04 - komplett
Berührung ihren strengen Tadel unterminieren konnte. „Allein Eleanor besitzt das Recht, über die Situation zu entscheiden, und wenn sie sich mit meinem Bruder als Ehemann weiterhin zufriedengibt, ist es nicht an dir oder deinem Cousin, das zu missbilligen!“
Aufgebracht fuhr Justin sich mit einer Hand durchs Haar. „Ich kann Mostyns schändliches Verhalten nicht beschönigen! Eleanor hat die Freiheit, ihm zu vergeben, ich aber tue es nicht.“
„Oh, Justin!“, rief Charlotte und ballte vor Ärger ihre Hände zu Fäusten. „Ist es dir auch einerlei, mich zu betrüben?“
Justin streckte die Hand aus und zog seine widerstrebende Gattin an sich. „Bist du wirklich betrübt, Liebste?“, fragte er in schmeichelndem Ton.
Unter ihren Wimpern hervor schaute sie ihn forschend an. „Zutiefst!“, betonte sie.
„Das bedauere ich, doch kann ich meinen Prinzipien nicht untreu werden“, erwiderte er. „Nun gib mir einen Kuss, damit ich sehe, dass du nicht verstimmt bist ...“
Charlotte aber entwand sich seinem Griff und trat einen Schritt zurück. „Ich soll Sie küssen?“, rief sie ungehalten aus. „Ich denke nicht daran, Sir! Auch will ich kein Wort mehr mit Ihnen wechseln, bis diese unglückselige Angelegenheit friedlich beigelegt ist.“
Verblüfft fasste Justin sich an den Kopf. „Das ist doch Unsinn, meine Liebe!“, gab er zu bedenken, doch erhielt er keine Antwort mehr. Ihre Röcke raffend eilte Charlotte aus dem Raum, wobei sie ihrem Gemahl über die Schulter einen bedeutungsvollen Blick zuwarf. Dann stieg sie die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf.
Beth, Countess of Trevithick, saß im Nachtgewand an ihrem Toilettentisch und bürstete sich das Haar. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als ihr Gemahl in einem Schlafrock aus Brokat mit, worauf Beth gewettet hätte, nichts darunter durch die Verbindungstür ins Zimmer trat; doch war sie nicht in der Stimmung, ihm freundlich zu begegnen. Sie wartete ab, bis er hinter sie trat, und begegnete im Spiegel seinem Blick.
„Marcus, wie lange noch willst du dich Kit gegenüber so albern benehmen?“, ging sie ohne Umschweife auf ihr Ziel los. „Ich verliere langsam die Geduld!“
„Solange es mir beliebt, natürlich“, gab er lachend zurück. „Dein Cousin soll sich nicht einbilden, er könne in den Schoß der Familie zurückkehren, als wäre nichts geschehen. Sein Verhalten ist einfach unentschuldbar.“
„Dieses Problem muss Kit mit Eleanor lösen“, hielt seine Gemahlin in kühlem Ton dagegen und versuchte, nicht dem wohligen Schauer nachzugeben, der ihr über den Rücken lief, als Marcus langsam ihre bloßen Arme streichelte.
„Das ist richtig“, stimmte er zu und beugte sich hinab, um ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. „Doch bin ich als Familienoberhaupt verpflichtet, meine Missbilligung deutlich kundzutun.“
„Welch aufgeblasener Quatsch!“, ereiferte Beth sich und entzog sich seiner Berührung. „Du regst mich auf!“
„Das war nicht meine Absicht ...“, murmelte ihr Gatte, legte ihr die Hände auf die Schultern und streifte langsam die Träger ihres Hemdes herunter, worauf er sanft die zarte Haut an ihrer Kehle mit seinen Lippen berührte. „Lass es mich bitte wiedergutmachen ...“
Ihm widerstrebend stand Beth eilig auf, kam ihrem Gemahl so aber nur noch näher, der sie in seine Arme schloss. In einem letzten Versuch, standhaft zu bleiben, versuchte sie sich ihm zu entwinden.
„Es ist mir ernst, Marcus“, protestierte sie halbherzig.
„Das habe ich verstanden“, antwortete er und beugte sich hinunter, um ihre Brüste zu küssen. Vor Ärger und Wonne aufstöhnend vermochte sie kaum noch einen klaren Gedanken zu fassen.
„Marcus“, flüsterte sie, „wenn du dein Verhalten Kit gegenüber nicht änderst, spreche ich kein Wort mehr mit dir!“
Volle fünf Sekunden hielt er in seinem Tun inne, wobei Beth den Atem anhielt.
„Auf Worte können wir eigentlich verzichten, Liebste“, murmelte er dann. „Jedenfalls für den Augenblick!“ Damit küsste er sie auf den Mund.
Später, viel später, betrachtete Beth ihren schlafenden Gatte und verurteilte sich ob ihrer mangelnden Willenskraft ...
7. KAPITEL
„Was gestern geschah, tut mir leid, Mylord ...“ Eleanor hielt ihr Schirmchen gegen die Sonne, um nicht blinzeln zu müssen.
Es war ein schöner heller Morgen, und sie ergingen sich nach dem Frühstück im Garten. An den vorherigen Abend erinnerte Eleanor sich nur bruchstückhaft, wusste jedoch noch von
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