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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gehörten zu einer lose organisierten Horde von etwa vierhundert Menschen, die zwischen den Trümmern des Westends in Erdhöhlen hausten. Die meisten waren krank und hungrig. Und alle zu mutlos, um sich in die Wälder zu wagen, wo es seit kurzem wieder jagbares Wild gab. Und zu schwach, um ins Innere der Ruinenstadt vorzudringen, und sich mit den Lords auseinander zu setzten, die dort von übergroßen Ratten, wilden Hunden und Tauben einigermaßen satt wurden.
    Der Mann legte seinen toten Sohn vor dem alten Pain in den Staub. Der Reverend ging vor der
    Leiche in die Hocke. Sie stank nach verwestem Fleisch und fauligem Blut. Den Vater schüttelte ein Weinkrampf, während er auf eine Wunde am Hals des Toten zeigte. Die Augen des Reverends aber wurden schmal und seine Gestalt straffte sich mit einem Mal.
    »Sie haben ihn ausgesaugt…!« Der verzweifelte Lumpenmann schlug sich mit den Fäusten gegen Brust und Stirn.
    Pain betrachtete die Wunden. Sie waren tief und saßen neben dem Kehlkopf über der Schlagader. Bisswunden, ohne Zweifel.
    »Der Siebzehnte in fünf Tagen!«, schluchzte der Mann. »Frauen, Männer, Kinder - sie graben nach Wurzeln und suchen Aas am Waldrand oder spielen in den Trümmern und kehren nicht mehr zurück. Und irgendwann findet man sie ausgeblutet, doch nirgendwo ist Blut zu sehen…!«
    »Nosferatu!« Pain sprang auf. »Verfluchte Höllenbrut!« Hart und kantig wurde seine Miene, seine Augen entschlossen und jung. Therese und das trauernde Paar sahen ihn erschrocken an.
    »Der HERR sei uns gnädig! - Ich werde die Vampire vernichten…!«
    ***
    Südwestliche Appalachen, 2517 n.Chr. (505 n.CF.)
    Der Schädel des Grünschuppigen zuckte zur Seite. Matt sah die kantigen Spangen seiner Schulterblätter, die Sehnenstränge rechts und links seiner Wirbelsäule, das Muskelgeflecht seines Gesäßes. Ein Grunzen, ein Fauchen, ein Sprung - und nichts als niedergetretenes Gras mehr an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte.
    Ohrenbetäubend dröhnte das Motorengeräusch, dazwischen das Geschrei einer Männerstimme. Aruula warf sich herum und kletterte zurück auf die Geröllhalde. Matt folgte ihr - ein Reflex, weiter nichts. Es war keine Kraft mehr in seinen Gliedern, kein klarer Gedanke in seinem Kopf. Auf seinen Netzhäuten brannte noch das Bild des Unheimlichen, seine Trommelfelle schwangen noch von dessen Fauchen und in seinem steifen Arm stachen Tausende von Eisnadeln. Motorengeknatter, Männergeschrei, Fauchen, Grunzen und das Donnern von Schüssen umgaben den Geröllhügel. Mit der Linken zog Matt den Driller aus der starren Rechten, damit er nicht den gefühllosen Fingern entglitt und in die Spalten zwischen den Gesteinsbrocken fiel.
    Oben auf der Kuppe stand schon Aruula. Irgendetwas gabs von dort aus zu sehen; etwas das Aruula halb begeisterte, halb schockte - mit offenem Mund stand sie da und starrte ins Grasland. Matt richtete sich an ihr auf. Sein Arm und seine Finger stachen. Die Panik, er könnte den Arm verlieren, Hand und Finger könnten für immer gelähmt sein, presste ihm das Herz zusammen. Doch das, was er im Grasland vor dem Schutthügel sah, zog seine Aufmerksamkeit augenblicklich von seiner Angst und seinem Schmerz ab.
    Eine Maschine pflügte durchs hohe Gras, eine Art Motorrad. Wie ein Rudel Jagdwild galoppierten die Echsen vor dem brüllenden Motorgefährt her. Das Ding machte einen Höllenlärm. Ein bärtiger, schwarzhaariger Mann steuerte die Maschine. Er schrie unverständliche Sätze. Seine langen Locken flatterten im Fahrtwind, ein schwarzer Schlapphut hing ihm im Nacken. Auch seine Kleider waren schwarz.
    Er lenkte das Gefährt links an den Echsenwesen vorbei.
    »Er will ihnen den Weg zurück in den Wald abschneiden!«, rief Aruula. Tatsächlich änderten die Schuppigen ihren Kurs und galoppierten ein Stück nach Westen. Der Motorradfahrer riss die Lenkstange herum, die Maschine legte sich in eine scharfe Kurve.
    Hin und her gerissen zwischen Unglauben und atemloser Spannung beobachtete Matt, wie die Maschine die sechs Echsen erneut einholte. Die Bestien galoppierten jetzt zwischen dem Jäger und der Trümmerhalde, von der aus Matt und Aruula das unwirkliche Schauspiel beobachteten. Und prompt änderten sie wieder die Fluchtrichtung und versuchten ins offene Grasland zu entkommen.
    »Er treibt sie direkt auf uns zu!« Matt rieb sich seinen Arm. Eiskalt und leblos fühlte er sich an.
    »Ich kann nicht schießen - meine Finger gehorchen mir nicht mehr… Wo ist dein

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