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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Antennen balancierten sie zu einer Ruine, in deren Fassade ein großen Loch klaffte. Reverend Pains Maschine wartete dort unter einem Haufen aus Plastikfetzen.
    In dieser Gegend war es nicht ratsam, sein Motorrad ohne Tarnung irgendwo abzustellen. Das Lumpenpack, das sich großmäulig »Lords« nannte, war ein diebisches Volk. Ersatzteile und vor allem Benzin galten ihnen als wertvollste Zahlungsmittel. Und wer ein altes Treibstofflager in den Trümmern entdeckte, wurde ohne viel Federlesens als Rudelführer auf den Schild gehoben. Pain wusste, dass Jagger sich seit zwei Jahren mit einer Konkurrenz von drei anderen sogenannten »Grandlords« herumschlagen musste.
    Mit vereinten Kräften schoben sie das Motorrad aus der Ruine auf die Straße hinaus. Ein bizarres Gefährt - Pain hatte es aus den Einzelteilen von fast zwanzig Motorrädern zusammengebaut, die er während der jahrelangen Nacht in der Umgebung seines Quartiers aus den Trümmern
    geborgen hatte.
    Anstelle des Hinterrades hatte er die Achse eines Kleinwagens eingebaut und zwei breite Felgen mit Plastiflex-Gürtelreifen einzeln eingehängt. Das Vorderrad war mit einer doppelten Stoßdämpfung versehen. So war die Maschine einigermaßen gelände- und ruinengängig.
    Therese raffte ihr Kleid hoch, schwang sich auf den Sattel, legte den Zündschalter um und trat die Maschine an - sie versuchte es jedenfalls. Doch der Motor stieß jedesmal nur ein dumpfes Knurren aus und verstummte sofort wieder.
    »Steigen Sie ab, Schwester Therese.« Die Nonne gehorchte. Pain bekreuzigte sich. »Sieh gnädig auf deine Diener und ihr Gefährt herab, o HERR!« Er zog ein Fläschchen aus trübem Glas aus seinem Ledermantel, schraubte es auf und begann die Maschine zu umkreisen. Während er betete und sich bekreuzigte, spritzte er drei Mal Weihwasser auf den Motorblock.
    »Jetzt noch einmal, Schwester Therese.« Er schraubte das Fläschchen zu und versenkte es in seiner Manteltasche. Die Nonne - sie pflegte den halb blinden Reverend zu chauffieren - schwang sich erneut auf das Motorrad. Diesmal sprang es sofort an. Das Gebrüll des Motors hallte von Ruinenfassaden und Trümmerhalden wider.
    »Wasn supa Twick!«, tönte es vom Schutthügel her. Der Reverend fuhr herum. Jagger und sechs wilde Burschen seines Anhangs schlitterten und sprangen den Steinhaufen herunter. Zwei trugen weiße Fellbündel unter den Armen. Der Grandlord baute sich vor Pain auf. Die Bewunderung in seiner Miene war echt. »Eakläa ma - wie hasse das annestellt? Wasis innem Fläschche drin?«
    »Der Arm dessen, an den du nicht glauben willst, bewirkt solche Wunder, du armer Lump! Der starke Arm des HERRN!«
    »Aam?« Jagger starrte in den Rotdunst des Himmels, blickte zu den Ruinenfassaden und dann wieder zu Pain. »Wassn füan Aam? Seh nix!« Er wirkte ehrlich verblüfft.
    »Der Arm des HERRN ist unsichtbar, aber wer auf ihn vertraut, erlebt solche Wunder!« Der Reverend ließ Jagger stehen und machte Anstalten, hinter Therese auf die Maschine zu klettern.
    »Waate, Pain, waate ma!« Jagger drehte sich zu seinen Männern um. In respektvollem Abstand bildeten sie hinter ihm einen Halbkreis. Auch wenn man dem greisen Prediger kein Wort glaubte,
    genoss er doch den Ruf eines mächtigen Magiers unter den Lords.
    »Bigload Smith! Liddleload Mac!« Jagger winkte die Männer mit den Fellbündeln zu sich.
    »Gebs'm.« Die beiden in Lederzeug und Sacktuch gehüllten Gestalten schoben sich an ihrem Anführer vorbei. Zwei Schritte vor Pain blieben sie stehen und präsentierten ihm die Felle. Der Reverend sah das Blut in den weißen Haarbüscheln.
    »Is so kalt…!« Jagger machte eine weinerliche Miene. Wahrscheinlich wollte er den Mitleidigen mimen. »Wennde mia's Fläschche gibs, kwiegste Felle dafüa.«
    Reverend Pain starrte das Blut auf den Pelzen an. »Mörderpack! Ihr habt sie getötet!«
    »Übles Gesocks!« Die Miene des Grandlords wurde hart. »Käme middem Schiff und Schlidden ausse Noade, um uns aususpionian. Harn alle weggemacht!« Er fuhr sich mit der Handkante über seinen bärtigen Kehlkopf. Dann deutete er mit einer Kopfbewegung auf die Felle in den Händen seiner beiden Männer. »Also, wasis?«
    »Gott sei deiner Seele gnädig!« Reverend Pain stieg hinter Therese in den Sattel. Er blickte zum Himmel. »Gib meiner Seele Kraft, o HERR! Du hast mich aus deinem eigenen Land in diesen Sündenpfuhl geführt, nun gib mir die Kraft, mich DEINES Auftrags würdig zu erweisen!« Er bekreuzigte sich. Therese fuhr

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