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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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möglich gehalten hatte.
    Als Vincent sie schließlich freigab, war sie so verwirrt, dass sie kaum wagte, seinem Blick zu begegnen.
    „Wir werden heiraten, Cassie“, sagte er leise.
    „Ja, natürlich. In zehn Tagen.“
    Sie wunderte sich über seine Worte. Es hörte sich an, als hätte er noch daran gezweifelt und wäre erst jetzt davon überzeugt.
    „In zehn Tagen.“ Er nickte fast geistesabwesend. „Es tut mir leid, aber ich werde dich nicht nach Longbourne begleiten können. Ich muss fast sofort nach Surrey aufbrechen. Angelegenheiten eines meiner Güter dort, um die ich mich kümmern muss. Ich habe Harry gebeten, mit dir und Mama zu fahren. Er hat es mir versprochen, und du kannst dich auf ihn verlassen.“
    Cassie gab sich Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich bin froh, dass dein Bruder mit uns kommt. Es wird Sarah den Abschied erleichtern. Sie mag Sir Harry sehr gern, glaube ich.“
    „Mir ist aufgefallen, dass sie beide viel füreinander übrighaben. Nun, warum auch nicht, wenn sie sich ineinander verliebt haben.“
    „Würde deine Mutter es billigen? Falls er um Sarah anhielte, meine ich. Und bisher hat er es noch nicht getan, musst du wissen. Sarah hat mir ihre Gefühle anvertraut, aber über Sir Harrys weiß ich nichts.“
    „Es würde mich nicht überraschen, wenn er das Gleiche für Miss Walker empfände wie sie für ihn. Aber es stimmt, er würde zögern, um ein Mädchen ohne Mitgift anzuhalten, um Mama keinen Kummer zu bereiten. Sie wäre zunächst wohl auch nicht sehr erfreut, aber ich denke schon, wir könnten sie von den Vorteilen einer solchen Verbindung überzeugen.“ Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. „Ich hatte zwar gehofft, Mama würde jemanden finden, mit dem sie ihr Leben gern teilen würde, doch bisher umsonst.“
    „Aber jetzt hat sie ja uns. Wir werden sie oft besuchen, und sie möchte ja vielleicht manchmal auch zu uns kommen.“
    „Wir werden sehen.“ Vincent holte seine goldene Uhr hervor. „Ich muss dich bitten, mich zu entschuldigen, meine Liebe. Zwei Tage vor unserer Hochzeit sehen wir uns wieder.“
    „Ja, natürlich.“ Sie errötete wieder, als sie an den Kuss dachte und die verheerende Wirkung, die er auf sie gehabt hatte. „Ich werde auf dich warten.“
    Sie blieb noch ein wenig in seinem Arbeitszimmer, nachdem er gegangen war, und setzte sich an seinen Schreibtisch. Auf der Klinge eines silbernen Brieföffners entdeckte sie eine Gravur und las sie geistesabwesend. Ihr stockte jedoch der Atem, sobald sie erkannte, dass es sich um ein Geburtstagsgeschenk an Vincent von
    „deinem Freund Jack“ handelte.
    „Jack ...“ Ihre Stimme brach. „Jack ...“
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war so seltsam. Sie konnte sich das Gefühl nicht erklären, das sie an jenem Morgen ergriffen hatte, als der alte Soldat ihr das Retikül gestohlen hatte. Einen Moment hatte sie befürchtet, ihr Herz würde stehen bleiben. In jenem Moment hatte sie felsenfest geglaubt, es wäre Jack.
    Das konnte nicht sein. Der Mann war Jahre älter als ihr Bruder, hatte eine Narbe auf der Wange und langes graues Haar. Aber seine Augen ... Sie konnte sich unmöglich geirrt haben! Sie kannte diese Augen so gut. Wieder und wieder hatte sie sich seit jenem Morgen gesagt, dass sie sich täuschte, inzwischen war sie jedoch vom Gegenteil überzeugt. Der alte Soldat war Jack gewesen.
    Vielleicht lebte er wie durch ein Wunder doch noch! Warum war er dann aber nicht zu ihr gekommen? Warum hatte er keinen Anspruch auf sein Erbe erhoben?
    Lieber Himmel, konnte es dennoch wahr sein? Cassie war fast sicher, sie hatte denselben Mann beim Ballonaufstieg gesehen – am selben Tag, als sie glaubte, Jacks Stimme gehört zu haben. Der Mann, der versucht hatte, sich unter den Bäumen vor dem Regen zu schützen.
    Cassie, ich brauche dich ... Ich brauche deine Hilfe .
    Sie erinnerte sich gut an die Stimme, doch dann war das Seil des Ballons gerissen, und Vincent hatte sie in Sicherheit gebracht.
    Er war es gewesen. Die Narbe konnte er sich im Krieg zugezogen haben, das graue Haar konnte eine Perücke sein. Vielleicht hatte Jack nicht erkannt werden wollen.
    „Aber warum, Jack?“, flüsterte sie, während sie geistesabwesend mit dem Brieföffner spielte. „Warum hast du mein Retikül gestohlen? Ich hätte es dir aus freiem Willen gegeben. Ich würde alles mit dir teilen, was ich besitze. Das musst du doch wissen!“
    Nichts wünschte sie sich mehr, als ihren geliebten Bruder wieder bei sich

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