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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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postieren. Falls der Mörder mitkriegt, dass wir die Leiche entdeckt haben, und er wichtiges Beweismaterial in der Nähe vergraben hat, kommt er vielleicht im Schutz der Nacht zurück.«
      Hatchley nickte.
      »Wir werden veranlassen, dass jemand hochgeschickt wird«, fuhr Gristhorpe fort. »Bleiben Sie besser hier, Hatchley, bis sie da sind. Versuchen Sie die Leute von der Bergwacht zu überreden, solange mit der Winde zu warten. Wenn nicht, müssen sie eben den langen Weg nehmen, so wie wir.«
      Banks sah, wie Hatchley zu der Stelle schaute, wo die Leiche lag und sich kräuselte wie Wellen im Wind. Er beneidete niemanden um die Aufgabe, im Dunkeln in diesem bezaubernden Tal ausharren zu müssen.
     
    In dieser Nacht nahm Sam Katie so grob wie immer. Und wie immer lag sie da und gab vor, selbst ihren Spaß daran zu haben. Wenigstens tat es nicht mehr so weh wie am Anfang. Es gab ein paar Dinge, die man tun musste, ein paar Sünden, die man begehen musste. Männer waren nun einmal so, und man brauchte einen Mann, um in der Welt beschützt zu sein. Das Wichtigste war, so hatte Katie von ihrer Großmutter gelernt, dass man diese Sache nicht genießen durfte. Beiß die Zähne zusammen und gib ihnen, was sie wollen, ja, spiel ihnen ruhig vor, dass es dir gefällt - besonders wenn sie dich schlecht behandeln, solange du nicht genug Begeisterung zeigst -, aber finde unter keinen Umständen Genuss daran.
      Es dauerte nie lange. Das war ein Trost. Bald begann Sam heftiger zu atmen, und sie klammerte sich fester an ihn und gab die Töne und Worte von sich, die er hören wollte. Schließlich stöhnte er und machte sie ganz nass. Dann rollte er sich auf die Seite und fing in null Komma nichts zu schnarchen an.
      Doch Katie konnte in dieser Nacht nur schwer einschlafen. Sie dachte an die Leiche auf dem Berg und zog die Decke enger um ihr Kinn. Beim letzten Mal war es schrecklich gewesen: die ganzen Fragen und der ganze Ärger - besonders als die Polizei versuchte, eine Verbindung zwischen dem toten Mann und Anne Ralston, dem vermissten Mädchen, herzustellen. Sie verhielten sich, als könnte Stephen oder einer seiner Freunde beide ermordet haben. Und was hatten sie herausgefunden? Nichts. Raymond Addison schien aus dem Nirgendwo gekommen zu sein.
      Sie und Sam hatten noch nicht lange in Swainshead gelebt, als vor fünf Jahren der ganze Ärger losging, daher hatte sie auch Anne kaum gekannt. Überhaupt hatte sie Anne nur kennengelernt, weil Sam die »besten Leute« des Dorfes ausfindig machen wollte und sich damals gleich an die Colliers hängte. Und Anne Ralston war zu der Zeit eben mit Stephen zusammen.
      Sie war nicht Katies Typ gewesen, deshalb sind sie auch nie gute Freundinnen geworden. Sie erinnerte sich, dass sie Anne viel zu frei und ungebunden fand. Wahrscheinlich war sie einfach mit einem anderen Mann getürmt. Ohne ein Wort abzuhauen, egal ob sich andere um sie sorgen, hätte ihr ähnlich gesehen.
      Als sich Katie auf ihre Seite drehte, um ein paar Kleenex vom Nachttisch zu nehmen, zog sie die Decke mit sich. Sam brummelte was vor sich hin und zerrte seine Hälfte wieder zurück, ohne aufzuwachen. Behutsam wischte Katie sich sauber. Sie hasste die warme Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen. Sie hasste es von Mal zu Mal mehr, genauso wie sie mittlerweile ihr Leben mit Sam in Swainshead verabscheute.
      In der letzten Zeit war alles schlimmer geworden. Seit einem Monat oder länger litt sie unter schweren Depressionen. Sie wusste, dass es die Pflicht einer Frau war, ihrem Ehemann zu folgen, im Guten wie im Schlechten bei ihm zu bleiben, seinen Forderungen im Bett nachzugeben und ihn den ganzen Tag im Haus zu bedienen. Aber mit Sicherheit, dachte sie, sollte das Leben nicht derart trostlos sein. Falls sich irgendeine Chance bieten sollte, der stumpfsinnigen Plackerei, zu der ihr Leben geworden war, und den Schlägen zu entfliehen, wäre es dann wirklich eine so große Sünde, sie am Schopfe zu packen?
      Es war nicht immer so schlimm gewesen. Als sie sich kennengelernt hatten, hatte Katie als Zimmermädchen im Queen's Hotel in Leeds gearbeitet. Sam hatte eine Lehre als Elektriker gemacht und war eines Tages aufgetaucht, um die Leitungen zu überprüfen. Liebe auf den ersten Blick war es sicherlich nicht. Liebe, die gab es für Katie nur in den romantischen Taschenbüchern, bei deren Lektüre sie rot wurde und immer aufpassen musste, dass ihre Großmutter sie nicht erwischte. Aber Sam konnte sich

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