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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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größte Anstrengung vergeblich sein wird. Du rittest mit Pappermann nach den Steinbrüchen. Du kamst so spät zurück. Das läßt vermuten, daß ihr nicht umsonst geritten seid.“
    „Allerdings“, antwortete ich. „Das Resultat ist mehr als befriedigend, wenn auch nicht erfreulich. Wir haben sehr viel erfahren; zum Beispiel, daß die beiden Medizinmänner der Kiowa und der Komantschen entflohen sind.“
    „Uff, uff!“ rief er erschrocken aus.
    Das Herzle war nicht weniger überrascht. Ich fuhr fort:
    „Das ist noch nicht das Schlimmste. Es kommt noch Schlimmeres. Setzen wir uns. Ich will erzählen.“
    Ich berichtete, was ich zu berichten hatte. Als ich fertig war, sagte Tatellah-Satah:
    „Ich würde wohl in aufgeregter Besorgnis sein, wenn ich nicht sähe, daß du so ruhig bist! Warum hast du das nicht erzählt, als die Häuptlinge noch da waren?“
    „Mußten sie es wissen? Brauchen wir sie dazu?“ fragte ich. „Ich pflege das, was ich allein tun kann, keinem anderen zu übertragen.“
    „Du glaubst, allein fertig werden zu können?“
    „Ja.“
    „Mit allen diesen viertausend Feinden?“
    „Ja.“
    Da sah er mich groß an, schüttelte den Kopf und fuhr fort:
    „Jetzt begreife ich an Winnetou, was ich früher, als er noch lebte, nicht begreifen konnte, nämlich sein unbeschreibliches Vertrauen zu dir. Heut' fühle ich es selbst, dieses Vertrauen. Und so sag': Was gedenkst du, gegen das alles, was uns droht, zu tun?“
    „Das einfachste, was es gibt: Ich verlege ihnen den Weg durch die Höhle! Ich sperre sie sodann im ‚Tal der Höhle‘ ein, bis sie vor Hunger um Erbarmen bitten müssen. Und ich nehme ihre Häuptlinge gefangen, um sie als Geiseln zu benutzen. Wieviel bewaffnete ‚Winnetous‘ stehen dir zur Verfügung?“
    „Heut über dreihundert; bis morgen abend können es fünfhundert sein und später noch weit mehr.“
    „Das ist übergenügend. Für jetzt brauche ich ihrer nur vielleicht zwanzig und unsern treuen Intschu-inta dazu. Ich gehe jetzt zu mir, mich umzuziehen, weil ich das indianische Gewand noch trage. Dann komme ich wieder und steige mit ihnen durch die verborgene Treppe hier in die Höhle hinab, um die Stalaktiten wieder derart aufzustellen, daß die beiden Medizinmänner, wenn sie mit ihren Scharen kommen, sich nicht weiterfinden können.“
    „Und wenn sie den Weg, den du ihnen verbergen willst, aber doch entdecken? Wenn sie die Steine ebenso wegräumen, wie du sie weggeräumt hast?“
    „Das könnte höchstens am breiten Weg geschehen, dessen Ausgang ich ihnen aber hinter dem Schleierfall derart verlegen werde, daß sie nicht herauskönnen. Damit ist für heut und morgen alles vorbereitet. Zum Einschließen der Feinde im Tal ist übermorgen noch Zeit.“
    Hierauf schickte ich mich an, zu gehen; aber das Herzle hatte vorher erst noch etwas anderes zu erledigen. Sie bat nämlich den alten ‚Bewahrer der großen Medizinen‘ um die Erlaubnis, ihn morgen photographieren zu dürfen. Ich erschrak fast. Das war eine Kühnheit, die ich mir niemals gestattet hätte. Er aber lächelte gütig und fragte:
    „Darf ich wissen, für wen oder wozu das Bild sein soll?“
    „Das ist Geheimnis“, antwortete sie mit ungeminderter Verwegenheit. „Aber ein liebes, gutes und sehr nützliches Geheimnis, welches vielen, vielen große Freude machen wird.“
    „So ist es mir unmöglich, der Squaw meines Bruders Shatterhand ihren ‚lieben‘ guten und sehr nützlichen Wunsch abzuschlagen. Sie mag kommen, wann sie will; ich bin bereit.“
    Als wir hierauf gingen, fragte ich sie unterwegs, wozu sie die Photographie wohl brauche. Sie antwortete:
    „Sag', wer ist hier am Mount Winnetou die maßgebende Persönlichkeit: Du oder Tatellah-Satah?“
    „Ganz selbstverständlich er!“
    „Schön! Er hat sich begnügt, zu fragen, ohne eine Antwort zu erhalten. Verlangst du mehr als er?“
    „Ja.“
    „Mit welchem Recht?“
    „Sag', wer ist in unserer Ehe die maßgebende Persönlichkeit, ich oder Tatellah-Satah?“
    „Ganz selbstverständlich er!“ lachte sie.
    „ Well! So muß ich mich bescheiden! Ich bin besiegt! Du kannst das Geheimnis behalten!“
    „Und ich steige jetzt mit in die Höhle hinab.“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Erstens bist du da unten kein brauchbarer Gegenstand, und zweitens bin ich nun nicht mehr maßgebend genug, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Ich kann nichts tun, als dir ‚gute Nacht‘ sagen.“
    „Das kränkt mich schwer! Weißt du, ich teile dir lieber

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