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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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der unfreiwillig eingenommenen Dosis Laudanum und ahnte, dass sie sich unter dem Einfluss der Medizin recht närrisch aufgeführt hatte. Sie meinte sich zu entsinnen, wie schrecklich nett Kit zu ihr gewesen war, was sie umso peinlicher fand. Unter der Krempe ihres Hutes hervor warf sie heimliche Blicke auf ihn, der untadelig elegant neben ihr herflanierte, und fühlte sich vergleichsweise lädiert.
    Ohne zu blinzeln, hielten die tiefblauen Augen ihres Gemahls dem Sonnenlicht stand, in dem sein Haar, von einem frischen Lüftchen zerzaust, wie Gold schimmerte.
    Eleanor entfuhr ein Seufzer.
    „Ich gestehe, es war nicht uninteressant, Sie ... weniger selbstbeherrscht zu erleben“, räumte er lächelnd ein, während er mit seinen langen, kräftigen Fingern ihre Hand umschloss. „Sie müssen sich für nichts entschuldigen, Eleanor. Das ganze Experiment erschien mir höchst aufschlussreich.“
    Diese Bemerkung klang in ihren Ohren bedenklich, zumal ihr Gedächtnis sie im Stich ließ. Beim Abstieg über die Terrassenstufen nahm er ihren Arm und führte sie auf den Rasen.
    „Aufschlussreich, sagten Sie?“, fragte sie zögernd. „Inwiefern?“
    „Sie verrieten Dinge, die Sie wohl sonst für sich behalten hätten“, antwortete er freundlich.
    Eleanors Bedenken wuchsen. „Ach, wirklich? Von was sprach ich denn, Mylord?“
    „Davon, dass Sie im Winter darauf aus waren, sich einen Ruf als ‚flotte Lady Mostyn‘
    zuzulegen, dann aber herausfanden, dass Ihnen das lasterhafte Leben nicht gefällt ...“, versetzte Kit.
    Vor Bestürzung stieg Eleanor die Hitze ins Gesicht, und sie versuchte, ihre Wangen mit der Hand zu kühlen, während sie befürchtete, womöglich noch Kompromittierendes von sich gegeben zu haben.
    „Habe ich vielleicht ... andere Männer erwähnt, Mylord?“, fragte sie verzagt.
    „In der Tat!“, antwortete Kit gut gelaunt. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir in dieser Hinsicht Klarheit schaffen konnten!“
    Misstrauisch blickte sie ihn von der Seite an. „Und das wäre ...“

    „Obschon auf solch unglückliche Weise getrennt, erlagen weder Sie noch ich dem Zauber anderer. Ich bin sehr froh, dass wir in Zukunft auf böswilliges Gerede nichts mehr geben müssen!“
    „Oh“, stieß Eleanor erleichtert aus, „ein etwas heikles Thema ...“
    „Wir räumten alle diesbezüglichen Missverständnisse aus“, beruhigte Kit sie mit strahlendem Lächeln, „sodass nachrangige Probleme, die unsere Verbindung betreffen, sicher leicht zu lösen sind; ganz ohne Eile, selbstverständlich, und in aller Freundschaft ...“
    Urplötzlich meinte Eleanor, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihr war, als lauere etwas Trügerisches unter ihrem freundschaftlichen Umgang, zudem die vermeintlich tragende Decke ihres Arrangements einer modernen Ehe letzte Nacht schon eingebrochen war ... Vor ihrem inneren Auge erschien das Bild ihrer selbst, die sich genüsslich auf ihrem Bett rekelte. Sie schluckte, von der einsetzenden Erinnerung gequält, hatte sie sich doch zweimal ihrem Gatten angeboten!
    „Oh nein!“, brach es entsetzt aus ihr heraus.
    „Geht es Ihnen nicht gut heute Morgen, meine Liebe?“, fragte Kit mit einem Zwinkern in den blauen Augen. „Das ist durchaus verständlich. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir.“ Damit führte er seine Gemahlin zu einer Bank, die, von einem Blätterdach überwölbt, zusammen mit Tisch und Stühlen in der Rasenmitte aufgestellt war.
    „Kit“, wandte sie sich kaum hörbar an ihren Gatten und nahm all ihren Mut zusammen, um die Frage zu stellen: „Habe ich Sie letzte Nacht gebeten, mich zu lieben, oder bilde ich mir das nur ein?“
    Während der Augenblicke, die er mit der Antwort zögerte, hoffte sie von Herzen auf Rettung, indem er verneinte, doch selbstzufrieden schmunzelnd erwiderte er: „Sie täuschen sich nicht, Eleanor.“
    Darauf errötete sie zutiefst. „Du lieber Himmel ... aber Sie haben nicht ...“
    „Nein“, beruhigte er sie und wurde ernst. „Es schien schwerlich der richtige Zeitpunkt.“
    Sie atmete auf. „Ich muss Ihnen danken, Mylord. Sie hätten meinen Zustand ausnutzen können, verschonten mich jedoch ...“
    Ihre Blicke trafen sich. In Kits Augen lag noch ein Rest seines entwaffnenden Lächelns. Er beugte sich hinunter und küsste sanft ihren Mund, den sie ihm nicht entziehen mochte, war die Berührung doch zart und köstlich und forderte nichts ...
    So geborgen fühlte Eleanor sich, dass sie diejenige war, die in

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