Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
Sie in den Schubladen herumwühlten? Seien Sie bitte so gütig, mir den Grund zu verraten!“
    Ratlos hob Eleanor die Schultern.
    „Wollten Sie vielleicht in Erfahrung bringen, was ich tat, während ich all die Monate im Ausland war?“, bohrte er weiter. „Möchten Sie, dass ich es Ihnen erzähle?“
    „Nein!“, entgegnete Eleanor, und ihre Augen blitzten. „Ich sagte bereits, dass dieses Thema mich nicht interessiert, Sir!“
    „Wie Sie meinen“, gab er lächelnd nach.
    „Dann also Gute Nacht“, verabschiedete Eleanor sich überrascht, so leicht davonzukommen; doch hielt er sie noch einmal fest.
    „Noch einen Moment, Eleanor“, bat er.
    „Mylord?“ So nahe stand sie bei ihm, dass er ihr Parfüm wiedererkannte, einen feinen Duft aus Rose und Jasmin, der sehr zart war, lieblich wie Eleanor selbst ...
    „Halten Sie mich in der Tat für einen langweiligen Wichtigtuer?“, fragte er leise.
    In mädchenhafter Verwirrung schlug sie die Augen nieder. „Natürlich nicht“, gab sie spontan zur Antwort. „Doch forderten Sie mich absichtlich heraus, Mylord!“
    „Das stimmt“, gab Kit ihr recht. „Entbehrt unser Leben wirklich jeden Reizes, Eleanor? Wenn ich auch ahne, dass wir es noch viel schöner haben könnten ...“
    Verwirrt blickte sie ihn an; da konnte er nicht widerstehen, beugte sich nieder und berührte ihren Mund mit dem seinen. Eleanor schloss die Augen und bot ihm ihre vollen, weichen Lippen. Nur mit großer Mühe beherrschte Kit sich in dem Drang, seine junge Frau in seine Arme zu reißen und heißhungrig voll von ihr Besitz zu nehmen, wie es ihn vom ersten Augenblick ihres Wiedersehens an verlangt hatte; sich wieder aufrichtend hörte er sie jedoch leise und, wie er meinte, aus Enttäuschung seufzen.
    „Gute Nacht, Eleanor“, murmelte er, ihr höflich die Tür aufhaltend. Nach kurzem Zögern ging sie hinaus, drehte sich mitten in der Halle noch einmal zu ihm um, bevor sie begann die Treppe hinaufzusteigen. Kit schaute ihr nach, solange er sie sehen konnte, und zweimal noch wandte sie sich um zu ihm.
    Er lächelte, schien es ihm doch ein gutes Zeichen, dass seine Gemahlin darauf brannte, etwas über seine Abwesenheit zu erfahren. Dazu hatte sie ihn einmal mit seinem Vornamen angesprochen und sich sogar bereitwillig von ihm küssen lassen ...
    Nun hoffte er, mit Zeit und Geduld ihr Vertrauen zurückgewinnen zu können.

4. KAPITEL
    Am Morgen erwachte Eleanor bei schönstem Sonnenschein und lauschte dem Zwitschern der Vögel. Ein paar Minuten blieb sie noch liegen und genoss es, scheinbar ohne besonderen Grund glücklich zu sein. Doch gestand sie sich ein, wie schön sie es gefunden hatte, als Kit sie in der letzten Nacht küsste – wenn diese zarte Berührung ihrer Lippen überhaupt als Kuss gelten konnte. Nach und nach kamen ihr Bedenken, wollte sie doch Abstand zu ihm wahren, und sie nahm sich vor, so etwas nicht noch einmal zuzulassen; worauf sich ihr Glücksgefühl im Nu wieder auflöste.
    Nach dem Frühstück läutete sie nach ihrer Zofe, kleidete sich zum Ausgehen an und verließ dann mit ihr das Haus. Als Ziel wählte sie die Leihbücherei. Dort hielt es sie zwar nicht lange, doch nahm sie immerhin zwei Bücher mit: eine etwas abgenutzte Ausgabe von Miss Burneys Evelina und den neuesten Band von Tristram Shandy, einem mehrteiligen Roman von Laurence Sterne, der gerade Stadtgespräch war .
    Zum Dinner ließ ihr Gatte sich entschuldigen, da er mit einem Geschäftsfreund speiste, weshalb Eleanor am Abend allein, ihr Buch aufgeschlagen vor sich, an dem großen Tisch im Esszimmer saß und keinen rechten Appetit verspürte. Ziemlich bald erhob sie sich in dem Entschluss, Klavier zu spielen.
    Das Musikzimmer lag nach Norden und war ungeheizt, sodass Eleanor sofort zu frieren begann; doch klappte sie den Deckel des Pianofortes auf und nahm davor Platz. Dass keine Noten bereitlagen, stellte kein Hindernis für sie dar, denn hatte sie im Handarbeiten nur mittelmäßiges Talent bewiesen und im Malunterricht nicht gerade geglänzt, so liebte sie schon immer Musik und Tanz, weshalb sie etliche Klavierstücke aus dem Gedächtnis spielen konnte.
    Da sie während der letzten Monate pausiert hatte, war sie etwas aus der Übung und nahm sich zuerst ein paar Bachkantaten vor, um ihr Spielvermögen aufzufrischen, wobei die langsam fließenden Kadenzen ihren unruhigen Geist besänftigten. Danach versuchte sie sich an etwas Lebhafterem, einem Menuett von Louis Boccherini, das sie im Vorjahr auf einem

Weitere Kostenlose Bücher