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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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beobachtet, wie er ihrer Mutter im Schlafzimmer weh tat und sie derart zum Stöhnen und Strampeln brachte, dass es Katie Schauer über den Rücken jagte. Später wurde ihr natürlich klar, was ihre Eltern wohl in Wahrheit getan hatten, trotzdem war diese frühe Erinnerung so fest in ihr verankert und so tief verwurzelt wie ein Krebsgeschwür. Außerdem erinnerte sie sich daran, wie ihr Vater einmal hinfiel und sie Angst hatte, dass er sich verletzt haben könnte. Doch als sie zu ihm ging, um ihm zu helfen, stieß er sie um und beschimpfte sie. Sie hatte schreckliche Angst, dass er ihr das Gleiche antun könnte, was er mit ihrer Mutter getan hatte. Doch sosehr sie sich auch bemühte, mehr war ihr von dem Vorfall nicht in Erinnerung geblieben.
      Auch die Erinnerung an das Feuer hatte sie verdrängt, nur hin und wieder suchte das Prasseln und Knistern züngelnder Flammen sie noch in ihren Alpträumen heim. Laut ihrer Großmutter war auch Katie damals im Haus gewesen, doch hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, bevor das Feuer auf ihr Zimmer übergegriffen hatte. Katie sei durch die Gnade Gottes gerettet worden, sagte ihre Großmutter, während ihre Eltern, die Sünder, von den Flammen der Hölle verschluckt worden seien.
      Eine brennende Zigarette im Bett war die Brandursache, was ihre Großmutter mit besonderer Befriedigung zu erfüllen schien. In dieser Ironie sah sie ein Zeichen der göttlichen Macht, eine Antwort auf ihre Gebete. Es war Gottes Wille gewesen, Seine Gerechtigkeit, und Katie war dazu verpflichtet, ihr Leben in Dankbarkeit und demütiger Diensteifrigkeit zu verbringen.
      Katie atmete tief ein, rollte Fellowes vorsichtig zur Seite und zog die Laken zurück. Die konnten einfach gewaschen werden, die gesteppte Tagesdecke dagegen nicht. Dann schnürte sie seine Wanderstiefel auf und stellte sie auf einen Zeitungsbogen vor das Bett. Sie waren zwar nicht schlammbeschmiert, aber in dem Profil der Sohle steckte jede Menge Erde.
      »Sauberkeit kommt gleich nach Frömmigkeit«, hatte ihre Großmutter ihr eingeschärft. Und sie ist weit leichter zu erzielen, hätte Katie hinzugefügt, wenn sie sich getraut hätte. Abgesehen von einer unglaublich langen Liste von Pflichten und »Du sollst nicht«-Sätzen, die ungefähr alles einschlossen, womit sich die meisten normalen Menschen gern die Zeit vertrieben, lag Frömmigkeit für Katie in unerreichbarer Ferne. In letzter Zeit hatte sie häufig darüber nachgedacht und sich die strengen Worte und »notwendigen« Bestrafungen ihrer Großmutter in Erinnerung gerufen: das Mundauswaschen mit Seife für eine Lüge; eine Weile im Kohlenkeller für »schamlose Bewegungen« zu einem Stückchen Musik, das aus dem Radio des Nachbarhauses herübergeweht war. Und jede dieser Strafmaßnahmen begleitet von den Worten: »Das tut mir mehr weh als dir.«
      Fellowes regte sich wieder und holte Katie aus ihren Träumereien. Für einen Augenblick öffneten sich seine grauen Augen, und er griff nach ihrer Hand. Sie spürte, wie Angst und Verwirrung von seinen knochigen Fingern durch ihr Handgelenk flossen.
      »Sie bewegt sich«, nuschelte er vor sich hin, dann fiel er wieder in einen trunkenen Schlaf. »Bewegt sich ...«
      Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln und tropfte auf sein Kinn. Katie schreckte zurück. Sie ließ ihn allein und eilte die Treppen hinab. Sie hatte noch das Abendessen vorzubereiten, außerdem musste der Garten gejätet werden.
     
    Banks beugte sich über die Kante von Rawley Force und beobachtete, wie Glendenning mit der Seilwinde nach oben gezogen wurde. Ein amüsanter Anblick. Der große, weißhaarige Rechtsmediziner saß aufrecht und versuchte so viel Würde zu bewahren, wie er konnte. Wie üblich baumelte eine Zigarette in seinem linken Mundwinkel, seine braune Tasche hatte er fest gegen seinen Bauch gepresst.
      Glücklicherweise hatte es während der letzten Wochen kaum geregnet, so dass der Wasserfall rechts vom Doc zu einem Rinnsal verkümmert war. Die Belegschaft der Bergwacht war mehr als hilfsbereit gewesen und sofort ausgezogen, um innerhalb kürzester Zeit die Winde aufzubauen. Jetzt konnte das Polizeiteam langsam, einer nach dem anderen, heraufkommen. Gemäß seiner Stellung war Glendenning als Erster an der Reihe.
      Schnaufend befreite er sich aus den Gurten, nickte Banks kurz zu und zog die Bügelfalte seiner Anzugshosen gerade. Banks führte ihn einen halben Kilometer durch das bewaldete Tal zum Tatort, wo

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