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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Familie vor dem Ruin zu bewahren.
    Die Vormunde, die sich nach dem Tod seines Vaters um das Gut gekümmert hatten, bis er volljährig wurde, hatten den Besitz fast völlig abgewirtschaftet. Viel Arbeit und Geschick waren ihm abverlangt worden in seinem Versuch, sein Erbe zu retten. Im Lauf der Jahre hatte er mehr Land dazugekauft und mit sorgfältiger Bewirtschaftung und klugen Investitionen das Vermögen vermehrt. Jetzt konnte er sich zurücklehnen und sein Leben genießen.
    Einer Sache konnte er sich sicher sein – sein Sohn würde sich nicht dem Ruin gegenübersehen, wenn er sein Erbe antrat.
    Mein Sohn . Vincent lächelte, als er an den Moment dachte, da er Cassies Schlafgemach betreten und entdeckt hatte, dass sie fürsorglich den Arm um jenes bedauernswerte Mädchen gelegt hatte. Da war ihm auch klar geworden, dass er sich wünschte, Cassie möge ihre Arme eines Tages um seine Kinder legen. Seinen Sohn.
    „Sentimentaler Narr“, sagte er laut, stand auf und schenkte sich an der Anrichte ein Glas Brandy ein. Es war ein warmer Abend, und er hatte die Terrassentür, die in den Garten führte, offen gelassen. „Sie liebt dich nicht. Und warum sollte sie auch? Sie wünscht sich schließlich nur eine Vernunftehe.“
    Ein Rascheln an den Vorhängen ließ Vincent aufhorchen. Ein Kribbeln im Nacken und ein ungutes Gefühl, auf das er sich eigentlich immer verlassen konnte, sagten ihm, dass er nicht allein war.
    „Bleiben Sie, wo Sie sind“, befahl jemand mit heiserer Stimme. „Ich richte zwei Pistolen auf Sie, und bei Gott, ich werde sie abfeuern, wenn ich muss!“
    Ein eisiger Schauder lief Vincent über den Rücken. Er musste verrückt geworden sein! Es gab keine andere Erklärung. Diese Stimme ... es konnte nicht sein. Jack war tot. Er selbst war für den Tod seines Freundes verantwortlich. Fast so als hätte er eigenhändig das Gewehr auf ihn gerichtet und abgedrückt.
    „Jack ...“ Vincent drehte sich langsam um und wurde, wenn möglich, noch blasser, sobald er den Mann an der offenen Tür erkannte. In den Händen hielt Jack zwei altmodische Duellpistolen. „Lieber Himmel! Es ist nicht möglich. Du warst tot. Ich habe gesehen, wie du am Kopf geblutet hast. Der Schuss muss tödlich gewesen sein.
    Ich war sicher, dass du gestorben warst.“
    „Fast wäre ich es auch“, erwiderte Jack mit erstickter Wut. „Und du hast ja auch nicht sehr viel getan, um das zu verhindern. Du hast mich einfach liegen lassen. Du hast mich in den verdammten Hinterhalt geführt und dann im Stich gelassen.“
    „Nein, so war es nicht!“, rief Vincent rau. Die Verzweiflung der vergangenen Monate, die er so lange unterdrückt hatte, kam endgültig zum Vorschein. „Das weißt du, Jack.
    Du warst in Panik und im Begriff davonzulaufen. Ich konnte nicht zulassen, dass du das tust. Ich konnte dir nicht erlauben zu desertieren. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich musste dich zwingen, umzukehren und dich dem Feind zu stellen. Du hättest es mir nie verziehen und dir selbst auch nicht, hätte ich es nicht getan.“
    „Du hast mir gedroht, du würdest mich selbst erschießen, wenn ich nicht mit dir ginge“, fuhr Jack wütend fort. „Du brachtest mich zurück und überließest mich dort meinem Schicksal.“
    „Ich hielt dich für tot. Außerdem befand ich mich gerade im Einsatz auf Wellingtons Befehl. Meine Pflicht verlangte, dass ich weiterritt, nachdem du gefallen warst. Hätte ich angehalten, um mich zu vergewissern, wäre ich getötet worden und der Feind hätte die Papiere, die man mir gegeben hatte, gefunden.“ Er wandte sich ab, als seine Gefühle ihn zu überwältigen drohten. „Lieber Gott, glaubst du, ich habe mir seitdem nicht unzählige Male Vorwürfe gemacht und mir gewünscht, ich hätte dich nicht gezwungen zu bleiben? Als die Kämpfe vorüber waren, kam ich zurück und suchte nach dir. Ich suchte tagelang und überall. Ich besuchte alle Feldlazarette, Klöster, Kirchen, jeden Ort, der Verwundete beherbergte. Ich prüfte jede Liste verwundeter und gefallener Soldaten. Nirgends war eine Spur von dir.“
    „Nein“, antwortete Jack, jetzt ruhiger, da er Vincent ansah, dass er die Wahrheit sprach. „Louise fand mich. Wie sie sagt, bewegte ich einen meiner Finger, als sie mich schon auf einen Karren mit anderen Toten werfen wollten. Sie ließ mich zu sich nach Hause bringen. Damals war ich mehr tot als lebendig. Einige Wochen später kam ich schließlich zu mir und wusste nicht, wer ich war. Ich erinnerte mich an

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