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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lassen. Wir erfuhren von ihnen, daß gestern abend die Frauen der Komantschen und der Kiowas hier angekommen waren. Sie hatten sich sofort mit den Frauen der Sioux unter deren Führerin Aschta vereinigt, um bei den Denkmalsberatungen auch ihre Stimmen zur Geltung zu bringen. Heute früh waren sie alle nach dem Gebäude gezogen, in dem die beiden jungen Künstler ihr Rundgemälde und das Modell zur Winnetoufigur sehen ließen. Sie hatten es ganz enttäuscht verlassen. Was ihnen da gezeigt worden war, hatte nichts mit dem herrlichen Winnetou zu tun gehabt, den man liebt und verehrt, so weit die Zungen der roten Völker erklingen. Nein! Den Winnetou, den sie da gesehen hatten, den lehnten sie ab. Den wollten sie nicht haben. Und mir das sofort zu sagen, waren sie gekommen.
    Aber es galt, mir noch eine andere Mitteilung zu machen, die weit schwieriger war. Sie wußten nicht so recht, wie sie es anzufangen hatten, mich genügend zu warnen, ohne einen Verrat gegen ihre eigenen Krieger zu begehen. Ich machte ihnen Mut, indem ich ihnen erklärte, daß ich bereits alles wisse. Ich sagte ihnen, daß die viertausend Indianer heute durch die große Höhle ziehen würden, um den unsinnigen Plan der alten, gegen uns verschworenen Häuptlinge zur Ausführung zu bringen. Das machte es ihnen möglich, aufrichtig zu sein. Ich erfuhr von ihnen, daß Pida, ihr Mann und Schwager, heut frühzeitig nach dem ‚Tal der Höhle‘ geritten sei, weil man ihn ausersehen hatte, den unterirdischen Marsch zu kommandieren. Nun stand für sie die Sache folgendermaßen: Siegte er, so mußte ich zugrunde gehen, und siegte ich, so war es um ihn geschehen. In dieser Herzensangst hatten sie es für das Beste gehalten, mich aufzusuchen und sich mir anzuvertrauen. Ich versprach ihnen Verschwiegenheit und gab ihnen die Versicherung, daß weder mir noch Pida irgend etwas Böses geschehen werde. Als sie uns nach einiger Zeit verließen, waren sie vollständig beruhigt.
    Hierauf ging das Herzle zu Tatellah-Satah, um ihn zu photographieren. Ich begleitete sie. Als die Aufnahme vorüber war, verließ sie uns. Es trieb sie zum photographierenden Ingenieur. Wir aber machten einen Spaziergang nach dem Wartturm, um den ‚Jungen Adler‘ aufzusuchen. Dieser schien von dem Kommen unseres ehrwürdigen Freundes und Beschützers unterrichtet zu sein, denn er rief uns, als wir dort anlangten, von der Höhe seines Daches aus zu:
    „Kommt herauf! Es ist alles bereit. Mein ‚Adler‘ ist fertig!“
    Wir traten in den Turm und stiegen die vielen Stufen bis zum platten Dach hinauf. Da stand auf vier Beinen ein großes, vogelähnliches Gebilde mit zwei Leibern, zwei ausgebreiteten, mächtigen Flügeln und zwei Schwänzen. Die beiden Leiber vereinigten sich vorn durch ihre Hälse zu einem einzigen Kopf, zu einem Adlerkopf. Sie waren aus federleichten, aber außerordentlich festen Binsen geflochten. Was sie enthielten, sah man nicht, höchstwahrscheinlich den Motor. Im übrigen bestand der Apparat aus fast gewichtslosen Stoffen, die aber unzerreißbar waren und große Tragfähigkeit besaßen. Die Schwänze waren höchst eigenartig gestaltet. Zwischen den Leibern war ein bequemer Sitz angebracht, welcher Platz für zwei Personen gewährte. Es gab verschiedene Drähte, deren Bestimmung nicht gleich beim ersten Blick zu erkennen war, doch konnte man sich denken, daß sie zur Beherrschung und Lenkung des großen Vogels dienten. Außer dem, ‚Jungen Adler‘ waren noch unser alter Pappermann und Aschta, die jüngere, da.
    Es ist mir nicht erlaubt, eine Beschreibung des Apparates zu geben, doch darf ich versichern, daß, als der ‚Junge Adler‘ uns alles erklärt hatte, wir beide, Tatellah-Satah und ich, von der Sicherheit und der Verläßlichkeit des Apparates derart überzeugt waren, daß in uns sofort der Wunsch aufstieg, uns seiner einmal bedienen zu dürfen.
    „Und er fliegt, er fliegt!“ versicherte Pappermann. „Ich habe es selbst gesehen!“
    „Wann?“ fragte ich.
    „Heute früh“, antwortete er. „Als jedermann noch schlief und nur die erste Spur des Morgengrauens vorhanden war. Denn niemand sollte es sehen. Ich kam herauf, um zu helfen. Da stieg der ‚Junge Adler‘ auf den Sitz und zog an einem Draht. Sofort wurde es in den beiden Leibern lebendig. Der Vogel begann, zu atmen. Noch ein Draht, und die Schwänze breiteten sich aus. Die Flügel bewegten sich. Zwei, drei Schläge, und der Vogel stieg auf, verließ das Dach des Turmes und flog ein Stück hinaus,

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