Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
blütenweiß, selbst die Haut und die Augen. »Herrscher!«
    Ah Ahaual trat näher zu dem unheimlichen Wesen. Nur der Tisch mit dem Bauteil stand noch zwischen ihnen. »Bote! Wo sind all die Arbeiter?«
    »Ich habe sie weggeschickt. Ich brauche sie nicht mehr. Sie haben gute Arbeit geleistet. Ich bin gerade mit der Prüfung des letzten Teils fertig geworden. Es ist vollbracht.«
    »Dann kann die Maschine zusammengesetzt werden?«
    Der Weiße trat um den Tisch herum auf Ah Ahaual zu. »So ist es. Ich hätte dich nachher aufgesucht, wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst.«
    »Dann steht«, sagte Ah Ahaual, ohne sich eines besonderen Tonfalls zu befleißigen, »unserer Erhöhung zu göttergefälligen Wesen nichts mehr im Weg?«
    »Nichts. Bis auf den Zusammenbau eben. Ich kann dich sofort darin unterweisen.«
    »Die Idee, dass ich die Maschine zusammenfüge, ist verführerisch – und einleuchtend. Ich bin der Herrscher«, sagte Ah Ahaual.
    »Du sagst es.«
    »Zuvor aber habe ich ein Anliegen.«
    Obwohl ihm die Verzögerung zu missfallen schien, sagte der Weiße: »Sprich.«
    »Ich möchte dir etwas zeigen, das sich in der Kammer meines Sohnes befindet. Ts’onot, du weißt.«
    »Bring es her. Oder lass es von deinem Sohn herbringen.«
    »Das wage ich nicht. Was ich dir zeigen will, ist … seltsam. Mindestens so seltsam wie der Himmelsstein.«
    Damit hatte er den Fisch an der Angel. Der Weiße schluckte den Köder.
    »Nun gut … aber es muss schnell gehen«, sagte er. »Es ist in eurem Interesse, die Maschine so rasch wie möglich in Gang zu setzen.«
    Ah Ahaual sagte nichts darauf, drehte sich um und verließ die Werkstätten. Der Weiße kam lautlos hinter ihm her.
    Als sie Ts’onots Kammer erreichten, klopfte Ah Ahaual gegen die hölzerne Tür. Der Gesandte schien solche Floskeln entweder nicht zu kennen oder in diesem Fall zu missbilligen. Da er es erklärtermaßen eilig hatte, glitt er durch das massive Holz, ohne sich um das Hindernis zu scheren.
    Ah Ahaual öffnete die Tür und folgte ihm. Dass Ts’onot sich nicht in dem Raum befand, wusste er ohnehin.
    Drinnen wartete der Weiße bereits ungeduldig. »Also – was willst du mir zeigen?«
    Ah Ahaual trat auf eine hölzerne Truhe zu, die auf einem Tisch stand. »Hier drin befindet es sich«, sagte er. »Ich gab es meinem Sohn zur Verwahrung.«
    »Öffne«, drängte der Gesandte und machte damit deutlich, dass er selbst dazu nicht in der Lage war.
    Ah Ahaual hob den Deckel ab und legte ihn neben der Truhe auf den Tisch. Ein fremdartiger Dolch wurde sichtbar. »Hier ist es. Ein Fund, den wir zufällig machten, draußen im Wald vor der Stadt. Niemand konnte mir bislang sagen, woher die Waffe stammt und wem sie gehört. Oder wie genau sie funktioniert. Die Klinge vermag selbst Stein zu durchschneiden!«
    Der Weiße beugte sich über die offene Truhe und hielt seine Hände darüber. Aus den nach unten gerichteten Handflächen drangen Lichtstrahlen, die über die Klinge tasteten, mit der Oxlaj den Göttern sein letztes Blutopfer geweiht hatte. Hätte der Weiße das nicht wissen müssen, wäre er wahrhaftig von den Göttern gesandt?
    »Gefunden?«, hörte Ah Ahaual ihn sagen. »Im Wald? Das … scheint mir unmöglich bei diesem Material …«
    Ah Ahaual beteuerte es.
    »Die Waffe entspricht nicht eurem Entwicklungsstand«, murmelte der Weiße. Er schien wirklich verblüfft. »Sie dürfte gar nicht hier sein.«
    »Du weißt also nicht, woher sie stammt?«
    Der Gesandte zuckte von der Truhe zurück. »Zügele dich, Menschlein. Du vergisst, mit wem du es zu tun hast!«
    »Dann sag es mir. Sag mir, mit wem ich es zu tun habe – aber die Wahrheit zur Abwechslung. Falls du dazu überhaupt fähig bist, hinterhältiger Betrüger!«
    Es fiel Ah Ahaual nicht leicht, so zu sprechen. Ein Rest Furcht steckte nach wie vor in ihm. Der Weiße hatte überragende Fähigkeiten demonstriert – allerdings nie im Zusammenhang mit »handfesten« Herausforderungen. Er konnte manches – vor allem, sich in Szene setzen –, scheiterte aber regelmäßig, wenn es galt, Dinge in die Tat umzusetzen. Seine nichtstoffliche Erscheinung machte es ihm unmöglich, selbst anzupacken. Ohne willige Handlanger war er ein Niemand.
    »Betrüger? Du wagst es …?« Der Weiße schoss förmlich auf Ah Ahaual zu. Durchdrang ihn. Überlagerte ihn mit seinem Körper, der offenbar alles zu durchdringen vermochte, ganz gleich, ob es aus Stein, Holz oder Fleisch und Knochen bestand.
    Ah Ahaual spürte ein

Weitere Kostenlose Bücher