040 - Ein Monster namens Charlie
Taxi. Es war nicht weit, vom Sky Crapper der Firma Fonda-Instrumente bis zu jenem schwarzen Marmorwolkenkratzer, in dem Emily mit ihrer Freundin wohnte.
Vor dem Gebäude gab es einen riesigen Menschenauflauf. Patrol Cars standen teilweise auf dem Gehsteig, der Kastenwagen der Mordkommission war da, zwei Ambulanzfahrzeuge.
Wyatt Fonda fühlte sich elend. Er hatte geglaubt, alles getan zu haben, um die Sicherheit seiner Tochter zu gewährleisten. Wie um alles in der Welt konnte sie trotzdem entführt werden?
Er kämpfte sich durch die Menge, brauchte seinen Namen nicht zu nennen, als er die Polizeisperre erreichte. Man kannte ihn und ließ ihn durch. Ein Cop fuhr mit ihm im Penthouse-Direktlift hoch.
»Es tut mir sehr leid, Sir«, sagte er, und Fonda nickte erschüttert.
Er suchte nach einem Fehler. Was habe ich falsch gemacht? fragte er sich. Hätte ich Emily nicht erlauben sollen, von zu Hause auszuziehen? Sie ist einundzwanzig. Ich darf sie nicht mehr bevormunden.
Er hatte gehofft, daß Emily irgendwann zu ihm zurückkehren würde. Das Haus war groß genug. Einen ganzen Flügel hätte Emily für sich haben können.
Aber wenn die Jungen flügge werden, wollen sie raus aus dem warmen Nest. Die Abenteuerlust packt sie, sie wollen etwas erleben…
Der Fahrstuhl hielt an. Wyatt Fonda trat aus der Kabine. Jeder Schritt kostete ihn Überwindung. Sein Magen krampfte sich zusammen, und er hatte den Wunsch, fortzulaufen – ganz weit weg.
Aber er unterdrückte ihn und betrat das Penthouse-Atelier, das er für seine Tochter ausgesucht und – wie er glaubte – zur uneinnehmbaren Festung gemacht hatte.
Ein kleiner Mann mit faltenreichem Gesicht kam auf ihn zu. »Ich bin Captain Davenport«, sagte er und schob sich einen Inhalationsstift in das linke Nasenloch. »Ein ausgewachsener Schnupfen im Spätsommer. Früher war so etwas undenkbar. Aber heute gibt es Klimaanlagen… Oh, damit will ich nichts gegen Ihre Produkte sagen … Ich glaube, Fonda-Instruments stellt sie auch her …«
Wyatt Fonda nickte niedergeschlagen. »Schon gut, Captain.« Sein Blick schweifte durch den Raum. Ein Bild des Grauens bot sich ihm und wollte ihm das Herz abdrücken.
Drei Leichen…
Und wie schrecklich sie zugerichtet waren. Fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ein furchtbares Massaker hatte in diesem Penthouse-Atelier stattgefunden.
Der Polizeifotograf war noch damit beschäftigt, Aufnahmen vom Tatort und von den Toten zu machen. Der Polizeiarzt, ein junger weißblonder Mann, beendete soeben seine ersten Untersuchungen.
Wyatt Fonda wankte von einer Leiche zur andern. »Wer hat das getan, Captain?« preßte er mühsam hervor. »Das kann kein Mensch gewesen sein. Das war eine Bestie…«
»Ich wollte, ich hätte Ihnen diesen Anblick ersparen können, Mr. Fonda«, sagte Jack Davenport. »Ich selbst bin seit fast zwanzig Jahren im Polizeidienst, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Sie haben recht, Sir, hier muß wirklich eine Bestie gewütet haben… Die Nachbarn hörten Schreie und Schüsse. Wir wissen nicht, auf wen Albert Kevin und Frank Terry geschossen haben, da mir die beiden aber bekannt sind, weiß ich, daß sie noch nie ein Ziel verfehlt haben. Das bedeutet, ihre Kugeln trafen. Aber wen? Und wieso fanden wir nur plattgedrückte Querschläger? Und noch eine Frage: Wie kamen die Entführer – ich gehe davon aus, daß es mindestens zwei waren – hier rein? Ich habe mir die elektronische Sicherung an der Tür angesehen. Meines Erachtens ist es unmöglich, sie zu überlisten.«
Jack Davenport schnupperte wieder an seinem Inhalationsstift.
»Seit ich hier bin«, sagte der Captain, »versuche ich mir die Situation vorzustellen. Die Kidnapper tauchen auf. Sie kennen den Code nicht, zwingen Kevin und Terry mit vorgehaltenen Waffen, die Zahlenkombination bekanntzugeben…«
Wyatt Fonda schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Das hätten Kevin und Terry nie getan. Sie wären eher gestorben, als den Code preiszugeben, Captain.«
Davenport nickte. »Sehen Sie, dasselbe denke ich auch. Kevin und Terry konnte man nicht einschüchtern, das war einfach nicht möglich. Dennoch gelang es den Kidnappern irgendwie, die Penthouse- Türsicherung auszuschalten.« Der Captain kratzte sich hinter dem Ohr. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich solche verzwickte Fälle hasse. Man überlegt hin und her und kommt auf keinen grünen Zweig… Angenommen, eines der beiden Mädchen fing hier drinnen zu schreien an …«
»Warum hätten sie das
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