04 - Wohin die Zeit uns treibt
ich wetten. Geht ... geht es ihm gut?"
„Ich schwöre, er wird jedes Jahr jünger. Wenn ich eine Wette abschließen sollte, würde ich sagen, Musik ist ein Jungbrunnen. Er kann immer noch einen Teenager in den Schatten tanzen. Komm und sieh es dir selbst an."
„Warten wir's ab. Hör zu, grüße Carrie und Alana.
Und Mom."
„Das tue ich. Terence, ich liebe dich. Wir alle lieben dich."
„Ich weiß." Er zögerte. „Maddy?" „Ja?"
„Hals- und Beinbruch." Er legte auf, ging aber lange nicht zurück ins Bett.
Am nächsten Morgen beobachtete Gillian, wie sich Terence Cabots konservativen Anzug anzog. Mit angespannten Nerven wartete sie, schweigend, während er sich die passende Krawatte aussuchte.
Welchen Unterschied macht es schon, wollte sie schreien und toben. Doch schweigend sah sie zu, wie er Cabots kleine Pistole in die Tasche steckte.
Die Waffe kann ihm auch nicht helfen, dachte sie. Er nahm sie nur mit, weil Cabot sie mitnehmen würde.
Was ihre Schutzfunktion anging, hätte sie ebenso gut mit Wasser gefüllt sein können.
Er drehte sich um, und der Mann, der sie in der Nacht so wild geliebt hatte, war André Cabot geworden. Er war schlank, aufgeputzt und kalt blickend. Jetzt war also der Augenblick gekommen.
Sie presste die Lippen aufeinander, hasste es, hilflos am Boden zu stehen, während alle, die sie liebte, auf einem Drahtseil balancierten. „Alles, was ich tun kann, ist also warten."
„Richtig." Er zögerte einen Moment. „Gillian, ich weiß, warten ist der schwerste Teil."
„Dann wird mir wenigstens erlaubt sein zu beten."
„Es könnte nicht schaden." Er nahm ihre beiden Hände. Die Dinge haben sich geändert, erkannte er, zu sehr und zu schnell. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren war der Abschied schmerzhaft. „Ich hole sie heraus."
„Und dich." Ihr Griff wurde fester. „Versprichst du mir das?"
„Sicher." Oft waren Lügen notwendig. „Weißt du was? Wenn das erst vorbei ist, machen wir Urlaub.
Ein paar Wochen, einen Monat. Du kannst dir aussuchen, wohin."
„Überallhin?"
„Sicher." Er beugte sich vor, um sie zu küssen, streifte aber nur mit den Lippen ihre Stirn. Er hatte Angst, wenn er sie hielt, wenn er sie wirklich küsste, war er nicht in der Lage, sich abzuwenden und zu gehen. Aber er erlaubte sich einen Augenblick, einen langen Augenblick, um ihr Gesicht in seinem Gedächtnis zu speichern - ihren Milchteint mit den versprenkelten Sommersprossen, die dunkelgrünen Augen, den Mund, der so süß, so leidenschaftlich sein konnte. „Überleg es dir, während ich weg bin."
Er ließ sie los und griff nach seinem Aktenkoffer.
„Du hast zwei ISS-Wachen, Doc, mach aber keine Besichtigungstour. Ich bleibe nicht länger als ein, zwei Tage weg."
„Ich warte."
Er ging zur Tür, und sie kämpfte damit, ein sich selbst gegebenes Versprechen zu halten. Sie hatte sich geschworen, sie würde es nicht sagen. Aber er ging. Gleich war er weg und ...
„Terence?"
Er blieb stehen, drehte sich leicht ungeduldig um.
„Ich liebe dich."
Seine Miene veränderte sich, sein Blick verdunkelte, vertiefte sich. Für einen Herzschlag schien es, als käme er zu ihr. Dann wurde seine Miene ausdruckslos. Er öffnete die Tür und ging ohne ein weiteres Wort.
Sie hätte sich aufs Bett werfen und weinen können. Sie hätte alles Zerbrechliche im Zimmer herumwerfen und ausrasten können. Die
Versuchung war riesig, beides zu machen. Doch sie blieb einfach stehen.
Jetzt waren die Räder in Bewegung gesetzt worden und konnten nicht mehr angehalten werden.
Sie konnte beten, aber ansonsten konnte sie nichts tun. Immer wenn es schien, als gäbe es kein Morgen mehr, war es das Beste, Pläne für den nächsten Tag zu machen.
Sie ging zum Telefon und fragte nach der Nummer, die Terence gestern Nacht verlangt hatte.
Ihr fotografisches Gedächtnis aufrufend, sagte Gillian der Person, die sich meldete, dasselbe, was Terence gesagt hatte. Mit hämmerndem Herzen wartete sie, dass jemand abnahm. Sie zuckte zusammen, als sich eine verschlafene und ärgerliche männliche Stimme meldete.
„Hallo, ich möchte gern mit Madeline O'Hara sprechen."
Es folgte ein Fluch und im Hintergrund das Gemurmel einer Frau. „Wissen Sie, wie spät es ist?"
„Nein." Gillian verdrehte die Augen und hätte fast gelacht. Terence war unterwegs zu Husad, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie spät es in New York war. „Es tut mir leid, ich bin im Ausland."
„Es ist Viertel nach vier, nachts", half ihr
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