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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mein photographisches Geheimnis mit und darf dich dann begleiten. Denn schlafen kann ich doch nicht, wenn ich dich da unten weiß.“
    „Gut! Einverstanden! Also? Das Geheimnis?“
    „Ich will das Bild unseres alten, berühmten Freundes für den Projektionsapparat.“
    „In welcher Weise?“
    „Heut abend sollen doch bekanntlich die Bilder der beiden Künstler zu beiden Seiten des Denkmales auf dem Wasserfall erscheinen. Ich habe dieselbe Idee für unsern aufstrebenden Winnetou mit den Bildern von Tatellah-Satah und Marah Durimeh zu beiden Seiten. Was sagst du dazu?“
    „Die Idee ist gut, sehr gut. Du brauchst da verschiedene Apparate, verschiedene Linsen –“
    „Ist da, ist alles da!“ fiel sie schnell ein.
    „Wo?“
    „Bei dem Ingenieur, mit dem ich schon gesprochen habe.“
    „Du denkst, daß er es tut?“
    „Mit Vergnügen!“
    „Und nichts vor der Zeit verrät?“
    „Gewiß nicht! Ich garantiere!“
    „So bin ich einverstanden.“
    „Und nimmst mich jetzt mit nach der Höhle?“
    „Ja. Ich bin verpflichtet, alles zu tun, was du befiehlst!“
    „Daß du das tust, sind wir einander schuldig!“
    Als wir nach einiger Zeit wieder zu Tatellah-Satah kamen, stand Intschu-inta schon mit seinen zwanzig Mann bereit. Sie hatten sich genugsam mit Fackeln und mit einigem Werkzeug versehen. Wir öffneten den Treppenstein und stiegen in den Gang, welcher uns nach unten führte. Dort angekommen, suchten wir zunächst die Stelle auf, an welcher der schmale Weg von dem breiten abzweigte. Dort hatten wir durch die Beseitigung der Stalaktiten Raum geschafft. Sie wurden wieder herbeigeholt und an ihre frühere Stelle gebracht. Wir trugen auch noch eine Menge anderer Stücke hinzu, die wir derart aufstellten, daß die Maskierung des Weges unmöglich mehr entdeckt werden konnte. Der Gang war von unten bis oben vollständig zugefüllt, und zwar in so natürlicher Weise, daß der Gedanke an eine künstliche Nachhilfe ausgeschlossen erschien.
    Während dieser Arbeit sah ich mich an der Stelle um, die mir schon vorher verdächtig vorgekommen war. Aus dem einen Riß in der Decke waren mehrere geworden. Am Boden lagen schon eine ganze Menge herabgestürzter Steintrümmer. Und ein Regen von zerriebenem Kalksinter siebte ununterbrochen aus den klaffenden Spalten hernieder. Zuweilen hörte man ein leises, aber scharfschneidiges Geräusch, wie wenn gleichzeitig zwei Glastafeln aneinander gerieben werden. Das klang unheimlich. Hier und da ertönte es irgendwo, wohin man nicht schauen konnte, als ob Felsen prasselten und Steine aus der Höhe in die Tiefe fielen. Das gab ein so ungewisses, beängstigendes Gefühl. Ich mußte mich sehr überwinden, um still an Ort und Stelle bleiben zu können. Ich hatte eine ununterbrochene Sorge, plötzlich zerschmettert zu werden, und war froh, daß unsere Arbeit endlich fertig war und wir uns entfernen konnten. Und das betraf nicht nur mich, sondern das Herzle sagte, indem wir gingen:
    „Gott sei Dank, daß das vorüber ist! Mir war zuletzt ganz ängstlich zu Mute.“
    „Warum?“ fragte ich.
    „Weil es scheint, als ob hier alles zusammenbrechen soll!“
    „Hattest auch du dieses Gefühl?“
    „Gleich sofort, als wir kamen. Ich habe nichts gesagt, um dich nicht zu beunruhigen. Was gibt es hier über uns, zu unsern Häuptern?“
    „Höchstwahrscheinlich die schwere Winnetoufigur. Wenigstens denke ich es. Genau kann ich es nicht sagen.“
    Da schrie sie auf:
    „Du, die bricht zusammen!“
    „Still, still! Laß das keinen Menschen hören!“
    „Also darum, darum steht sie schief?“
    „Und stellt sich immer schiefer und schiefer!“
    „Hältst du diese Katastrophe für möglich?“
    „Fast für unvermeidlich!“
    „Wann?“
    „Die Zeit läßt sich nicht bestimmen. Um dies zu können, müßte man die Felsenunterlage genau untersuchen. Ich hoffe aber, daß es erst später geschieht, nicht etwa schon dieser Tage.“
    Hätte ich gewußt, wie nahe uns dieses gräßliche Ereignis stand, so hätte mich nichts abhalten können, die hier zu erwartenden viertausend Indianer zu warnen. Wir gingen nun auf dem schmalen Weg zurück, bis nach der Stelle, wo der steile Pfad nach der Teufelskanzel abzweigte. Auch diese Mündung maskierten und verbarrikadierten wir derart, daß niemand hier einen verborgenen Abweg suchen konnte. Von da ging es weiter aufwärts bis dahin, wo der Aufstieg nach dem Passiflorenraum begann. Wir versperrten ihn ebenso sorgsam, doch nicht von unten, sondern von oben her,

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