040 - Ein Monster namens Charlie
wie schwer Stella war. Dieses schlanke, fast magere Mädchen… Wie konnte es denn so zentnerschwer sein? Endlich gelang es Emily, sich mit der toten Freundin zu erheben. Stellas Beine drohten gleich wieder wegzurutschen, doch Emily hielt sie fest.
Es war ein erschütterndes Bild, wie sie das tote Mädchen von der Terrasse ins Wohnzimmer schleppte.
Und Frank Terry konnte nichts gegen diesen Wahnsinn tun. Anstatt zu fliehen, plagte sich Emily Fonda mit einer Toten ab, wollte nicht wahrhaben, daß Stella nicht mehr lebte.
Terry wälzte sich auf den Rücken. Das Satansinsekt stürzte sich förmlich auf ihn. Zwischen den weit auseinandergebogenen Zangen – diese dunkle Öffnung –, war das ein Maul?
Frank Terry überlegte nicht lange. Eine Kugel befand sich noch in seiner Waffe. Äußerlich war das Horrorwesen nicht zu verletzen.
Wie sah es mit innen aus?
Blitzschnell stieß Terry den Waffenlauf in die runde Öffnung, und ehe die Zangen zuschnappten, feuerte er die letzte Patrone ab, Beißender Pulverdampf schlug ihm ins Gesicht. Das Mündungsfeuer kam aus dem Maul zurück und versengte Terrys Hand. Er vernahm ein Knirschen, das ihm durch Mark und Bein ging, und sah, wie das Satansinsekt seine Waffe entzweibiß.
Da wußte er, daß auch er verloren war.
Die Riesenameise bereitete ihm ein schnelles Ende…
***
Das Timing stimmte wirklich hervorragend. Kaum war Frank Terry tot, erschienen Walter Downs und Vic Brennan im Penthouse. Sie brauchten sich nicht um die elektronische Sicherung zu kümmern.
Kevin und Terry hatten sie für sie ausgeschaltet.
Downs grinste. »Großartig, ›Charlie‹. He, Vic, ist ›Charlie‹ nicht großartig?«
»Er ist der Beste«, sagte Brennan und lachte.
»Los, zurück, ›Charlie‹! Zurück zum Wagen!«
Die Riesenameise gehorchte. Sie kehrte um und eilte Richtung Terrasse davon. Während sie lief, halbierte sie zweimal ihre Größe, überkletterte die Steinbrüstung und kroch an der glatten schwarzen Marmorfassade hinunter.
Downs und Brennan erkannten sofort, daß der Schock Emilys Geist verwirrt hatte. Sie steckten die Pistolen weg. Dieses Mädchen konnte man nicht einschüchtern. Emily Fonda begriff nicht mehr, was um sie herum geschah.
»Bei der hat’s ganz schön ausgehakt«, sagte Vic Brennan.
»Besser können wir es uns nicht wünschen«, erwiderte Downs.
»Tempo, Vic. Die Nachbarn haben die Schreie und Schüsse garantiert gehört. Bis die Bullen eintreffen, müssen wir über alle Berge sein.«
Sie eilten zu Emily Fonda, die sich mit der toten Freundin immer noch abmühte.
»Sinnlos, was sie sich mit der antut«, sagte Brennan.
»Laß sie, sie weiß es nicht«, bemerkte Downs und trat zu Emily.
»Kommen Sie, wir helfen Ihnen, Emily.«
»Stella…«
»Es wird alles für Ihre Freundin getan, Emily. Lassen Sie sie los. Mein Kollege kümmert sich um sie. Er ist Arzt. Ihre Freundin ist verletzt.«
»Ja…«
»Es wird ihr bald wieder gut gehen, Emily.«
»Ich darf sie nicht verlassen. Ich muß bei ihr bleiben.«
»Sie werden bei ihr sein. Das verspreche ich Ihnen. Geben Sie mir die Hand, Emily. Ja, so ist es brav. Und nun lassen Sie Stella los. Mein Kollege wird Ihre Freundin stützen. Er ist kräftiger als Sie.«
Vic Brennan übernahm die Tote. Walter Downs führte Emily Fonda aus dem Penthouse-Atelier, und Vic Brennan folgte den beiden – ohne Stella Frey. Sie fuhren mit dem Mädchen im Lastenaufzug hinunter und verließen unbemerkt den Wolkenkratzer.
»Charlie« hockte bereits im Leichtmetallkoffer. Vic Brennan brauchte nur noch den Deckel zu schließen.
Völlig apathisch stieg Emily Fonda in den grauen Buick. Ihre blicklosen Augen waren in weite Ferne gerichtet. Das Leben, das bewußt wahrgenommene Leben, schien für sie zu Ende zu sein.
»Okay«, sagte Vic Brennan zu seinem Komplizen. »Wir können abfahren.«
Und Walter Downs fuhr los. Drei Querstraßen weiter kamen ihnen zwei Funkwagen der City Police mit Rotlicht und Sirene entgegen. Die Polizeifahrzeuge rasten an ihnen vorbei.
Brennan wandte sich nach ihnen um und rief lachend: »Ihr kommt zu spät, Jungs, viel zu spät!«
***
Wyatt Fonda verabschiedete sich in der Chefetage von zwei Geschäftspartnern aus Kalifornien. »Wir bleiben in Verbindung«, sagte er. »Und ich wünsche Ihnen einen guten Heimflug.«
»Sie werden sich unser Angebot durch den Kopf gehen lassen, Wyatt?« fragte Herbert Lammery, klein und mickrig von Gestalt, aber ein helles Köpfchen.
»Ich muß gestehen, daß ich es
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