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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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an.
    »Waate, Pain, waate!« Jagger lief neben der anrollenden Maschine her. »Wenne willst, töten wa auch 'n paa vonne Viecha, wasse füa Dämons halst…!«
    »Verblendeter! Es sind Dämonen!«
    Therese gab Gas. Die Maschine machte einen Ruck nach vorn. Reverend Pain schlang die Arme um die Nonne, um sich festzuhalten. Siedend heiß fuhr es ihm durch alle Knochen, als er die Wölbungen ihrer jungen festen Brüste unter dem schwarzen Stoff fühlte. Sofort ließ er los und griff nach dem hinteren Sattelrand. »Führe mich nicht in Versuchung, o HERR, sondern erlöse mich von dem Bösen…«
    Die Maschine holperte über Trümmer und durch kahles Gestrüpp. Rissige und zerfallene Hausfassaden glitten vorbei. Der schreiende Jagger blieb zurück…
    ***
    Südwestliche Appalachen, ehemaliger US-Bundesstaat Tennessee, 2517 n.Chr. (505 n.CF.)
    Sie sah die Konturen zweier Körper, die sich unter den Felldecken abzeichneten. Und Haarschöpfe am Kopfende des Lagers - einen kurzen blonden und einen lockigen dunkelhaarigen. Sie sah das alles wie durch eine schalldichte Glasscheibe hindurch. Kein Ton war zu hören - kein Rascheln, kein Seufzen, kein Stöhnen.
    Dabei bewegten sich die Körper unter der Decke. Und wie sie sich bewegten! Sie drängten sich aneinander, rollten übereinander, umarmten sich, ließen sich los, um gleich wieder übereinander herzufallen, als wollten sie sich verschlingen. Und alles in vollkommener Stille. Fast schmerzte die Stille sie mehr als der Liebestanz der beiden Körper.
    Die Trauer ließ ihr Herz anschwellen. Schwer und eng wurde es. Sie weinte, aber auch das nur stumm.
    Dann rutschte einer der Körper auf den anderen und bäumte sich auf. Die Felldecke glitt von einem nackten Rücken. Ein Frauenrücken. Weiß war die Haut, viel weißer als ihre eigene. Die dunkle Haarmähne peitschte auf und ab, und die Arme des Körpers darunter griffen nach den Hüften der Frau…
    Sie wollte schreien, doch kein Ton löste sich aus ihrer Kehle. Sie sprang auf und rannte los, wollte sich auf die beiden stürzen, aber es war, als würde sie bis zu den Hüften im Moor waten. Sie kam kaum voran. Und plötzlich veränderte sich das Bild. Feuerschein flackerte jetzt an den Wänden neben dem Lager des kopulierenden Paares. »Still!«, rief eine Frauenstimme. Ihre eigene Stimme hinter der Glaswand auf dem Lager. Und plötzlich sah sie ihren eigenen nackten Körper auf dem eines Mannes mit langem, fast weißen Haar. Rulfan…
    Aruula riss die Augen auf und fuhr hoch. Unter ihren Händen spürte sie trockene Erde. Ein kalter
    Wind wehte ihr ins schweißnasse Gesicht. Ihr Herz klopfte. Sie hob den Kopf. Die Blätter über ihr raschelten in der Morgenbrise. Zwischen Lücken in der Laubkrone dräute ein tiefgrauer Himmel. Kein Stern war zu sehen.
    Sie blickte sich um. Keine Glut mehr in der Feuerstelle. Daneben ein kleiner Haufen frisch aufgeworfener Erde. Die Stelle, an der sie gestern Abend die Überreste ihres zweiten Reittiers vergraben hatten. Ihnen war keine Wahl geblieben, als auch das zweite Tier der WCA-Agenten zu schlachten, nachdem das erste schon am zweiten Tag nach Verlassen der Todeszone in einen Gerulbau eingebrochen war und sich einen Vorderlauf gebrochen hatte.
    Die Gegend, durch die sie seit anderthalb Wochen zogen, brachte zwar einige karge - und meinst giftige - Pflanzen hervor, doch ihre Jagd war erfolglos geblieben. Also hatten sie das Tier schließlich schweren Herzens getötet, alles verwertbare Fleisch in dünne Scheiben geschnitten und diese am Feuer getrocknet. Es würde sie eine weitere Woche am Leben erhalten.
    Neben sich hörte Aruula seine Atemzüge, tief und ruhig. In Decken gerollt lag er da und schlief den Schlaf des Gerechten. Aruula stieß einen bitteren Seufzer aus. Ihn schienen keine bösen Träume heimzusuchen.
    Sie schüttelte sich. Weg mit der Trauer, weg mit dem aufsteigenden Ärger. Vergessen, verziehen, vorbei. Oder nein - nur vorbei. Und nur fast verziehen. Und vergessen?
    Es war zu dunkel, um Maddrax' Gesichtszüge erkennen zu können. Sie beugte sich über ihn, ganz nah, bis sie den Hauch seines Atems auf ihren Lippen fühlen konnte. »Nie mehr«, flüsterte sie.
    »Nie mehr soll einer von uns einen anderen lieben, hörst du? Nie mehr…«
    Natürlich hörte er nicht, er schlief ja viel zu tief. Er sollte auch nicht hören, jedenfalls jetzt nicht - oft genug hatten sie es sich beteuert, seit sie Waashton verlassen hatten. Ihr Geflüster galt nicht ihm, es galt ihrem

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