04 - Wohin die Zeit uns treibt
Roy.
„Und meine Frau will schlafen. Ich übrigens auch."
„Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich bin eine Freundin ihres Bruders. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal anrufen kann." Und Terence würde sie bestimmt umbringen, wenn er herausfand, dass sie es überhaupt versucht hatte. „Wenn ich nur einen Augenblick mit ihr sprechen könnte."
Es folgte Funkstille, dann murmelte jemand. Dann war die Verbindung so klar, dass Gillian die Bettfedern quietschen hören konnte. „Hallo? Ist alles in Ordnung mit Terence? Ist etwas geschehen?"
„Nein, es ist alles in Ordnung." Sie hoffte es. „Ich bin Gillian Fitzpatrick. Eine Freundin."
„Ist Terence in Irland?"
„Nein." Sie lächelte. „Miss O'Hara, also, ich denke, es ist das Beste, offen zu sein. Ich liebe Ihren Bruder, und ich denke, es wäre für ihn sehr gut, wenn er nach Hause käme. Ich dachte, Sie könnten mir helfen, es zu arrangieren."
Maddy lachte laut auf, schlang einen Arm um ihren sehr übel gelaunten Mann und entschied, Gillian Fitzpatrick sei vom Himmel geschickt worden. „Sagen Sie mir, was ich machen kann."
Terence saß schweigend im Wagen, der nach Osten fuhr. Sie waren tief in den Bergen, und die Fahrt war alles andere als bequem. In Ca- bots Art beklagte er sich darüber, ohne mit dem Fahrer ein Gespräch anzufangen. Terence hatte sich zurückgelehnt und prägte sich die Route so sorgfältig ein, als müsste er eine Karte zeichnen.
Terence blickte auf seine Uhr. Das Peilgerät darin sollte seinen Aufenthaltsort an Breintz übermitteln.
Wenn sein Glück - und die ISS-Technologie - hielt, würden Husads Sicherheitsleute es nicht entdecken.
Falls doch ... Damit würde er sich beschäftigen, wenn es so weit war.
Es gab Zeiten, in denen es sich nicht auszahlte, zu weit nach vorn zu denken. Es beschwerte die Gegenwart, und es war immer der Augenblick, der gemeistert werden musste. Darum versuchte er auch, nicht an Gillian zu denken und an das, was sie gesagt hatte. Falls sie es so gemeint hatte.
Sie liebte ihn. Terence spürte, wie die Emotion sich in ihm breitmachte, warm und kräftig und kein bisschen beängstigend. Sie hatte es gemeint. Er hatte es in ihrem Blick gesehen, da und schon vorher.
Als sie es gesagt hatte, wollte er zu ihr gehen, sie hart und fest und endlos halten. Er wollte Versprechungen machen, obwohl er nicht wusste, ob sie zu halten waren. Er hatte es nicht gemacht, weil er sie liebte ... was sie vielleicht nur schwer verstehen konnte.
Er hatte noch nie eine Frau geliebt, also kannte er nicht das Tauziehen zwischen dem Eigensüchtigen und dem Uneigensüchtigen. Ein Teil von ihm wollte nehmen, was sie so sorglos anbot. Ein anderer Teil von ihm fühlte, dass es falsch war, fast ein Frevel für einen
Mann wie ihn, ihre reinen Gefühle zu nehmen, wo er doch schon lange vergessen hatte, wie er sie zurückgeben konnte.
Der Wagen fuhr über eine Erhebung, und vor ihnen erhob sich Husads Hauptquartier. Es war direkt in die Felssteine eines Berges gehauen, verschmolz fast mit der wilden Einsamkeit der Landschaft. Hier gab es kein kultiviertes Land, keinen Fluss, keine Ortschaft. Es war das Land für Gesetzlose und Aussteiger - und für die Hoffnungslosen.
Der Fahrer drückte in einen kleinen Kasten am Armaturenbrett einen Code, und nach wenigen Sekunden öffnete sich ein Tor im Felsen. Der Wagen fuhr direkt in den Berg.
Er war drinnen. Terence zupfte an seiner Manschette, nachdem er ausgestiegen war, und blickte sich um. Vor ihnen verlief ein endloser, schwach erleuchteter Tunnel, dessen Boden und Wände aus Felsgestein waren. Hinter ihnen ging das Tor wieder zu und schloss die Sonne und die Hitze aus. Er hörte das Geräusch einer sich öffnenden Tür und Schritte.
Es war Kendesa, der ihn begrüßte. „Wieder pünktlich. Ich vermute, die Fahrt war etwas beschwerlich."
Terence neigte den Kopf. „Geschäfte verursachen häufig körperliche Unannehmlichkeiten."
„Es tut mir leid. Vielleicht trinken Sie mit mir einen ausgezeichneten Chardonnay, bei dem Sie sich schnell wieder entspannen können."
„Meine Waffen?"
„Natürlich." Kendesa machte ein Zeichen. Zwei Männer schienen direkt aus der Felsenwand zu kommen. „Sie werden direkt zum General gebracht, wenn Sie keine Einwände haben."
„Ich würde gern einen Chardonnay genießen, bevor ich mich mit dem General treffe." Nach einigem Zögern nahm Terence die Einladung an.
„Ausgezeichnet." Kendesa machte eine einladende Handbewegung nach vorn. „Ich
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