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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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aufgescheuchten Herzen, vielleicht noch dem Schicksal. Ja, wie eine Beschwörung klang es, wie ein Versprechen. »Wir werden uns treu bleiben, immer…«
    Tief sog Aruula die kühle Luft ein. Die Außenseite ihres Fellmantels war klamm. Sie tastete nach der Feldflasche. Sie lag neben Maddrax' Kopf. Ihre Hand berührte ihn. Einen Atemzug lang verharrte sie. Dann strich sie ihm über das Haar. Behutsam und zart, um ihn nicht zu wecken.
    Sie schraubte die Flasche auf und trank. Eiskalt rann das Wasser durch ihre Kehle. Quellwasser von den Gipfeln, die Maddrax »Appalachen« nannte.
    Ein Schrei zerriss die Morgenstille, langgezogen und schrill. Nicht sehr nahe, aber nah genug um ihn deutlich zu hören. Aruula setzte die Flasche ab und lauschte. Der Todesschrei eines Tieres? Und da - noch einmal: Gleich mehrere Schreie kurz hintereinander. Nein, so schrie kein Tier!
    Sie schraubte die Flasche zu, ging in auf die Knie und legte den Oberkörper auf die Schenkel. Diesmal lauschte nicht ihr Gehör, diesmal lauschte ihr Geist. Tastete sich in die Ferne, suchte die Berührung anderer fühlender Wesen, fremder Gedanken. Und tatsächlich - sie spürte etwas.
    Angst und Schmerz, verwaschen und schwach, ein Hauch nur, ein Rinnsal. Wer immer da unter Schmerzen geschrien hatte, er war noch weit entfernt. Oder starb gerade…
    Und dann, deutlicher, etwas Sprödes, Kaltes. Hunger und Mordgier schlugen Aruula entgegen. Sie wunderte sich, denn so klar hatte sie vor Wochen das Wesen fremder Geister noch nicht empfangen können. Seit sie die große Stadt verlassen hatten, schien ihre Fähigkeit zu Lauschen gewachsen zu sein. Seit Crows Männer ihr die Fähigkeit eine Zeit lang geraubt hatten. Mordlust, Gier, Kälte und Hunger - so machtvoll strömte die scheußliche Lebenskraft des fremden Geistes in ihr Hirn, dass Aruula zurück zuckte. Sie richtete sich auf.
    »Was spürst du?«
    Sie fuhr herum. Hinter ihr stand Maddrax im Halbdunkel neben seinem Schlafplatz. »Ein Kampf«, flüsterte sie. »Jemand stirbt, jemand frisst - hast du die Schrei gehört?« Er nickte. »Mehrere Schreie. Tiere?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein - Tiere fühlen sich anders an. Tiere schreien anders.«
    Aruula stand auf. Sie bückte sich nach ihrem Fellmantel und schlüpfte hinein. »Schauen wir nach.«
    »Nachschauen?«
    Aruula sah es nicht, aber sie hörte es seiner Stimme an, dass er die Stirn runzelte. »Der Schrei kam von Sonnenuntergang her. Aus der Richtung also, in die unser Weg führt. Willst du dich von irgendwelchen Feinden überraschen lassen?« Sie schnallte sich ihr Langschwert auf den Rücken.
    »Je früher wir erfahren, vor wem oder vor was wir uns in Acht nehmen müssen, desto besser.«
    »Stimmt.« Drax ging neben seinen Decken in die Hocke und begann sie zusammenzurollen.
    »Schauen wir also nach.«
    ***
    Sie kamen nur langsam voran. Es gab keinen Pfad, der hangabwärts führte. Jedenfalls fanden sie im Halbdunkeln keinen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als über umgestürzte Bäume zu steigen und sich durchs Unterholz zu arbeiten.
    Aruula ging voran. Lautlos wie ein Raubtier bewegte sie sich. Kaum raschelte Laub an Zweigen, die sie zur Seite bog, und kein Ast brach unter ihren Sohlen.
    Jägerin bis in die Haarspitzen, dachte Matt.
    Viele Monate alte Bilder zogen ihm durch den Kopf: Aruula und er im Eisgebirge der Alpen. Aruula und er in den Flusswäldern zwischen dem ehemaligen München und der befestigten Siedlung von Leipzig. Aruula und er im Urwald Südenglands…
    Damals war er sich noch vorgekommen wie ein Elefant, wenn er neben oder hinter ihr ging. Jetzt verstand auch er es, sich leise in der Wildnis zu bewegen. Wenn auch nicht lautlos wie seine Gefährtin.
    Vielleicht bring ich's ja sogar noch bis zum Jäger. Er blieb dicht hinter ihr.
    Der Hang wurde steiler, das Himmelsgrau in den Lücken der Baumkronen nahm eine rötliche Färbung an. Manchmal rutschte Matt ab und musste sich mit den Händen abstützen. Der Proviantsack auf seinem Rücken wog schwer. Irgendwann griff seine Hand an Fels. Die Bäume standen lichter und zwischen ihnen immer häufiger mannshohes Buschwerk.
    Aruula blieb stehen. Mit beiden Händen griff sie hinter sich und nahm ihr Schwert aus der Rückenhalterung. Mit der Klinge bog sie den Ast eines Dornbusches zur Seite. Mit dem Kopf winkte sie Matt an sich vorbei. Sie hielt den Ast fest und lief selbst unter ihrem Schwert durch. Matthew wartete vor einer niedrigen Gestrüpphecke. Dahinter sahen sie

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