sich zwei Kannen heißes
Wasser über den Kopf goss und sich dann wie ein Hund schüttelte.
    Schließlich
machten sich die beiden Herren, beschattet von Manuel, auf den Weg.
    Die
guten Geister von Nr. 67 stießen zahlreiche Seufzer der Erleichterung aus. »Ich
weiß nicht, ob ich so etwas

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