Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
eine dünne Rauchsäule in den Morgenhimmel steigen. Der Wind bog sie in ihre Richtung. Sie pirschten an der Hecke vorbei, bis sie eine Lücke fanden, durch die hindurch sie weiter hangabwärts schleichen konnten. Plötzlich ging Matt in die Knie und streckte die Rechte nach hinten aus, um Aruula aufzuhalten.
    »Achtung…!«
    Sie standen an der Kante einer Steilwand.
    Tief unter ihnen füllte dichter Wald einen kleinen Talkessel aus. Ein alter Steinbruch, vermutete Matt. Sie blickten auf das dunkelgrüne Meer wogender Baumwipfel herab. Dunst schwebte darüber. Dunst auch über der Ebene, die sich jenseits des Talkessels ausbreitete und in die der alte Steinbruch und die Waldhänge rechts und links von ihm übergingen.
    Endlich vernünftige Vegetation! Und wahrscheinlich auch genug Tiere, die sie jagen konnten. Vielleicht hatten sie ihr Reittier einen Tag zu früh geopfert…
    »Das Great Valley«, murmelte Matt. Aruula hob die Brauen - »Great Valley« sagte ihr nichts.
    »Wir haben die Westseite des Gebirges erreicht.« Matt deutete auf die Ebene. »Große Städte lagen früher dort unten -Kingsport, Johnson City…« Er unterbrach sich. Was wusste Aruula schon von jenen Städten? Chattanooga, Knoxville - ulkig klingende Namen für sie, weiter nichts. Ihre Vergangenheit war nicht die seine.
    In den Steilwänden des Talkessels wucherten verkrüppelte Birken und Buschwerk. Seine Ränder senkten sich erst steil, dann immer flacher, bis sie sich in der Ebene auflösten. Und links unten, fast am Fuß des Hanges, stand die Rauchsäule. Aus den Baumwipfeln heraus schraubte sie sich ein Stück in das Morgengrauen, bis der Wind sie zerfaserte und in den Waldhang hinein blies. Irgendwo dort unten musste ein Feuer brennen. Ein Blickwechsel genügte. Wortlos und fast gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung. Am Rand des Talkessels entlang näherten sie sich der Quelle des Rauches.
    Beide spürten sie, dass die Zeit der Ruhe vorbei war. Fast zwei Wochen lang waren sie unbehelligt von den Sümpfen im Südosten über die Appalachen gezogen. Die einzige wirkliche Schwierigkeit außer dem fehlenden Jagdglück waren sie selbst gewesen. Ihre Beziehung, genauer gesagt. Nach der Flucht aus Washington und in der Todeszone waren sie selten allein gewesen und hatten auch wenig Zeit gehabt, sich auszusprechen. Jetzt gab es lange Gespräche, Streit auch, und alle zwei Tage Versöhnung und Treueschwüre.
    Die Trennung damals in Plymouth - schlimm war sie gewesen. Und die Zeit ohne Aruula traurig und leer. Matthew Drax hatte den Traum nie aufgegeben, sie wiederzusehen. Und trotzdem andere Frauen gehabt.
    Das Gelände wurde abschüssig. Es roch nach Rauch. Aruula ging in die Hocke. Mit einer Geste winkte sie Matt an ihre Seite und deutete ins Dornengestrüpp.
    Jemand hatte sich einen Weg durch das dornige Geäst gebahnt. Die Bresche war deutlich zu erkennen. Abgerissene Zweige und frisches Laub bedeckten den Waldboden.
    Mit der Schwertklinge zog Aruula einen starken Ast herunter. Die Bruchstelle war glatt und frisch. Er war nicht abgebrochen, er war durchgeschlagen, mit einem Schwert, einer Axt, einem scharfkantigen Werkzeug.
    Sie arbeiteten sich durch die Dornen weiter hangabwärts. Geduckt liefen sie, und von Zeit zu Zeit verharrten sie und lauschten. Wieder war es Aruula, die eine Spur entdeckte. Diesmal im Waldboden. Ein Abdruck von der Größe einer Taucherflosse.
    Matts Finger fuhren an seinen ausgefransten Rändern entlang. Die drei langen Ausstülpungen an der Spitze und die beiden dornenartigen Kerben an der Ferse erinnerten an die Spur einer Vogelkralle. Ein paar Meter weiter fanden sie den nächsten Abdruck. Und gleich darauf noch einen.
    Matt zog und entsicherte den Driller, den er seit Washington bei sich trug. Gut dreißig Miniaturgeschosse enthielt das Magazin noch. Von diesem Moment an bewegten sie sich nur noch in der Hocke und auf den Knien voran.
    Ein kastenförmiges Gebilde erhob sich zwischen den Bäumen aus dem Unterholz. In den Lücken des Gestrüpps, das es überzog, sah Matt Metall glänzen. Und als sie sich bis auf zwanzig Schritte herangeschlichen hatten, wusste er, dass er das Wrack eines 3-MAT vor sich hatte, eines dreiachsigen gepanzerten Militärtransporters. Direkt davor stieg die Rauchsäule auf und verschwand in den Baumkronen.
    »Ich habs geahnt«, raunte Matt. »Hymes und Crow lassen nicht locker. Der Trupp, der uns in die Sümpfe gefolgt ist, war nicht der einzige. [2] Man sucht nach wie vor nach

Weitere Kostenlose Bücher