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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommen! Soll ich reden?“
    Sebulon nickte. Da drehte Hariman sich wieder mir zu und fragte:
    „Seid Ihr bereit, uns die Erzählungen zu verkaufen, um sie verschwinden zu lassen?“
    „Nein.“
    „Um keinen Preis?“
    „Um keinen, sei er auch noch so hoch! Aber nicht etwa aus Rachsucht oder Halsstarrigkeit, sondern weil ein solcher Kauf Euch überhaupt nichts nützen würde. Was ich geschrieben habe, kann nicht wieder verschwinden. Es sind viele tausend deutsche Exemplare des ‚Winnetou‘ hier in den Vereinigten Staaten verbreitet, und nach den hiesigen Gesetzen bin ich als Verfasser ungeschützt. Jedermann hat das Recht, zu übersetzen oder nachzudrucken, so viel ihm nur beliebt. Das weiß jeder Buchhändler, und Ihr habt mir durch Eure Offerte also schon drüben, als Ihr bei mir wart, bewiesen, daß Ihr keiner seid. Ich könnte Euer Geld einstecken und hinter Euch lachen. Wollt Ihr das?“
    „Hörst du es?“ fragte Hariman seinen Bruder. „Er ist ehrlich!“
    Da stand Sebulon von seinem Platz wieder auf und stellte sich gerade vor mich hin. Seine Augen brannten, und seine Lippen bebten.
    „Mr. Burton“, sagte er, „zeigt mir Eure Uhr!“
    Ich erfüllte ihm diesen Wunsch.
    „Nur noch zwei Minuten; dann ist die Viertelstunde zu Ende!“ nickte er. „Ihr seht, ich gehe auf die Zeitportionen, die Ihr uns zuteilt, ein. Ich mache es genauso kurz, wie Ihr es wollt. Die Folgen aber kommen dann nicht über uns, sondern über Euch und Euer Gewissen! Ja, wir heißen Santer, und unser Vater war der, den Ihr kennt. Verkauft Ihr uns den ‚Winnetou‘?“
    „Nein!“
    „Fertig mit dem Schriftsteller! Die Zeit ist vorüber, genau bis auf die Sekunde. Nun fünfzehn weitere Minuten für den Westmann! Ich frage Euch: Was haben wir Euch dafür zu zahlen, daß Ihr uns beide nach dem ‚Nugget-tsil‘ und nach dem ‚Dunklen Wasser‘ führt?“
    „Ich tue das überhaupt nicht; ich bin kein Fremdenführer.“
    „Aber wenn man es gut, sehr gut bezahlt?“
    „Auch dann nicht. Ich brauche kein Geld. Ich tue niemals etwas für Geld.“
    „Auch für die höchsten Summen nicht?“
    „Nein!“
    Da fragte Sebulon seinen Bruder:
    „Soll ich? Darf ich?“
    Nun nickte dieser, und Sebulon fuhr, zu mir gewendet, fort:
    „Ihr werdet es dennoch tun, wenn auch nicht für Geld; darauf könnt Ihr Euch verlassen! Kennt Ihr die Sioux?“
    „Ja.“
    „Und die Apatschen?“
    „Welche Frage! Wenn Ihr meinen ‚Winnetou‘ wirklich gelesen habt, so wißt Ihr ebensogut wie ich, wie überflüssig sie ist!“
    „So hört, was ich Euch sage! Für die Wahrheit dieser meiner Worte legen wir beide unsere Hände in das Feuer. Nämlich die Häuptlinge der Sioux sind von den Häuptlingen der Apatschen eingeladen. Weshalb und wozu, das weiß ich nicht; ich habe nur so viel gehört, es soll Friede sein zwischen ihnen. Nur Häuptlinge sollen erscheinen, niemand weiter. Die Sioux aber haben beschlossen, diese Gelegenheit zu benutzen, sich mit sämtlichen Gegnern der Apatschen zu vereinigen, um die letzteren zu vernichten. Glaubt Ihr das?“
    „Man muß es prüfen“, antwortete ich kalt.
    „So fahre ich fort: Es ist ein Ort bestimmt, an welchem sich die Feinde der Apatschen zusammenfinden, um den Kriegs- und Vernichtungsplan zu besprechen. Ich kenne diesen Ort.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Woher? Von wem?“
    „Das ist Geschäftssache; Euch aber will ich es sagen, weil ich annehme, daß Ihr mir dann dankbar seid. Ich kenne die Sioux, und sie kennen mich. Unser Beruf als Pferde- und Rinderhändler hat uns häufig zu ihnen geführt. Jetzt haben sie uns ein Geschäft angeboten, welches so groß und so gewinnbringend ist, wie niemals eines zuvor. Wir sollen die Beute, die sie bei den Apatschen machen, übernehmen. Versteht Ihr, was ich meine?“
    „Sehr wohl.“
    „Und Ihr glaubt also, daß wir gut unterrichtet sind?“
    „Auch das hat sich erst noch zu zeigen!“
    „Es soll zum Kampf kommen, zu einem beispiellosen Blutvergießen. Ich weiß, daß Ihr ein Freund der Apatschen seid. Ich will sie retten. Ich will Euch Gelegenheit geben, die Pläne ihrer Feinde zunichte zu machen. Ich will Euch an den Ort bringen, an welchem diese Feinde sich beraten. Ich will auf allen Gewinn, der uns in Aussicht gestellt worden ist, verzichten. Und ich verlange dafür nur das eine, daß Ihr uns zu den beiden Orten führt, die ich Euch bezeichnet habe. Nun sagt, ob Ihr das wollt! Aber sagt es schnell, bestimmt und deutlich heraus! Wir haben keine

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