040 - Die Faust Gottes
sich um. Die Holzdielen, die ihm als Matratze gedient hatten, hingen quer über ein paar leeren Benzinkanistern. Alle vollen Kanister und sämtliche Treibstofffässer fehlten.
Jetzt verstand er, warum Jagger und seine Lords in den Ruinen des Westends aufgetaucht waren.
»HERR vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun…«
»Was sollenwa tun, Rev'rend?«, flüsterte Whooler. »Sollnwa das Messa auser Brust ziehn?«
»Später«, stöhnte der Reverend. »Wenn ich tot bin…« Jemand gab ihm zu trinken, Whooler wischte ihm den Schweiß aus dem Gesicht. »Bestattet mich hier in diesem Gewölbe…« Ein Hustenanfall schüttelte seinen Körper. Blut schoss aus seinem Mund. »Seite an Seite mit Therese, hört ihr…?« Whooler und seine Gefährten nickten.
Pain verlangte, dass man ihm Stoffe und Felle unter den Rücken schob, sodass sein Oberkörper ein wenig erhöht lag. Als er zufrieden war und die Erdlochhauser betreten um den Sarkophag herum standen und nicht wussten, was sie tun oder sagen sollten, hob Pain zu seiner letzten Predigt an.
»Der HERR selbst hat Gericht über den Sündenpfuhl namens Erde gehalten; ihr wisst es, ich hab es euch oft genug gesagt. Die Menschen verfielen dem Bösen, wurden selbst zu Dämonen. Mit seinem Strafgericht stürzte GOTT die Erde in die Verdammnis und ließ nur eine Handvoll Aufrechter am Leben, auf dass sie gegen die Dämonen antreten sollten. Dies sind die Reverends.« Er schloss die Augen. »Mein Kampf ist heute zu Ende. Und der eure beginnt.«
Whooler und die Erdlochhauser schauten sich überrascht an. Einige gingen vor dem Sarkophag in die Knie, bekreuzigten sich und falteten die Hände.
»Dass ihr all das überlebt habt, ist allein GOTTES Werk«, fuhr Pain fort. »Denn ihr seid Auserwählte. Geschah nicht SEIN Wort durch den Propheten Zefanja: Ich will in dir übrig lassen ein armes und geringes Volk, und die werden auf des HERRN Namen trauen? Kehrt also um zum HERRN. Glaubt an ihn und die Heilige Jungfrau, tretet in meine Fußstapfen und vernichtet die Dämonen…!«
Es war Pain, als senke sich der Heilige Geist über die Menschen, die ihn umstanden. Ergriffen von seinen Worten wollten sie alle zum Herrn umkehren -dreiundzwanzig Männer und sechs Frauen. Sie alle wollten die Mission des sterbenden Reverends und seiner Nonne weiter führen. Whooler sammelte die letzten Weihwasserreserven in einer kleinen Plastikflasche, und Pain taufte die Erdlochhauser, einen nach dem anderen. Sie mussten seine Arme stützen, damit er das Kreuz über die Täuflinge schlagen und ihnen die Hand auflegen konnte.
Um jedes einzelne Wort der Taufliturgie musste Pain ringen. Er keuchte, röchelte, spuckte Blut. Aber er taufte sie alle, nahm den obligatorischen Exorzismus vor und weihte die Männer zu Reverends und die Frauen zu Nonnen der »Schwestern der barmherzigen Jungfrau«. Erst als auch der letzte zum Christ geworden war, sank er in die Felle zurück.
Seine Lippen bewegten sich; er hauchte nur noch. Whooler beugte sein Ohr an den Mund des Reverend.
»Geht hinaus in alle Welt, als Streiter der Barmherzigkeit«, flüsterte Pain, »und verteidigt die armen Leute, die GOTTES Strafgericht verschont hat, gegen die Ausgeburten der Hölle. Denn nur so wird die Erde wieder ein Ort der Freude und des Friedens, wenn die Zeit einst gekommen ist…«
Die bekehrten Erdlochhauser bekreuzigten sich und nickten stumm.
»… und noch eins«, röchelte der Reverend. »Die Blutsäufer haben gelogen… Natürlich sind auch sie Dämonen… Amen.«
Er starb in Whoolers Armen.
Sie öffneten den Sarkophag, holten die Knochen des Bischofs heraus und legten sie unter die leeren Benzinkanister. Therese und Reverend Pain aber betteten sie nebeneinander in den steinernen Sarg…
ENDE
[1] Siehe Maddrax Nr. 17 »Blick in die Vergangenheit«, Maddrax Nr. 18 »Die Erben der Menschheit«
[2] Siehe Maddrax Nr. 39 »Flucht in die Todeszone«
[3] Siehe Maddrax Nr. 27 »Ruf des Blutes«
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