040 - Die Monster aus der Geisterstadt
die leeren Reservemagazine aufzufüllen, damit sie für den nächsten Angriff der Ungeheuer gewappnet waren.
James Rogard hatte sich zu Machu Picchu begeben und starrte stumm auf sie herunter. Manchmal bewegte er die Lippen, doch Dorian, der ihn zwischendurch immer wieder beobachtete, konnte nicht hören, ob er irgend etwas sagte.
Nachdem das Nachladen der Waffen erledigt war und sie die leeren Munitionskisten zusammen mit Felsquadern zu Barrikaden aufgetürmt hatten, wollte sich Dorian dem geistesgestörten Biologen widmen. Dorian wollte ihn darauf hinweisen, daß er Machu Picchu im Dschungel gar nicht getroffen haben konnte, da die Inka-Prinzessin ja hier schlief; und er hatte vor, den Biologen über das Geheimnis auszufragen, das er mit seinem Kollegen und Leidensgenossen Abraham Coe geteilt hatte.
Doch da kam es zu einem Zwischenfall, und Dorian mußte sich um wichtigere Dinge kümmern.
»Seht einmal!« meldete Jeff Parker, der mit schußbereiter Waffe den Tempelhof beobachtete. »Da kommt der Oberpriester mit seinen Dienern. Sie haben sich alle bewaffnet und machen nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck.«
Dorian ließ von Rogard ab und wandte sich dem Ausgang zu. Während sich auf der einen Seite hinter dem Tor zu den Tempelanlagen die alptraumhaften Ungeheuer sammelten, kamen von rechts die Inkas in einer schweigenden Prozession näher; an ihrer Spitze Huica, der Oberpriester. Es handelte sich um etwa dreißig Männer. Sonnenjungfrauen waren keine darunter. Die Inkas hatten sich alle bewaffnet, trugen ihre Lanzen und Kampfbeile aus Obsidian.
»Das bedeutet nichts Gutes«, meinte David Astor.
»Nicht genug, daß wir uns mit den Ungeheuern herumschlagen müssen, jetzt machen uns auch noch die Inkas Schwierigkeiten«, schimpfte Elmar Freytag.
»Rede nicht soviel!« verlangte Elliot Farmer mit seltsamer Erregung in der Stimme. »Mach lieber einige Fotos! Ich beteilige dich am Erlös. Aufnahmen von Inkas im Kriegsschmuck sind nicht mit Gold aufzuwiegen.«
»Da braut sich doch was zusammen?« meinte Parker unsicher.
Dorian nickte nur. Er glaubte zu wissen, was die Inkas wollten. In erster Linie ihren Tod. Bisher hatten sie sich nur zurückgehalten, weil sie gehofft hatten, daß die Ungeheuer aus Machu Picchus Alpträumen die fremden Eindringlinge vernichten würden. Jetzt schien es, daß sie die Geduld verloren hatten.
»Ich werde mit Huica verhandeln«, beschloß Dorian.
»Das darfst du nicht tun!« bat Sacheen. »Es ist zu gefährlich.«
Dorian schüttelte den Kopf. »Die Inkas besitzen ein ausgeprägtes Ehrgefühl. Wenn sie freies Geleit zusichern, dann halten sie sich auch daran. Und keine Sorge, ich gehe nur, wenn sie das tun.«
Er gab den anderen durch ein Handzeichen zu verstehen, daß sie sich abwartend verhalten sollten, schob Sacheens Hand beiseite und stieg über den niedrigen Wall aus leeren Munitionskisten und Felsquadern.
Die Inkas waren etwa zwanzig Meter vor dem Tempeleingang stehengeblieben.
»Willst du mit mir verhandeln?« rief Dorian dem Oberpriester zu.
Huicas Gesicht blieb ausdruckslos. Er überlegte lange, bevor er seinen Leuten ein Zeichen gab. Diese wandten sich daraufhin um und zogen sich bis zu den anderen Gebäuden zurück.
Huica wandte sich wieder Dorian zu. »Ich erwarte dich!«
Dorian schnallte seinen Gürtel mit der Pistolentasche ab und entledigte sich auch der Patronengurte. Er wollte sich schon in Bewegung setzen, als ihm bewußt wurde, daß er das Quipu noch bei sich hatte. Er wollte es lieber zurücklassen. Also händigte er es David Astor aus. Dann erst stieg er über die Treppe hinunter und trat vor den Oberpriester hin.
»Warum haben sich deine Leute bewaffnet?« fragte Dorian.
»Wir wollen Prinzessin Machu Picchu.«
»Warum? Sie ist im Tempel bestens aufgehoben.«
»Das glaube ich nicht. Ich verlange, daß ihr die Prinzessin freigebt. Nur dann kann ich sicher sein, daß ihr ihren heiligen Schlaf nicht stören werdet.«
Dorian lächelte wissend. »Ich habe dich durchschaut, Huica. Ich weiß jetzt, warum du willst, daß wir die Prinzessin nicht wecken.« Er betrachtete sein Gegenüber genau, doch er konnte in dem Gesicht des Inkas keine Regung entdecken. »Du willst unseren Tod. Und du glaubst, daß er uns ereilen wird, solange die Prinzessin schläft. Denn nur solange die Prinzessin in ihren Alpträumen gefangen ist, besteht die Bedrohung durch die Ungeheuer. Du weißt, daß die Ungeheuer aus ihren Alpträumen kommen, deshalb wolltest du
Weitere Kostenlose Bücher