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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Ding!« Der Wirt und Hotelier in Personalunion stellte die Flasche ab und holte mit der flachen Hand aus. Seine Tochter wich erschrocken zurück.
    Álvaro fackelte nicht lange, wenn es darum ging zu zeigen, wer der Herr im Hause Suárez war. Er hatte Maria Luisa schon öfters grün und blau geprügelt. Der Einzige, an dem er sich nie vergriff, war Alejandro, sein Sohn, den er aber ungeniert bei jedem sich bietenden Anlass idiota schimpfte. Was selten geschah, denn Alejandro verließ sein Zimmer so gut wie nie.
    Neben der Bodega und dem Hotelbetrieb musste sich Maria Luisa auch noch um ihren Bruder kümmern. Der Dank, den sie dafür von ihrem Vater erhielt, waren Zornausbrüche und Vorhaltungen, sie würde lieber nach den Kerlen schauen, als ihren Pflichten nachzugehen.
    Álvaro Suárez hatte in den wenigen Monaten seit dem Tod seiner Frau jeden Kredit bei Maria Luisa verspielt. Das Einzige, was sie noch bei ihrem tyrannischen Vater hielt, war ihr Bruder, der es nicht verstanden hätte, wenn sie fortgegangen wäre. Alejandro war Autist, lebte in seiner eigenen Welt.
    Ausgerechnet der einarmige Jorge, der mittags der Erste war, der die Bodega betrat, und nachmittags als Letzter durch die Tür ging, ergriff Partei für Maria Luisa. »Lass sie in Ruhe und mach die Augen auf, Álvaro! Dann siehst du, wer hier den Laden schmeißt!«
    Die Einmischung war ihr unangenehm, denn Jorge war ein Grabscher, der trotz seiner Behinderung keine Gelegenheit ausließ, Maria Luisa über den Hintern zu streichen und ihr eindeutige Avancen zu machen. Sie wollte nicht in seiner Schuld stehen.
    Angewidert von allem und jedem schleuderte sie das Tuch, mit dem sie den Tresen sauber gewischt hatte, vor die Füße ihres Vaters, drehte sich wortlos um und lief in die kleine Küche, von der aus ein Gang in den Hotelbereich führte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte sie die knarrende Treppe hinauf in den ersten Stock, wo Alejandros Zimmer lag.
    Tränen standen ihr in den Augen, ihre Wangen waren gerötet. Sie merkte nicht, wie ihre Schritte auf den Dielen dröhnten. Vor Alejandros Raum blieb sie stehen, kramte den Schlüssel aus ihrer Schürze und steckte ihn ins Schloss. Bevor sie ihn umdrehte, atmete sie noch einmal tief durch.
    Ihr Bruder hatte ein feines Gespür für Befindlichkeiten. Sie wollte nicht, dass er sich sorgte. Er hatte es so schon schwer genug.
    Sie wollte den Schlüssel gerade umdrehen, als neben ihr eine Stimme erklang. »Verzeihung. Dürfte ich Sie etwas fragen?«
    Sie wirbelte herum. Vor ihr im dämmrigen schmalen Flur stand der momentan einzige Gast der »Letzten Zuflucht«.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken, Señorita, ganz bestimmt nicht. Es tut mir leid –«
    »Ich bin nicht erschrocken«, log sie. »Ich war nur in Gedanken.« Sie schluckte und bemühte sich um ein Lächeln. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Der Gast war um fast einen Kopf größer als sie; Maria Luisa schätzte ihn auf mindestens einsfünfundachtzig. Er hatte blondes Haar und strahlend blaue Augen. Unglaublich, dass dieser Mann schon Mitte fünfzig sein sollte – sie hatte es bei der Anmeldung in seinem Pass gelesen. Tom Ericson, so sein Name, sah höchstens aus wie fünfunddreißig.
    »Ich wollte mir gerade an der Rezeption eine Auskunft einholen«, sagte Ericson. »Aber ich halte mich ehrlich gesagt lieber an Sie als an Ihren Vater.«
    »An mich?« Sie merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann.
    »Nun, ohne Sie wäre ich schließlich gar nicht hier. Vielleicht können Sie mir noch einmal helfen. Ich will es auch nicht umsonst.« Er griff in eine der Taschen seiner Cargo-Hose und förderte einige Geldscheine zu Tage. Als er anfing, sie abzuzählen, unterbrach ihn Maria Luisa halb verlegen, halb verärgert. »Sie müssen mich nicht bezahlen. Sagen Sie einfach, was Sie von mir wollen.« Sie stockte kurz. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sagte leise: »Ich hoffe nicht, dass Sie für mich bezahlen wollen. Ich bin nicht käuflich!«
    Tom Ericson wirkte ehrlich betroffen. Er schüttelte den Kopf. »Aber nein! Ich brauche einfach nur Hilfe. Ich bin momentan in einer etwas misslichen Lage und kann mich nicht so frei bewegen, wie ich gerne möchte. Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie ein paar Besorgungen für mich erledigen könnten … dafür ist das Geld!«
    Ihr Blick irrte kurz zu der Tür, hinter der Alejandros Zimmer lag. Es würde ihm nicht gefallen, wenn sie sich verspätete. Er hatte seinen Tag genau eingeteilt

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