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04 - Wohin die Zeit uns treibt

Titel: 04 - Wohin die Zeit uns treibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Souveniren und Seide und einheimischem Kunsthandwerk. Die Frauen, die sie sah, waren hauptsächlich Europäerinnen, unverschleiert und in Hosen. Der Wind war mild und trug den Geruch des Wassers mit sich, von Ge-würzen und stinkendem Müll.
    „Es ist so anders." Sie hakte sich wieder bei Terence unter. „Man liest so viel über diese Orte, aber es ist nichts im Vergleich zur Wirklichkeit. Sie ist so ... exotisch."
    Er dachte ans Armenviertel, wo er heute Nachmittag gewesen war, an die ohne Genehmigung hingebauten Hütten, das Elend, nur einen Steinwurf entfernt von reizenden Straßen und hübschen Läden. Ein Slum war ein Slum, in welchem Kulturkreis auch immer.
    „Hier." Terence hielt vor einem Juweliergeschäft, das im Fenster Gold und Silber und glänzend polierte Edelsteine ausstellte. „Lächle und sieh dumm aus."
    Gillian hob eine Braue. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so talentiert bin, aber ich tue mein Bestes."
    Die Glocke über der Ladentür bimmelte, als sie eintraten. Der Mann hinter der Theke mit einem Gesicht wie eine verbrannte Mandel und fast weißem Haar blickte auf. Sofortiges Wiedererkennen zeigte sich in seinem Blick, bevor er mit einem Kunden weiter um ein Armband feilschte. Terence legte die Arme auf den Rücken und musterte die ausgestellten Waren.
    Der Verkaufsraum war klein, vom Hinterzimmer durch einen Perlenvorhang abgeteilt. Musik spielte, die Gillian an Hirten denken ließ, die ihren Herden etwas vorspielten. Es roch angenehm nach Ge-würzen - Nelken und Ingwer -, und ein Ventilator verteilte träge die Luft im Laden.
    Der Boden war aus abgetretenem Holz. Obwohl die Juwelen glänzten, war das Glas der Schaukästen stumpf und voller Fingerabdrücke. Sich an ihre Rolle erinnernd, spielte Gillian mit Halsketten aus blauen und roten Steinen. Sie seufzte beim Gedanken daran, wie sehr sich Caitlin über eine solche Kette freuen würde.
    „ Bon soir. " Mit übereinandergelegten Händen wandte sich der Ladenbesitzer Terence zu. „Es ist lange her, alter Freund." Er sprach Französisch. „Ich hätte Sie nicht so bald wieder in meinem Laden erwartet."
    „Ich kann schließlich nicht nach Casablanca kommen, ohne bei einem alten und wertvollen Freund vorbeizuschauen, al-Aziz."
    Der Ladenbesitzer neigte den Kopf, fragte sich schon, ob er ein Geschäft machen könnte. „Sie sind geschäftlich hier?"
    „Teils geschäftlich." Er zeigte auf Gillian. „Teils zum Vergnügen."
    „Ihr Geschmack ist exzellent, wie immer."
    „Sie ist hübsch", sagte Terence teilnahmslos.
    „Und nicht klug genug, um zu viele Fragen zu stellen."
    „Sie wollen ihr ein Spielzeug kaufen?"
    „Vielleicht. Ich habe aber auch etwas zu verkaufen."
    Verärgert, aus der Unterhaltung ausgeschlossen zu sein, trat Gillian zu Terence. Sie legte einen Arm um seinen Hals, hoffte, die Pose sei sexy genug.
    „Ich hätte genauso gut im Hotel bleiben können, wenn du den ganzen Abend Französisch redest."
    „Tausendmal Entschuldigung, Mademoiselle", sagte al-Aziz in präzisem Englisch.
    „Kein Grund zur Entschuldigung." Terence gab Gillian einen leichten Klaps auf die Wange. „Also, Chérie, such dir irgendetwas Schönes aus."
    Sie wollte ihm liebend gern ins Gesicht spucken, doch stattdessen sah sie Terence kokett an. „O
    André, irgendetwas?"
    „Natürlich, was du willst."
    Das zahle ich dir zurück, dachte Gillian und beugte sich über die Auslage wie ein Kind in einem Eissalon. Gut und teuer.
    „Wir können freimütig miteinander reden, mon ami", fuhr Terence fort. Er lehnte sich an den Tresen und faltete die Hände auf dessen Glas. „Meine Begleiterin versteht kein Französisch. Ich nehme an, Sie haben ... nun, noch gute Kontakte?"
    „Ich darf mich so glücklich schätzen."
    „Sie erinnern sich, vor einigen Jahren hatten wir ein Geschäft, das für beide Seiten einträglich war.
    Ich will Ihnen ein weiteres vorschla- gen."
    „Ich rede immer gern über Geschäfte."
    „Ich habe eine vergleichbare Ladung. Sie stammt von unseren kapitalistischen Freunden. Meine Quellen verraten mir andererseits, dass sich hier in Marokko eine gewisse Organisation niedergelassen hat. Ich bin sicher, sie ist an dem interessiert, was ich anzubieten habe - natürlich zum gegenwärtigen Marktpreis."
    „Natürlich."
    „Sind Sie daran interessiert, das Geschäft zu vermitteln?"

    „Für die übliche zehnprozentige Provision?"
    „Natürlich."
    „Möglich, dass ich Ihnen helfen kann. Zwei Tage.
    Wo kann ich Sie erreichen?"
    „Ich

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