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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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in Zukunft weiter Ihrer Neigung zu romantischen Affären frönen wollen, meine Liebe“, bemerkte er in neckendem Ton, „werden Sie sich ein geeigneteres, diskreteres Mädchen suchen müssen!“ Betont nonchalant hob er die Hand. „Wir sehen uns beim Dinner“, verabschiedete er sich, begab sich zur Treppe und stieg zum ersten Stock hinauf.
    Aufgebracht starrte Eleanor ihm nach. Es demütigte sie, erneut so dazustehen, als habe sie einen Fehltritt getan, doch fand sie es noch schlimmer, dass Kit überhaupt kein Aufhebens davon machte. Hätte er sich aufgeregt, wäre es ihr zwar auch nicht recht gewesen; doch hielt sie es nun für gegeben, dass ihm nichts an ihr lag.
    Langsam folgte sie ihrem Gatten die Treppe hinauf und versuchte sich damit zu trösten, dass es andere Gentlemen gab, die mehr Interesse an ihr zeigten. Aber in der Tiefe ihres Herzens wusste sie, dass die Aufmerksamkeiten eines Galans wie Lord George Darke ihr kein Glück schenken konnten.
    Dreimal hintereinander hatte Eleanor schon geniest, sodass sie dankbar nach dem Taschentuch griff, das Kit ihr reichte, während ihre Augen weiter tränten und ihre Nase anschwoll.
    Seine Warnung in den Wind schlagend, hatte sie die Lilien vorerst in ihrem Zimmer behalten; und obwohl diese inzwischen daraus verbannt waren und Eleanor sich zum Dinner ins Erdgeschoss begeben hatte, hielt die reizauslösende Wirkung noch an.
    Sie zwang sich, ein paar Löffel Suppe zu essen, bevor sie kapitulierte und ihren Gemahl durch den Tränenschleier warnend anschaute. „Wenn Sie auch nur andeutungsweise lächeln, Mylord ...“
    Mit seinen – ach so blauen – Augen erwiderte Kit ihren Blick, ganz verletzte Unschuld. „Nicht im Traum würde ich daran denken, wenn ich Sie so leiden sehe!“, antwortete er milde entrüstet und hob sein Weinglas. „Auf Ihre Gesundheit, meine Liebe! Hatten Sie einen angenehmen Tag?“, fragte er, während der zweite Gang, eine Platte zerkochten Fischs, serviert wurde.
    „Ja, vielen Dank“, antwortete sie, höflich ein Gähnen unterdrückend. Hierauf kam die Unterhaltung ganz zum Erliegen.
    Auf den Fisch folgte gebratener Fasan mit Blumenkohl. Nach einigen Minuten schweigenden tapferen Kauens legte Eleanor ihre Gabel nieder.
    „Du lieber Himmel“, brach es aus ihr heraus, „ich muss dringend mit dem Koch sprechen!“ Damit blickte sie auf ihren Teller nieder und krauste das gerötete Näschen. „Ich glaube wirklich, das Essen muss besser werden!“
    „Ganz wie Sie wünschen, meine Liebe“, gab Kit zur Antwort. „Der Haushalt ist natürlich Ihre Domäne ...“
    Dabei klang er entschieden gelangweilt, sodass Eleanor sich auf die Lippe biss. Wenn sich mit ihrem Gemahl nicht bald eine vernünftige Unterhaltung führen ließ, fürchtete sie, binnen einer Woche reif für das Sanatorium zu sein.
    „Vielleicht könnten wir nächste Woche eine Abendgesellschaft geben“, wagte sie vorzuschlagen.
    „Ich halte es für besser, noch ein Weilchen damit zu warten“, murmelte Kit, als er von seinem Teller aufblickte.
    Entmutigt ließ Eleanor die Schultern sinken. „Wie Sie meinen“, gab sie nach. Dann hob sie, von seiner Gleichgültigkeit verärgert, einen Beilagenteller hoch, drehte ihn um und studierte die Unterseite.
    „Wie ich sehe, sind wir mit feinstem Wedgwood Porzellan bestückt, Mylord“, verkündete sie rachsüchtig, „wirklich sehr geschmackvoll! Bei gemieteten Häusern weiß man so etwas ja nicht im Voraus ...“
    Beifällig ließ ihr Gemahl seinen Blick durch den Raum wandern. „Sie haben ganz recht, meine Liebe. Das Haus erscheint auch mir gut eingerichtet, obwohl ich mich frage, ob dieser Raum nicht etwas Veränderung gebrauchen könnte. Eine andere Farbgebung vielleicht?“
    Enerviert legte Eleanor ihr Besteck beiseite und erhob sich. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Mylord, werde ich auf das Dessert gern verzichten. Bitte genießen Sie Ihren Portwein in aller Ruhe; wir sehen uns dann morgen wieder.“
    Auch Kit stand auf. „Haben Sie eine angenehme Nacht, meine Liebe“, wünschte er augenzwinkernd, bevor seine Gemahlin den Raum verließ.
    Später trat Eleanor von innerer Unruhe getrieben zum Fenster und schaute zur Straße hinunter, die um diese frühe Abendstunde noch belebt war. Neiderfüllt blickte sie auf Kutschen und spazieren gehende Paare hinab, die zu Tanzvergnügungen oder Maskenbällen unterwegs waren, und fühlte sich wie ein Kind, das die Eltern zur Strafe früh zu Bett geschickt hatten.
    Als Debütantin

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