04 - komplett
und löste die Verschnürung ihres Mieders. Eleanor stockte der Atem, als es vorn auseinanderfiel und ihre Brüste preisgab. Sie schrie leise auf und öffnete dann die Augen, aus denen unverhohlen ihr Verlangen hervorstrahlte. Sie sah sich selbst im Spiegel – den Kopf zurückgeworfen, das wild gelockte dunkle Haar über eine Seite niederfallend wie fließende Seide. Und sie blickte auf Kit, der mit fast quälender Behutsamkeit eine Linie winziger Küsse ihren Hals hinunterzog.
Sich unter dieser süßen Marter windend wandte Eleanor sich ihm zu, während er mit den Lippen weiter bis zu ihrer Halsgrube streifte, wo seine Zunge fortsetzte, was sein Mund begonnen hatte, und über ihre zarte Haut strich, bis seine entzückende junge Gemahlin stöhnte. Mit aller Kraft schloss er sie in seine Arme und presste sich vor Erregung hart gegen ihren Leib, wobei sie sich ihm wie im Fieber entgegendrängte.
Dann aber ließ er so plötzlich von ihr ab, dass ihr schwindelte. Verwirrt stand sie da und schaute zu ihm auf, dessen Atem so heftig wie der ihre ging. In seinen Augen erkannte sie ihre eigene Begierde wieder, während er seinen Blick noch einmal über ihr Gesicht gleiten, auf ihren Lippen verweilen und dann auf ihr offenes Mieder hinuntersinken ließ.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte er mit rauer Stimme, „will ich doch mein Ehrenwort nicht brechen. Und bliebe ich noch eine Minute, würde ich genau dies tun.“
Erst wusste Eleanor kaum, wovon Kit sprach; dann aber wünschte sie sich verzweifelt, dass er sein Versprechen missachtete und bei ihr blieb. Er aber wandte sich ab und schritt langsam zur Tür.
Sofort erhoben sich aus ihrer Verwirrung erneut qualvollste Zweifel. Ihre Erregung verebbte, woraufhin sie das Mieder vor der Brust zusammenraffte. An der Tür drehte Kit sich noch einmal um.
„Haben Sie keine Angst“, sagte er mit bitterem Lächeln, „ich lasse Ihnen Ihren Frieden. Gute Nacht, meine Liebste, schlafen Sie gut.“
Mit aufgerissenen Augen starrte Eleanor auf die Tür, die hinter ihrem Gatten ins Schloss fiel, und beeilte sich dann, aus Hemd und Mieder und in ihr Nachtgewand zu schlüpfen. Wenig später lag sie still in ihrem Bett, den Blick auf den Baldachin geheftet, und hörte Kit im Nachbarzimmer herumlaufen und gedämpft mit seinem Kammerdiener sprechen.
Unvermittelt packten sie Wut und Scham, und sie schlug auf ihr Kissen ein, entsetzt darüber, wie dicht daran sie schon wieder gewesen war, sich Kit hinzugeben. Sich von einer Seite zur anderen wälzend brütete sie darüber nach, warum er sie verschont haben mochte. Denn sein Versprechen, sie nicht gegen ihren Willen anzurühren, musste ja nicht gelten, weil sie ihm unmissverständlich entgegengekommen war ...
Sie vermutete, dass er sie dazu bringen wollte, sich vor unerfüllter Leidenschaft nach ihm zu verzehren, was sie zutiefst demütigte. Dazu hatte dieser Plan verabscheuungswürdig gut funktioniert – denn die Wirkung seiner Verführungskünste hielt noch an: Trotz der Kränkung vermochte Eleanor die in ihr erweckte Lust nicht völlig abzutöten. Mit aller Kraft malträtierte sie erneut ihr Kissen und verfluchte ihren Gatten, der sie mit Vorbedacht erregt hatte, nur um sie dann im entscheidenden Moment fallen zu lassen. Noch mehr aber verdammte sie sich selbst dafür, ihn immer wieder zu begehren. Zudem peinigte sie die Erinnerung daran, wie sie sich vor und nach ihrer Hochzeit geliebt hatten, durch die erregenden Zärtlichkeiten dieser Nacht doppelt grausam ...
Mit beiden Armen umklammerte Eleanor seufzend ihr Kissen, während das Leid der letzten Monate in ihrem Herzen wiederauflebte und ihr Ärger langsam kalter Angst wich, wünschte ihr Herr und Gemahl sich doch erklärtermaßen Kinder. In der tiefen Verlassenheit dieser Stunde versuchte Eleanor, sich vor zukünftiger Einsamkeit zu wappnen, die sie in Devon vor wenigen Monaten erst gründlich kennengelernt hatte ...
Ihr brennendes Gesicht gegen das kühle, nach Lavendel duftende Kissen pressend, schwor sie sich, Kit nie wieder zu gestatten, ihr so nahezukommen wie in dieser Nacht.
9. KAPITEL
„Ich kann euch gar nicht genug dafür danken, meine Lieben, dass ihr eure kostbare Zeit opfert, um mich zu begleiten!“ Erfreut schenkte Lady Salome Trevithick Kit und Eleanor ein strahlendes Lächeln, während alle zusammen in der Kutsche quer durch London unterwegs waren. „Ich habe mich schon schrecklich auf all die Sehenswürdigkeiten gefreut, denn es ist mindestens zwanzig Jahre
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