04 - Wohin die Zeit uns treibt
nicht schnurstracks aus einem Kloster, wenn du weißt, was ich meine." Er kramte in ihren Kosmetikartikeln.
„Nein. Was genau bedeutet es?"
„Ich meine, du brauchst etwas mehr Farbe, etwas mehr Brustansatz und etwas weniger gute Kinderstube." Er nahm einen rauchgrünen Lidschatten, musterte ihn und hielt ihn ihr hin. „Hier, versuche es als Hure, machst du das?"
„Hure?" Das Wort kam mit wunderschöner irischer Entrüstung aus ihrem Mund. „Hure also?
Glaubst du wirklich, ich male mich an, damit du mich zur Schau stellen kannst als ... als ..."
„Flittchen, das habe ich gemeint, ein nett aussehendes, hohlköpfi- ges Flittchen." Er nahm ihr Parfüm und drückte auf den Sprühknopf. „Das ist Salonzeug. Ist das das einzige Parfüm, das du hast?"
Sie biss so ihre Zähne zusammen, dass es schmerzte. „Was stimmt damit nicht?"
„Der Kerl, den ich sehen werde, erwartet, dass ich mit einer hübschen, hohlköpfigen und sehr sexy Frau reise. Das ist Cabots Stil."
Dieses Mal zog sie die Brauen zusammen. „Oh, ist es das?"
„Ja. Und du musst der Rolle entsprechen. Hast du nicht irgendetwas Enganliegendes?"
„Nein, ich habe nichts Enganliegendes." Sie machte einen Schmollmund, als sie sich umdrehte und im Spiegel betrachtete. „Ich habe diese Reise nicht für einen Geselligkeitstrip gehalten."
„Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die nichts Enganliegendes hat."
Wenn Blicke wirklich töten könnten, wäre er jetzt wie ein Stein zu Boden gefallen. „Du hast nie diese eine erlebt."
Terence griff wieder nach ihrer Bluse. „Nun, vielleicht noch einen weiteren Knopf."
„Nein." Sie zog die Bluse zusammen. „Ich laufe nicht halb nackt herum, damit du dein Image aufrechterhalten kannst." Mit zusammengebissenen Zähnen riss sie ihm den Lidschatten aus der Hand.
„Geh raus. Ich will nicht, dass du so um mich herumschwirrst."
„Fünf Minuten." Er steckte die Hände in die Taschen und schlenderte aus dem Bad.
Sie brauchte zehn, aber er entschied sich, nicht zu drängen. Die Wut hatte einen rosigen Hauch auf ihre Wangen gebracht, zu dem sie noch Rouge
hinzugefügt hatte. Sie hatte Lidschatten und Eyeliner großzügig benutzt, sodass ihre Augen riesig waren wie Untertassen und einen schweren Schlafzimmerblick hatten.
„Billig genug für dich, Monsieur Cabot?"
„Es wird gehen", sagte er, schon an der Tür. „Na los schon, gehen wir."
Sie kam sich wie ein Idiot vor, und soweit es sie anging, sah sie auch so aus. Doch andererseits ließ Terence sie nicht allein im Hotel zurück. Sie holte tief Luft. Wenn sie schon eine Rolle spielen sollte, dann wollte sie sie auch gut spielen.
Als sie aus dem Hotel traten, hakte sich Gillian bei ihm ein, schmiegte sich an ihn und lächelte ihn an.
„Soll ich verrückt nach dir sein?"
„Auf alle Fälle nach meinem Geld."
„Oh, du bist reich?"
„Steinreich."
Sie blickte über ihre Schulter, als sie in ein Taxi stieg. „Und warum habe ich dann keinen
Schmuck?"
Kleine Neunmalkluge, dachte er und wünschte, er würde sie deswegen nicht mehr mögen. Er legte die Hand fest auf ihren Po. „Du hast ihn noch nicht verdient, Sweetheart."
Die Schminke konnte nicht das Feuer und die Herausforderung verbergen, die in ihren Blick traten. Terence nahm neben ihr Platz und nannte dem Fahrer die Adresse. „Sprichst du
Französisch?", fragte er dann Gillian.
„Gerade genug, um zu wissen, was ich im Restaurant bestellen soll."
„Auch gut. Halt den Mund und überlass mir das Reden. Von dir erwartet man sowieso nicht, sehr helle zu sein."
Er sagte ihr für ihren Geschmack zu oft, dass sie den Mund halten sollte. „Ich habe schon gemerkt, dass sich dein Frauengeschmack mit dem der Männermagazine deckt."
Sie fuhren aus dem Teil der Stadt heraus, der durch Hotels und große, moderne Geschäfte gekennzeichnet war. An den Hafen schloss sich die alte Medina an, die originale arabische Stadt, von Mauern umschlossen und labyrinthisch mit engen Gassen durchzogen. Zu jeder anderen Zeit hätte es sie fasziniert. Sie hätte sich gewünscht, aus-zusteigen und sich umzusehen, zu riechen und zu berühren. Nun war es nur ein Ort, wo ein Hinweis gefunden werden konnte.
Terence bezahlte den Fahrer. Gillian stieg aus und betrachtete die vielen kleinen Geschäfte und die Touristen, die von ihnen angezogen wurden. Der Charme war da, das Alter, die arabische Würze. Exotische Farben, offene Basare, Männer in Gewändern.
Die Straße lag im Schatten, die Ladenfenster vollgestopft mit
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