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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Kartenzimmer zu zerstreuen suchen!“ Steif drehte er sich um und ging davon.
    Arm in Arm schritten die beiden Frauen zu ihren Angehörigen hinüber, wo Eleanor erkannte, wie wahr Charlotte gesprochen hatte: Die Gesellschaft wirkte trübsinnig wie an einem Regentag. Marcus und Justin wechselten zwar einige Worte, doch runzelte ihr Bruder dabei düster die Stirn, während Beth, die neben ihm saß, sich scheinbar gleichmütig mit ihrem Fächer Luft zufächelte und die verwitwete Lady Trevithick still vor sich hindöste. Eleanor wurde von Sorge befallen.
    „Nell!“, begrüßte Beth sie erfreut. „Wie reizend, dass du uns besuchst! Hast du Kit nicht mitgebracht?“
    „Nein“, antwortete Eleanor mit bitterem Lächeln. „Er zog sich ins Kartenzimmer zurück.“ An Marcus und Justin gewandt, setzte sie hinzu: „Also werden die Gentlemen den Spielsalon sicher meiden.“
    Darauf hatten beide so viel Anstand, sich beschämt zu zeigen, und Eleanor empfand bei aller Machtlosigkeit ein wenig Befriedigung darüber, ihnen wenigstens ihr schlechtes Benehmen vorgehalten zu haben.
    „Guten Abend, Mama“, sprach sie ihre Mutter an. „Ich hörte, Charlotte hat hier irgendwo ihr Armband verloren. Haben Sie es vielleicht gesehen? Die Arme hat schon überall gesucht, es aber nicht finden können.“
    Lady Trevithick, bisher völlig geistesabwesend, hörte zu schaukeln auf, öffnete ihre kleinen, tief eingesunkenen Augen und musterte ihre Tochter in aller Ruhe.
    „Doch nicht das hübsche Perlenarmband?“, fragte sie. „Welch ein Jammer! Du solltest vorsichtiger mit deinem Schmuck umgehen, liebe Schwiegertochter.“
    „Das will ich, Madam“, antwortete Charlotte mit hochrotem Kopf und warf Justin einen schuldbewussten Blick zu. „Ich verstehe bloß nicht, wo es geblieben sein kann!“
    „Sicher würde nur eine äußerst skrupellose Person es verschwinden lassen“, sagte Eleanor und schaute ihrer Mutter direkt ins Gesicht. „Meinen Sie nicht auch, Mama?“
    Die ganze Runde schwieg verblüfft, während Lady Trevithick, abwägend die Augen zusammenkneifend, den Blick ihrer Tochter erwiderte.
    „Wir sollten die Suche noch nicht aufgeben ...“, murmelte sie dann, wobei sie sich vorlehnte. Die dünnen geschwungenen Beine ihres Sessels erbebten ob der Verlagerung ihres Gewichts, und sogar die fischbeinernen Streben ihres Korsetts gaben ein knarrendes Geräusch von sich.
    „Schau einmal hierher, Kind“, wies sie Eleanor an. „Knie dich hin! Ich glaube, da liegt etwas unter meinem Stuhl.“
    Eleanor fühlte sich peinlich berührt, denn solch großes Aufsehen hatte sie keineswegs erregen wollen. Für einen Moment schämte sie sich, ihrer eigenen Mutter einen Diebstahl zugetraut zu haben, doch schienen die Ereignisse ihr recht zu geben.
    Kurz schüttelte Ihre Ladyschaft ihre Röcke, man hörte etwas zu Boden plumpsen, und dann rollte das Armband unter ihrem Stuhl hervor und blieb an Eleanors Füßen hängen.
    „So muss es die ganze Zeit hier unter meinen Röcken gesteckt haben!“, murmelte Lady Trevithick. „Verzeih mir, Charlotte, ich habe es nicht gemerkt! Du solltest wirklich besser aufpassen ...“
    „In der Tat, Madam“, antwortete ihre Schwiegertochter folgsam, schenkte Eleanor ein dankbares Lächeln und verstaute das geliebte Schmuckstück in ihrem Retikül.
    Beth, der nicht entging, wie beschämt Eleanor wirkte, klopfte mit der Hand auf den leeren Sessel neben sich und brach mit Geschick das nun einsetzende lastende Schweigen.
    „Kannst du erraten, wer heute Nachmittag ankam?“, fragte sie, als Eleanor sich zu ihr setzte. „Lady Salome! Sie war zu erschöpft, um uns heute Abend zu begleiten, trug mir aber auf, dir auszurichten, dass sie dich morgen besuchen wird.“
    Damit steuerte sie die Unterhaltung in angenehmeres Fahrwasser. Justin und Charlotte erhoben sich für den nächsten Tanz, und Lady Trevithick begab sich erneut ins Reich der Träume. Eleanor war nun klar, dass ihre Mutter im Begriff war, wegen ihrer Sucht den guten Ruf ihrer Familie aufs Spiel zu setzen.
    „Oh, Madam, war beim Ball alles hübsch mit Blumen und funkelndem Kristall geschmückt?“, fragte Lucy ihre Herrin, während sie ihr aus dem fliederfarbenen Kleid half und es in den Schrank hängte. „Solch ein Tanzvergnügen ist bestimmt eine furchtbar romantische Sache!“
    „Da irrst du dich“, antwortete Eleanor, die inzwischen zu dem Schluss gekommen war, wegen ihrer Mutter mit Marcus sprechen zu müssen. Sie gähnte. „Um der Wahrheit

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