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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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»frisst fünf oder sechs Tage wie ein Scheunendrescher, ehe es sich verpuppt. Schaut euch diese hier an, Gentlemen.« Er hielt erneut das Reagenzglas hoch. »Das hier sind, wie man sehen kann, fette Maden. Faul. Reif. Noch sind es keine Puppen. Deshalb müssen sie vor neun oder zehn Tagen gelegt worden sein. Wenn man bedenkt, dass die Schmeißfliege vielleicht einen Tag oder so gebraucht hat, um die Leiche zu finden und die Eier zu legen, dann kommt man auf zwölf Tage, die die Maden draußen sein müssen.«
      Das war die wortgewaltigste und längste Rede, die Banks jemals von Glendenning gehört hatte. Ganz offensichtlich schlummerte in dem schroffen, ketterauchenden Schotten, auf dessen Weste sich der Milchstraße gleich eine Aschespur entlangzog, ein potentieller Lehrer.
      Der Doktor lächelte sein Publikum an. »Simpson«, sagte er.
      »Wie bitte?«, fragte Banks.
      »Simpson. Keith Simpson. Ich habe bei ihm studiert. Der Sherlock Holmes meines Fachbereichs sozusagen, nur dass es Simpson wirklich gab.«
      »Verstehe«, sagte Banks, der nach so langer Zeit in Yorkshire gelernt hatte, wie man jemanden auf den Arm nahm. »Sie meinen so eine Art lebensechten Quincy, oder?« Sofort spürte er, dass ihn Gristhorpe in die Rippen knuffte.
      Glendenning machte ein finsteres Gesicht, von seiner Zigarette fiel ein Zentimeter Asche ab. »Wahrscheinlich«, sagte er und verstaute das Reagenzglas in seiner Tasche. »Ich hoffe, diese bessere Seilschaft da drüben bringt mich heil wieder runter.«
      »Keine Sorge«, versicherte Gristhorpe. »Das wird sie. Und vielen Dank.«
      »Ja. Jetzt weiß ich wenigstens aus erster Hand, wie es sich anfühlt, meinen Arsch in der Schlinge zu haben«, sagte Glendenning, als er fortging.
      Banks lachte, drehte sich um und beobachtete die Fachleute bei der Arbeit. Die Fotos waren im Kasten, jetzt war das Team damit beschäftigt, den Boden im Umkreis der Leiche abzusuchen.
      »Wir müssen das ganze Gebiet noch gründlicher absuchen«, sagte Gristhorpe zu Hatchley. »Können Sie das organisieren, Sergeant?«
      »Ja, Sir.« Hatchley holte sein Notizbuch und einen Stift hervor. »Ich werde ein paar Leute aus Helmthorpe und Eastvale abziehen.«
      »Sie sollen besonders darauf achten, ob hier kürzlich etwas vergraben oder verbrannt wurde. Der Mann muss einen Rucksack bei sich gehabt haben. Außerdem suchen wir die Waffe, ein Messer oder so was in der Art. Und, Hatchley«, fuhr Gristhorpe fort, »es wäre besser, Richmond mit einzubeziehen. Er soll im zentralen Computer alle Vermisstenmeldungen überprüfen.«
      Vic Manson, der Experte für Fingerabdrücke, kam zu ihnen und schüttelte den Kopf. »Das wird nicht leicht werden«, klagte er. »Möglicherweise gibt es noch Abdrücke auf drei oder vier Fingern, aber ich kann nichts versprechen. Ich werde versuchen, die Haut mit Wachsinjektionen zu entfalten, wenn das nicht hinhaut, nehme ich Formaldehyd und Kaliumaluminiumsulfat.«
      »Das wird ein Höllenjob, seine Identität herauszufinden«, sagte Banks. »Selbst wenn wir Abdrücke haben, gibt es keine Garantie, dass sie irgendwo gespeichert sind. Und jemand hat sich größte Mühe gegeben, damit wir ihn nicht am Gesicht identifizieren können.«
      »Die Kleidung kann uns Anhaltspunkte geben«, sagte Gristhorpe. »Oder die Zähne. Obwohl ich damit nie viel Glück hatte.«
      »Ich auch nicht«, stimmte ihm Banks zu. Er fand es immer amüsant, wenn er sah, wie Kriminalbeamte im Fernsehen Leichen durch zahnärztliche Befunde identifizierten. Wenn die wüssten, wie lange es dauert, bis jeder Zahnarzt im Land sämtliche Akten seiner Kartei durchsucht hat! Die Polizei müsste schon eine Ahnung haben, wer die Leiche war, damit die Befunde die Identität entweder bestätigen oder widerlegen konnten.
      »Er könnte sogar Deutscher sein«, meinte Hatchley. »Oder Amerikaner. Um diese Zeit wandern eine Menge Ausländer durch die Berge.«
      Jenseits des Baches ließen zwei Männer mit Gesichtsmasken die Leiche in den großen Sack gleiten, den sie mitgebracht hatten. Banks verzog das Gesicht, während er zusah, wie sie die in alle Richtungen ausströmenden Maden wegwischten, bevor sie schließlich den Reißverschluss zumachen konnten. Dann gingen sie los und trugen ihre Last durch das Tal bis zur Winde.
      »Gehen wir«, sagte Gristhorpe. »Es wird spät. Bis wir mit der Suche anfangen, können wir hier nichts mehr tun. Aber wir sollten ein paar Männer hier

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